Herauch
(Heerrauch,
Hehrrauch,
Haarrauch
[»Haaren« heißen in einigen Gegenden Anhöhen in der
Nähe von
Mooren], auch
Höhenrauch,
Heiderauch, Land-,
Moor-,
Sonnenrauch), ein trockner
Nebel (s.
Nebel), eine Trübung der
Atmosphäre, die während
des Herauchs
in der
Regel sehr trocken ist und von einem rauchähnlichen, bläulichgrauen
Dunste durchzogen wird, welcher die
entfernten Gegenstände nebelförmig verschleiert. Bei größerer
Stärke
[* 2] des
Rauches erscheint die
Sonne
[* 3] strahlenlos, als eine
gelblichrote, oft als eine rötliche oder bräunlichrote
Scheibe.
Der
Rauch erregt die Geruchsorgane durch seinen brenzlig-bituminösen, etwas stechenden
Geruch und macht
überhaupt einen unangenehmen
Eindruck auf den menschlichen
Körper. Derartige
Erscheinungen sind vielfach beobachtet, von besonderer
Stärke und
Ausdehnung
[* 4] im Jahr 1783, wo sich diese Trübung zuerst vereinzelt, aber vom 18. Juni an in dem größten Teil
Europas,
ja bis nach
Asien
[* 5] und
Afrika
[* 6] hin zeigte. Am häufigsten treten diese
Nebel im nordwestlichen
Deutschland
[* 7] und in
Holland auf und zwar in den
Monaten Mai, Juni und Juli; sie erstrecken sich aber auch auf die anstoßenden
Länder, und
in allen
Erdteilen ist das
Phänomen temporär mehr oder minder entwickelt beobachtet worden. Ebenso wie der Herauch
des
Jahrs 1783 aus den großartigen vulkanischen
Ausbrüchen erklärt wird, die in diesem Jahr in
Kalabrien und
Island
[* 8] stattfanden,
erscheint der im nordwestlichen
Deutschland alljährlich auftretende als
Folge des
Moorbrennens. Wird auf den
Mooren stark gebrannt,
so
¶
mehr
ist gegen Mittag der Rauch an der Erde häufig so dicht, daß man in einer Entfernung von 100 Schritt keinen Gegenstand mehr erkennen kann. Diese ungeheure Rauchmasse wird vom Wind fortgetrieben, aber sie erneuert sich immer wieder, bis gegen Abend die Feuer allmählich erlöschen. Bei heiterm Wetter, [* 10] bei welchem das Moorbrennen nur stattfinden kann, herrschen meistens nördliche und nordöstliche Winde, [* 11] und daher erhalten die Gegenden südwestlich, südlich und südöstlich von dem Moorbezirk den meisten Rauch.
Daß der und der Moorrauch identisch sind, kann zunächst aus ihrer Gleichartigkeit in Bezug auf Geruch, Schwächung der Sonnenstrahlen
und Färbung der Sonnenscheibe
[* 12] geschlossen werden sowie aus dem häufigern Auftreten des Herauchs
in Gegenden,
die den Hauptmooren näher liegen, als in solchen, die entfernter von ihnen sind. Außerdem folgt die Identität von Moorrauch
und Herauch
daraus, daß man erstern mit der Windrichtung verfolgen und sich davon überzeugen kann, wie er immer
später und später in größern Entfernungen als Herauch
auftritt. Herauch wird auch durch zufällig entstehende
Moor- und Waldbrände erzeugt.
Auf diese Weise erklärt sich das Auftreten von Herauch
im größten Teil von Europa
[* 13] im Jahr 1834 sowie im November 1819 in Oberkanada.
Daß der Herauch
in der That lästig und sein penetranter Geruch unangenehm ist, kann nicht geleugnet werden;
aber er selbst erzeugt, wie schon Prestel in Emden,
[* 14] welcher die umfassendsten Untersuchungen über den Herauch
angestellt hat, sagt,
weder Dürre noch Kälte; er vertreibt weder den Regen, noch löst er Gewitter auf. Eine schädliche Wirkung des Herauchs
ist
nach keiner Seite hin konstatiert. Zur Hebung
[* 15] der Moorkultur wurde 1870 ein Verein gegründet und 1872 eine
Zentralmoorkommission ins Leben gerufen, unter deren Einfluß das Moorbrennen und mit ihm der Herauch
bald völlig verschwinden
dürfte. Vgl. Moor.