Herzogenbu
chsee
(Kt. Bern,
Amtsbez. Wangen).
473 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, an der Kreuzung der
Strassen
Zürich-Aarau-Bern
und
Burgdorf-Wangen, 7 km sw.
Langenthal. Station der Linien
Olten-Bern und Herzogenbu
chsee-Solothurn-Lyss. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen nach
Bleienbach,
Grasswil,
Koppigen und
Wiedlisbach.
^[Supplement:
Wangen.] Gemeinde,
mit Holz und
Lorraine: 294
Häuser, 2533 reform.
Ew.; Dorf: 245
Häuser, 2112 Ew. Die Kirchgemeinde Herzogenbu
chsee ist nach
Gsteig und
Langnau die drittgrösste
Landkirchgemeinde des Kantons und umfasst etwa den dritten Teil des Amtsbezirkes
Wangen mit den Zivilgemeinden Herzogenbu
chsee,
Berken, Bettenhausen,
Bollodingen,
Graben,
Heimenhausen,
Hermiswil,
Inkwil,
Ochlenberg, Nieder und Ober Oenz, Rötenbach,
Thörigen
und
Wanzwil. Zusammen 7397 reform. Ew. Grosse Kirche, 1728 erbaut. Als vor der Erbauung der Linien
Bern-Biel,
Solothurn-Burgdorf und
Olten-Solothurn die Linie Herzogenbu
chsee-Solothurn die einzige Verbindung zwischen der Linie
Bern-Olten
und den Juragegenden herstellte, entwickelte sich Herzogenbu
chsee rasch zu einem wichtigen
Ort. Aus dieser Zeit datieren sein
stattliches Bahnhofquartier und das Aufblühen der Mehrzahl seiner industriellen Betriebe: Zement- und
Zementsteinfabriken, Schuhfabrik, eine
grosse Seidenweberei, eine Wollbleicherei, Buchdruckerei, Uhrenfabrik, Baugeschäfte.
Käsehandel. Sekundar- und Haushaltungsschule.
Spital. Wasserversorgung in den
Häusern; elektrisches Licht und Kraft vom Werk
Winau. Wochenmarkt und 4 grosse Jahrmärkte.
Herzogenbuchsee
, im Volksmund kurzweg Buchsi genannt, verdankt den ersten Teil seines Namens den Herzogen von Zähringen,
die es zum Unterschied von
Münchenbuchsee (Johanniterkloster) so genannt hatten. 886: Puhsa; 1254: villa
Buxe; vom althochdeutschen buhs = Buxbaum (Buxus sempervirens). S. darüber Schweizer. Idiotikon. Bd IV, S. 1000. Grabungen
auf dem Kirchhügel, die ihm 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurden, haben Ueberreste von römischen Heizungsanlagen
und von drei Mosaiken zu Tage gefördert, von denen ein einen Panther darstellendes Fragment heute im
Museum von Bern
aufbewahrt wird.
Dies und andere Reste lassen den
Schluss zu, dass hier an der Kreuzung der
Strassen von
Burgdorf und Solothurn
einst ein Römerkastell
gestanden habe. Die früheste Geschichte des
Ortes ist nicht bekannt. Die Herzogin Agnes, Gemahlin Berchtholds
II. von Zähringen und Tochter Rudolfs von
Rheinfelden, vergabte 1108 ihre
Güter und die Kirche zu Herzogenbuchsee
der Benediktinerabtei
St. Peter im Schwarzwald. Im folgenden Jahre stiftete sie in Herzogenbuchsee
ein dem gleichen Orden angehörendes Priorat,
das sie dem nämlichen Kloster schenkte. 1557 kauften die
Berner das Priorat und machten es zum reformierten
Pfarrhaus. Von den Zähringern war Herzogenbuchsee
unterdessen an die
Kiburger und von diesen 1406 an Bern
gekommen. Der
Kirchhof
war zu verschiedenen Malen der Schauplatz von blutigen Kämpfen, so 1332 im Gümmenenkrieg, 1374 im Guglerkrieg und 1653 im
Bauernaufstand. Dieser letztere fand hier sein unglückliches Ende: der von den Bauern befestigte Friedhof
wurde von den Bernern mit Sturm genommen, wobei 70
Häuser in Flammen aufgingen.