Herzog
Ernst, niederrhein. Gedicht eines unbekannten Verfassers aus dem 12. Jahrh., auf lateinischer Quelle [* 2] beruhend, nur in geringen Bruchstücken vorhanden. Vollständig besitzen wir es in zwei Umarbeitungen des ausgehenden 12. und des 13. Jahrh., von welchen die letztere früher nach einer mißverstandenen Stelle dem Heinrich von Veldeke zugeschrieben wurde (abgedruckt in v. d. Hagen [* 3] und Büschings »Deutschen Gedichten des Mittelalters«, Berl. 1818). Nach dem deutschen Gedicht wurde ein lateinisches in Hexametern von einem Dichter Odo um 1206 verfaßt (in Martènes »Thesaurus anecdotorum«, Bd. 3) und zugleich eine lateinische Prosa (Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 7), auf welcher wiederum das deutsche Volksbuch des 15. Jahrh. beruht.
Ferner existiert noch eine strophische Bearbeitung in dem sogen.
Herzog
Ernst-Ton oder der
Berner
Weise (13zeilige
Strophe) vom Anfang des 14. Jahrh. (abgedruckt in
Haupts
»Zeitschrift«, Bd. 8), wovon sich eine abgekürzte
Bearbeitung in der
Dresdener
Handschrift des
Heldenbuchs (s. d.) findet. Über die
Sage, welche zweierlei historische Begebenheiten
(den
Aufstand Herzogs Ernst
II. von
Schwaben gegen seinen Stiefvater
Konrad II. und die Geschichte Liutolfs,
der sich gegen seinen
Vater
Otto I. empörte) vermischt und verwechselt, hat namentlich
Uhland gehandelt in seiner Inauguralrede
(abgedruckt in den
»Schriften zur Geschichte der
Dichtung und
Sage«, Bd. 5, Stuttg.
1870); der zweite Teil des Gedichts enthält eine abenteuerliche
Fahrt nach dem
Orient. Eine neue
Ausgabe besorgte
Bartsch
(Wien
[* 4] 1869); sie enthält die Bruchstücke, die ältere Umarbeitung, das
Lied und das Volksbuch.