Heroine
,
weiblicher Heros, Heldenweib.
Heroine
4 Wörter, 39 Zeichen
Mythologie — Griechische Mythologie — Heroen und Sagengestalten
Heroine,
weiblicher Heros, Heldenweib.
(griech., »Held«),
jemand, welcher das Ideal männlicher Kraft [* 3] und ritterlicher Gesinnung darstellt, dann s. v. w. Halbgott und als solcher Gegenstand des Kultus und der religiösen Verehrung. Die allmähliche Entwickelung des Heroentums läßt sich vornehmlich bei den Griechen verfolgen. Zunächst werden wir dabei auf Homer und die epische Nationalsage hingewiesen, deren Heroen immer als die ursprünglichen und vorzugsweise so genannten angesehen wurden, daher auch das Zeitalter der epischen Sage, die mythische Vorzeit der Nation (als deren Grenze die 1104 v. Chr. gesetzte Einwanderung der Herakliden nach dem Peloponnes angenommen worden ist), das heroische genannt wird. In einem solchen Zeitalter ist der Adel ein spezifisch anderes Geschlecht als das Volk, was der Mythus dadurch ausdrückt, daß er die Heroen zu Söhnen der Götter erhebt.
Größere Heroengeschlechter dieser Art waren die Promethiden oder Deukalioniden, die Inachiden, die Agenoriden, die Danaiden, die Pelopiden oder Tantaliden, die Kekropiden, während die Äakiden, Perseïden, Atriden, Herakliden sich als Teile unter je eins derselben einreihen. Am glänzendsten sind bekanntlich durch die Poesie diejenigen Heldenkreise ausgebildet, welche ihre Mittelpunkte in Troja [* 4] und Theben haben. Charakteristisch ist es, daß schon in der Heldenzeit selbst ein Gradunterschied zwischen früher und später gemacht wird, so daß z. B. Nestor (bei Homer) keinen Anstand nimmt, die Helden seiner Jugend denen seines Greisenalters weit voranzustellen.
Homer denkt sich seine Heroen an körperlicher Kraft den gewöhnlichen Menschen weit überlegen; sie sind dem Tod gleich den andern unterworfen, nur werden sie hin und wieder durch die besondere Huld der Götter von der Erde entrückt und dadurch vor dem Tod bewahrt. Von göttlicher Verehrung dieser Heroen finden sich erst bei den nachhomerischen Epikern Spuren, und zwar knüpft sich dieselbe hauptsächlich an die sichtbaren Stätten und Denkmäler der heroischen Vorzeit an, besonders an die Gräber der Helden, denn der Heroenkult ist aus der Verehrung der Verstorbenen hervorgegangen.
Meist noch der Sage angehörig und bloße Gebilde der Phantasie ohne historische Grundlage sind ferner die Heroen, welche als Stifter und Ahnherren von Städten (z. B. Byzas, Gründer von Byzanz), von Phylen u. Demen (Gauen und Bezirken), von Innungen etc. genannt werden. Eine weitere Gruppe bilden historische Personen, die nach ihrem Tod oder selbst noch bei Lebzeiten zu göttlicher Ehre erhoben wurden. Zunächst beschränkte sich diese öffentliche Verehrung auf hochverdiente Männer, wie Harmodios und Aristogeiton, die Gefallenen bei Marathon etc.; dann erstreckte sie sich auch auf solche, die sich durch etwas.
Außergewöhnliches, wenn auch nur durch Körperschönheit, Kraft und Gewandtheit, auszeichneten. In allen diesen Fällen gibt sich das Gefühl für das Dämonische als Grundlage des Heroenkultus zu erkennen, die religiöse Anerkennung nämlich jeder über das gewöhnliche Maß von Stärke, [* 5] Tugend, Geist und Schicksal ausgezeichneten Individualität als einer Manifestation der Gottheit in der menschlichen Natur. Dieses das hellenische Gemüt tief durchdringende und beherrschende Gefühl macht es auch erklärlich, wie die Apotheose zuletzt selbst auf Lebende übertragen werden konnte, wobei sich freilich in verdorbenen Zeiten die Schmeichelei in dem Grad einmischte, daß sich für wirklichen Wert und wirkliches Verdienst aus der Thatsache der Apotheose durchaus kein Schluß mehr ziehen läßt.
Zuerst erhielt Lysander göttliche Verehrung bei Lebzeiten. Nachdem aber durch Alexander orientalische Sitte mit hellenischer verschmolzen worden, griff die Unsitte, insbesondere die Herrscher auf diese Art zu erhöhen, immer mehr um sich. Am weitesten ging man darin an den Höfen griechischer Fürsten im Orient, wie der Seleukiden und Ptolemäer. Von dort ging dieser Kult als ein den Fürsten gebührendes Zeremoniell allmählich auch nach Rom [* 6] über. In weitestem Sinn bedeutet Heros einen jeden Verstorbenen. Die Opfer und Spenden, welche man ¶
dem Heros darbrachte, fallen im allgemeinen unter die Kategorie der Totenopfer. Die Spenden bestanden aus Wasser oder einer Mischung von Milch, Honig, Wein, Öl und wurden in eine Grube westlich von dem Monument gegossen, sowie auch der Spendende dabei gen Westen (die Gegend der Finsternis und der Unterwelt) blickte. Auch Tiere wurden dem Heros geopfert. Manche Heroen hatten ihre Heiligtümer (s. Heroon), von denen die meisten eigentlich als Totenkapellen über ihren Gräbern anzusehen sind. Inschriften lehren uns auch die Verehrung eines Gottes Heros in Thessalien.
Vgl. Ukert, Über Dämonen, Heroen und Genien (Leipz. 1850);
Öhlert, Beiträge zur Heroologie der Griechen (Lauban 1875);
Lippert, Der Seelenkult (Berl. 1881);