Heruler
(Heruli, Eruli), german. Volk, mit den Sciren, Turcilingern und Rugiern stammverwandt, wird zuerst um die Mitte des 3. Jahrh. genannt. Ursprünglich an der Ostsee seßhaft, wanderten sie nach Süden und beteiligten sich fast an allen Einfällen der Goten in den östlichen Provinzen des römischen Reichs. Mit den Goten standen sie aber damals bloß in einem bundesgenossenschaftlichen Verhältnis, erst der Amaler Hermanrich unterwarf sie in blutiger Schlacht seiner Herrschaft.
Beim Einbruch der Hunnen teilten sie das Los der unter Hermanrichs Zepter vereinigten Völker und traten, vereint mit Turcilingern und Rugiern, in Attilas Heer auf. Nach Auflösung des Hunnenreichs gründeten sie an der Donau ein Reich. Wilde Roheit war der Hauptcharakter dieses Volksstammes, der hartnäckig bei seinem alten Glauben beharrte und selbst Menschenopfer darbrachte, auch die Altersschwachen und Kranken zu töten pflegte. Die Hilfstruppen, welche sie den römischen Feldherren schickten, halfen Odoaker 476 das weströmische Kaiserreich stürzen.
Ihr König Rodulf schloß mit
Theoderich d. Gr. ein
Bündnis; sie wurden aber bald von den ihnen zinspflichtigen
Langobarden
besiegt und ihr
Reich zerstört, worauf der Rest des
Volkes nach längerm Umherziehen 512
Aufnahme innerhalb
der
Grenzen
[* 2] des römischen
Reichs fand, während eine andre Abteilung nach
Skandinavien zog und dort neben den Gauten Sitze
einnahm. Jene von den
Römern in Unterpannonien angesiedelten Heruler
blieben, obwohl die
Kaiser
Anastasius und Justinian, unter
welch letzterm sie das
Christentum aufnahmen, sie öfters züchtigten, ein unbändiges
Volk. Als tapfere
Krieger leisteten sie jedoch den
Byzantinern nicht geringe
Dienste,
[* 3] besonders bei Besiegung der
Vandalen in
Afrika
[* 4] und der Ostgoten
in
Italien.
[* 5] Sie sowie ihre unabhängig gebliebenen Stammesgenossen tauchen bald hier, bald dort aus dem Völkergewirr der
damaligen Zeit empor und verschwinden endlich ganz aus der Geschichte.