Hengist
und
Horsa, nach einer historisch nicht begründeten
Sage, die in verschiedener
Weise von den
Angelsachsen und
Briten erzählt wird, die
Gründer der angelsächsischen Herrschaft in
Britannien,
Söhne Wictgils, aus
Odins
Geschlecht. Die
angelsächsische
Sage berichtet, Vortigern, König der Briten, habe bei den
Angeln und
Sachsen
[* 2] um
Hilfe gegen
die
Pikten und
Skoten nachgesucht, und daraus seien u. Hengist
449 auf drei
»Kielen« hinübergesegelt, bei Ypwinesfleet in
Kent gelandet
und hätten die Feinde, die schon bis
Stamford in
Lincolnshire vorgedrungen waren, zurückgeschlagen.
Sodann in
Britannien sich festsetzend, sollen sie noch eine große
Schar
Angelsachsen aus der
Heimat herbeigerufen
und die Briten gezwungen haben, ihnen
Wohnsitze einzuräumen. Die Anmaßung der Fremdlinge trieb endlich die verweichlichten
Briten zur Verzweiflung. Vortigern mußte abtreten, und seine
Söhne Vortimir und Catigern wurden zu
Heerführern gegen die
Eindringlinge erwählt. In der
Schlacht bei Ägelesthorp unweit
Canterbury, sechs oder sieben Jahre nach
seiner
Landung, tötete
Horsa den Catigern, fiel aber selbst durch Vortimir, und Hengist
wurde zur
Flucht genötigt. Im folgenden
Jahr aber schlug dieser mit seinem Sohn Äsc oder
Erich bei Crayford in
Kent die Briten und nannte sich seitdem
König in
Kent.
Noch zwei weitere
Siege Hengists
, wieder nach je acht
Jahren, werden berichtet und zweimal acht Jahre nach
dem letzten, also 40 Jahre nach seiner Ankunft (489),
¶
mehr
soll er gestorben sein. Nach der britischen Sage erhielt Hengist
die Insel Ruithina, bei den Angelsachsen Thanet genannt, an der
Themse zum Geschenk und zog dann aus der Heimat Verstärkung
[* 4] herbei. Der christliche König der Briten, Vortigern, entbrannte
in Liebe zu Hengists
schöner Schwester Rowena und trat für deren Besitz Kent an die Sachsen ab. Von seinen
damit unzufriedenen Unterthanen ward er deshalb entthront; sein Sohn Vortimir, der nun König wurde, schlug die Sachsen in
drei Schlachten,
[* 5] wobei Horsa umkam, und vertrieb Hengist
aus Britannien.
Nachdem aber Rowena Vortimir mit Gift aus dem Wege geräumt hatte, rief der wieder zur Regierung gelangte
Vortigern seinen Schwager Hengist
zurück. Ein Streit, der sich bald darauf infolge der Ansprüche Hengists auf das früher
innegehabte Land erhob, sollte durch 300 Sachsen und ebensoviel Briten gütlich beigelegt werden. Bei der Zusammenkunft aber
zogen die Sachsen auf Hengists
Befehl ihre langen Messer,
[* 6] die sie unter den Kleidern verborgen hatten,
hervor und töteten die Briten.
Zur Befreiung des gefangenen Vortigern ward ihnen dann Sussex, Essex und Middlesex abgetreten. Die beglaubigte Geschichte weiß von den beiden sagenberühmten Sachsenhelden nichts, deren Namen mit dem des von den Sachsen hochgeschätzten Pferdes wohl zusammenhängen; historisch sicher scheint nur zu sein, daß seit der Mitte des 5. Jahrh. die Eroberung Britanniens durch die Angelsachsen (s. d.) begann, und daß zuerst Kent von ihnen in Besitz genommen wurde.