Henle
,
Friedrich
Gustav
Jakob,
Mediziner, geb. zu
Fürth
[* 2] in
Franken, studierte 1827-1832 zu
Bonn
[* 3] und
Heidelberg,
[* 4] wurde dann unter
Rudolphi
Gehilfe am anatomischen
Museum zu
Berlin
[* 5] und 1834 unter
Joh.
Müller
Prosektor an der
Anatomie daselbst. Als Mitglied der
Burschenschaft verurteilt, doch begnadigt, konnte sich Henle
erst 1837 als
Privatdozent zu
Berlin habilitieren, wo er über mikroskopische
Anatomie und allgemeine
Pathologie las, bekleidete dann
1840-44 in Zürich
[* 6] eine Professur der
Anatomie und später auch der
Physiologie und ging 1844 nach
Heidelberg als zweiter
Professor der
Anatomie.
Hier las er, nachdem ihm 1849 auch die Direktion der anatomischen Anstalt zugefallen war, acht Jahre lang über Anatomie, Physiologie, Pathologie und Anthropologie mit außerordentlichem Erfolg. Er publizierte in dieser Zeit auch sein berühmtes »Handbuch der rationellen Pathologie« (Braunschw. 1846-52; Bd. 1, 3. Aufl. 1855; Bd. 2, 2. Aufl. 1855), durch welches die sogen. rationalistische Schule geschaffen wurde, in welcher die von Friedr. Hoffmann zu Anfang des 18. Jahrh. ausgegangene Idee, daß alle Krankheitszustände von den Nerven [* 7] ihren Ausgang nähmen (Neuropathologie), wieder ihre Vertretung fand und das Bestreben sich hervorthat, sämtliche pathologische Beobachtungen an der Hand [* 8] bekannter physiologischer Thatsachen zu erklären und auf Grund der letztern Heilung der Krankheiten zu ermöglichen.
Die Neuropathologie war aber einseitig, die physiologisch-rationalistische
Richtung verfrüht und führte zum
Konstruieren.
Henle
folgte 1852 dem
Ruf als
Professor der
Anatomie und
Direktor der anatomischen Anstalt nach
Göttingen,
[* 9] wo
er starb.
Sein Hauptwerk ist sein »Handbuch der systematischen
Anatomie des
Menschen« (2. Aufl., Braunschw. 1876-79, 3 Bde.),
welches sich von allen andern anatomischen Werken durch strenge
Durchführung einer rationellen anatomischen
Terminologie unterscheidet. Henle
schrieb außerdem: »Über
Schleim- und Eiterbildung« (Braunschw. 1838);
»Vergleichend-anatomische Beschreibung des Kehlkopfes« (Leipz. 1839),
eine Arbeit über die allmähliche Entwickelung der Funktionen des Kehlkopfes von den niedrigsten Tieren bis zum Menschen;
»Pathologische Untersuchungen« (das. 1840);
»Handbuch der allgemeinen Anatomie« (das. 1841, als 6. Teil der neuen Ausgabe von Sömmerrings »Anatomie«);
»Zoologische Beschreibung der Haifische und Rochen« (mit J. Müller, Berl. 1841);
»Anthropologische Vorträge« (Braunschw. 1876-80, 2 Hefte);
»Anatomischer Handatlas zum Gebrauch im Seziersaal« (das. 1874-77);
»Grundriß der Anatomie des Menschen« (mit Atlas, [* 10] 2. Aufl., das. 1883).
Auch lieferte Henle
Jahresberichte über
Pathologie und
Anatomie für
Müllers
»Archiv« (1838-42),
über allgemeine Anatomie für Canstatts »Jahresbericht« (1844-48) und über spezielle und allgemeine Anatomie von 1849 bis 1855. Letztere setzte er in der von ihm 1841 mit Pfeufer begründeten »Zeitschrift für rationelle Medizin« fort.