Hermetische
Bücher, s. Hermes Trismegistos. [* 2]
Hermetische Bücher
5 Wörter, 45 Zeichen
Hermetische
Bücher, s. Hermes Trismegistos. [* 2]
[* 2] Trismegistos, griech. Bezeichnung für den Mondgott der alten Ägypter, Tehut oder Thoth, [* 4] eine der interessantesten Gestalten der ägyptischen Götterwelt, dargestellt als Ibis oder mit dem Ibiskopf. Die Bedeutung desselben geht aus den reichhaltigen Angaben hervor, welche die Monumente und aufgefundenen Papyrusrollen bieten. Als Mondgott ist Thoth zugleich der Gott der Zeit und der Zeitabschnitte, da diese sich nach dem Mondlauf richten, sodann der »Messer«, [* 5] der Gott des Maßes. Er repräsentiert überhaupt die gleichmäßige Ordnung der Welt, er ist der ihr innewohnende Geist der Ordnung und der Gesetzmäßigkeit. So wird er der Vertreter des Geistes überhaupt und insbesondere der Schutzgott aller irdischen Gesetze. Zugleich ist er der Gott der Intelligenz, der Anordner der gottesdienstlichen Gebräuche, der Lehrer der Künste und Wissenschaften, der Erfinder von Sprache [* 6] und Schrift, der Schutzherr der Bibliotheken. Alle Schrift der Ägypter wird auf Tehut zurückgeführt, und ihre kanonischen Werke über die ¶
verschiedenen Wissenschaften, wie Mathematik, Astronomie, [* 8] Medizin, Tonkunst etc., bezeichnen die Griechen daher als Hermetische Bücher. Eins derselben scheint uns in dem 108 Quartseiten langen sogen. Papyrus Ebers erhalten zu sein, welcher in hieratischer Schrift eine Arzneimittellehre, etwa aus der Zeit der 18. ägyptischen Königsdynastie, enthält (s. Ebers 2). Hermes Trismegistos gilt auch für den Erfinder der Alchimie und der Magie, woher der Name Hermetische Kunst für Alchimie stammt, und zwar sollen diese Wissenschaften anfangs nur als Geheimlehre vom Lehrer auf die Schüler fortgepflanzt worden sein, deren Reihenfolge man die Hermetische Kette nennt.
Schließlich hat Tehut auch eine funeräre Bedeutung: er ist es, welcher die Seelen der Verstorbenen »rechtfertigt«, d. h. untersucht, ob sie gerecht und fromm gelebt haben, und ihnen, nach dem Ergebnis seiner Erwägungen, die Vereinigung mit den Sonnengöttern gestattet. Als die Griechen den Thoth kennen lernten, identifizierten sie ihn mit ihrem Hermes und gaben ihm den Beinamen Trismegistos (»der dreimal große«); schon in den Hieroglyphen heißt Tehut mitunter »der dreimal große« oder häufiger noch »der großegroße«, »zweimal große«.
Bei den Spätern, den Euhemeristen, Neuplatonikern und Christen, galt Hermes Trismegistos für einen alten Weisen oder ägyptischen König, welcher die Menschen belehrt und geheimnisvolle Bücher verfaßt habe. Es entstanden auch durch Vermischung griechischer und ägyptischer Anschauungen eine Anzahl Schriften voll Mystik und Aberglauben, welche ihm zugeschrieben wurden und teilweise noch erhalten sind. Auch bei den Syrern und Mohammedanern fanden diese griechisch-ägyptischen Anschauungen Eingang und haben sich bei ihnen in mehrfachen Fassungen und vermengt mit andern Traditionen lange erhalten. Unter den erwähnten Schriften ist besonders »Poëmander, s. de potestate ac sapientia divina« (neu hrsg. von Parthey, Berl. 1854; übersetzt von Tiedemann, das. 1781) hervorzuheben; andre finden sich in J. L. Idelers »Physici et medici graeci«, Bd. 1 (das. 1841); eine französische Übersetzung der meisten Stücke gab Ménard (»Hermès Trismégiste«, 2. Aufl., Par. 1868).
Vgl. außerdem Baumgarten-Crusius, De librorum hermeticorum origine atque indole (Jena [* 9] 1827);
Hilger, De Hermetis Trismegisti Poëmandro (Bonn [* 10] 1855);
Pietschmann, Hermes Trismegistos (Leipz. 1875).