Henriette
Anna, Herzogin von
Orléans,
[* 2] die jüngere Tochter König
Karls I. von England und seiner Gemahlin Henriette
Marie (s. d.), wurde zu Exeter geboren und, einige Wochen alt, von
ihrer
Mutter nach
Frankreich gebracht. Die Restauration der
Stuarts in England (1660) führte sie in ihre
Heimat zurück, doch schon 1661 ward sie mit dem
Bruder
Ludwigs XIV.,
Herzog Philipp von
Orléans, vermählt. Als Schwägerin
des Königs (Madame) wurde durch ihre vornehme und geistreiche
Anmut und Lebhaftigkeit bald der Mittelpunkt des
Hofs;
Ludwig
selbst begegnete ihr mit freundschaftlicher Zuneigung.
Gleichzeitig führte sie dessen geheime Verhandlungen mit ihrem Bruder Karl II. von England. 1670 mußte sie mit dem Hofe die pomphafte Reise nach Flandern unternehmen und sich dann zu Calais [* 3] nach Dover [* 4] einschiffen, angeblich nur um einer Einladung ihres Bruders zu folgen. Nach zehn, unter allerlei Festlichkeiten verlebten Tagen hatte sie Karl von der Triple-Allianz abgebracht und zum Bundesgenossen Ludwigs XIV. gegen die Niederlande [* 5] und zum Partisan der kath. Restaurationspolitik, der sie mit ganzer Seele anhing, gemacht. Acht Tage nach ihrer Rückkehr aus England erkrankte die Prinzessin plötzlich zu St. Cloud und starb schon am folgenden Tage. Man hielt sie (gewiß mit Unrecht) für vergiftet und maß die Schuld bald ihrem eifersüchtigen Gemahl, bald dem Chevalier de Lorraine bei, dessen Verbannung sie bewirkt hatte. -
Vgl. Loiseleur, Trois énigmes historiques (Par. ¶