Titel
Hertwig
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1) Karl Heinrich, Lehrer der Tierheilkunde und bedeutender Forscher, geb. zu Ohlau in Schlesien, [* 2] studierte zu Breslau [* 3] Medizin, später in Wien [* 4] und München [* 5] Tierarzneikunde, wurde 1823 an der Tierarzneischule in Berlin [* 6] als Repetitor, 1826 als Lehrer angestellt, 1833 zum Professor und 1870 zum Medizinalrat ernannt. Er trat 1877 in den Ruhestand und starb in Berlin. ¶
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Sowohl als akademischer Lehrer wie durch litterarische Arbeiten hat sich Hertwig
einen großen Ruf erworben. Er schrieb: »Über die
Hundswut« (Berl. 1829);
»Handbuch der praktischen Arzneimittellehre für Tierärzte« (5. Aufl., Leipz. 1872);
»Praktisches Handbuch der Chirurgie für Tierärzte« (3. Aufl., Berl. 1873);
»Taschenbuch der gesamten Pferdekunde« (4. Aufl., das. 1878);
»Die Krankheiten der Hunde [* 8] und deren Heilung« (2. Aufl., das. 1880).
Mit Erdmann gab er eine »Tierärztliche Rezeptierkunde und Pharmakopöe« (4. Aufl., Berl. 1881) und mit Gurlt eine »Operationslehre für Tierärzte« (das. 1847) sowie 1835-1874 das »Magazin für die gesamte Tierheilkunde« heraus.
2) Oskar, Zoolog, geb. zu Friedberg [* 9] bei Frankfurt [* 10] a. M., studierte 1868-72 in Jena, [* 11] Zürich [* 12] und Bonn [* 13] hauptsächlich vergleichende Anatomie, war 1874-75 Assistent von Max Schulze in Bonn, habilitierte sich sodann in Jena für Anatomie und Entwickelungsgeschichte, [* 14] wurde daselbst 1878 außerordentlicher Professor und erhielt 1881 den ordentlichen Lehrstuhl für Anatomie. Außer durch seine gemeinschaftlich mit seinem Bruder Richard (s. unten) herausgegebenen Werke ist er hauptsächlich durch seine »Beiträge zur Kenntnis der Bildung, Befruchtung [* 15] und Teilung des tierischen Eies« bekannt geworden. Auch schrieb er: »Das Zahnsystem der Amphibien« (Leipz. 1874).
3) Richard, Bruder des vorigen, geb. zu Friedberg, studierte gemeinschaftlich mit jenem 1868 bis 1872 in Jena, Zürich und Bonn Medizin und Naturwissenschaften, war 1873-74 Assistent von Max Schulze am anatomischen Institut zu Bonn, habilitierte sich 1874 in Jena für Zoologie, wurde daselbst 1878 außerordentlicher Professor der Zoologie, ging 1881 als Professor der Zoologie nach Königsberg [* 16] und 1883 nach Bonn. Beide Brüder machten gemeinschaftlich eine Reihe von Forschungsreisen und unternahmen mit Häckel 1871 in Lesina, 1875 in Corsica [* 17] und Villafranca zoologische Untersuchungen.
Sie erforschten das Nervensystem der Cölenteraten, suchten auf Grund der Gasträatheorie Häckels weiterzubauen und stellten im Anschluß an Kowalewski Huxley, Balfour u. a. über die Entstehung des mittlern Keimblattes eine eingehende und umfassende Theorie auf. Er schrieb: »Zur Histologie der Radiolarien« (Leipz. 1876);
»Der Organismus der Radiolarien« (Jena 1879),
»Der Zoologe am Meer« (Berl. 1881);
»Die Aktinien der Challenger-Expedition« (Jena 1882).
Die in Gemeinschaft mit seinem Bruder Oskar herausgegebenen Werke sind: »Das Nervensystem und die Sinnesorgane der Medusen« (Leipz. 1878);
»Der Organismus der Medusen und seine Stellung zur Keimblättertheorie« (Jena 1878);
»Studien zur Blättertheorie« (das. 1879-83, 5 Hefte) und »Untersuchungen zur Morphologie und Physiologie der Zelle« [* 18] (das. 1884-85, 4 Hefte).