Herdern
(Kt. Thurgau, Bez. Steckborn). 490-560 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des Seerückens in fruchtbarer Landschaft, an der Strasse Hüttwilen-Pfin; 5,5 km n. vom Bahnhof Frauenfeld und 4,5 km s. der Station Mammern der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Frauenfeld-Unter Stammheim. Gemeinde, mit Debrunnen, Tiefenmühle, Rauspfeife, Berghof, Lanzenneunforn und Wilen 145 Häuser, 741 Ew. (552 Katholiken, 158 Reformierte); Dorf: 70 Häuser, 412 Ew. Obst-, Wein- und Ackerbau. Zwei Stickfabriken. Ueber dem Dorf ein altertümliches Schloss mit Nebengebäuden, heute interkantonale Arbeiterkolonie für obdachlose Landstreicher, die neben Nahrung und Wohnung täglich noch 40-60 Rappen Löhnung erhalten. Zählt im Durchschnitt 70-80 Insassen, deren jeder etwa 100 Tage hier untergebracht zu werden pflegt. Die Anstalt wird von den Kantonen Zürich, St. Gallen, Thurgau, Aargau, Appenzell A. R. Schaffhausen, Basel und Obwalden gemeinsam unterhalten und erhält jährlich noch einen Bundesbeitrag von 10000 Franken. Früher stand hier ein einfacher Burgturm, der sog. Barbenstein, der im 12. Jahrhundert erbaut worden ist und ein Lehen der Grafen von Toggenburg war. Wurde 1286 zum erstenmal von einem Edeln, Bettler von Herdern (1286-1311), als Wohnsitz bezogen und 1403 von einem Nachkommen desselben an Ital Egli aus Konstanz verkauft. War bis 1579 Sitz der Egli von Herdern und kam dann zusammen mit dem Dorf und den benachbarten Weilern an einen Zweig der Freiherren von Breitenlandenberg. 1683 von Kaspar von Breitenlandenberg an das Kloster St. Urban verkauft, das den heutigen Bau aufführte. Die Kirche zu Herdern stand schon 1331 unter dem Frauenkloster Mariazell in Kalchrain. Das Dorf Herdern wurde am 10-13. Juni 1876 durch eine nach ausserordentlichen Regenfällen eintretende Schuttrutschung stark bedroht und konnte nur durch sofortige Herstellung von Entwässerungsgräben vor dem Untergang gerettet werden.