Hermaphroditos
,
in der griech. Mythologie der Sohn des Hermes [* 2] und der Aphrodite, [* 3] der die Schönheit beider geerbt hatte. Auf dem Ida erzogen, kam er im 15. Jahr nach Karien, wo ihn die Nymphe der Quelle [* 4] Salmakis, in der er sich badete, vergeblich um ¶
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Gegenliebe anflehte. Auf ihr an die Götter gerichtetes Flehen um ewige Vereinigung mit ihm wurden ihre Leiber so verbunden,
daß ein Doppelgeschöpf, halb Mann, halb Weib, Hermaphroditos
genannt, entstand. Der Ursprung der Hermaphroditenidee ist wohl in den
asiatischen Naturreligionen zu suchen, welche nicht nur monströse Zusammenstellungen von Tier- und Menschengestalten
liebten, sondern auch den ihnen eignen Dualismus, der besonders in der Erscheinung des Männlichen und Weiblichen hervortritt,
durch Vereinigung zu überwinden strebten; von einer bloßen »Künstlergrille«
kann keine Rede sein. Hermaphroditos
war ein Lieblingsgegenstand der spätern verweichlichten griechischen Kunst, die ihn bald auf dem
Lager
[* 6] in wollüstigem Schlaf (Statuen im Louvre, in Rom,
[* 7] Florenz
[* 8] etc.), bald stehend in zärtlicher Haltung
oder über seine eigne Natur erstaunt, bald (in pompejanischen Wandbildern) von Eroten oder ihn erstaunt betrachtenden Satyrn
[* 9] und Panen umgeben, bald auch von Satyrn erhascht darstellte. Berühmt war im Altertum besonders eine Statue von Polyklet.