Helvétius
(spr. elweßĭüß), Claude Adrien, franz. Philosoph, geb. 1715 zu Paris, [* 2] war für das Finanzfach bestimmt und wurde nach beendigten Studien zu seinem Oheim geschickt, um sich praktisch in diesem Fache auszubilden. Schon im 23. Jahre erhielt er eine Generalpächterstelle, die er jedoch wieder aufgab und gegen ein Hofamt bei der Königin vertauschte. Seit seiner Vermählung mit der Tochter des Grafen Ligniville 1751 lebte er den größten Teil des Jahres aus seinem Landgute Voré, wo er sich schriftstellerischen Arbeiten widmete. 1758 gab er sein berühmtes Werk «De l’esprit» heraus, worin er alle Thätigkeiten des menschlichen Geistes aus dem Gefühls- oder Auffassungsvermögen (sensibilité) ableitet und den Beweis zu führen sucht, daß der Hebel [* 3] aller menschlichen Thätigkeit die Selbstliebe (l’intérêt) sei, die Tugend aber nur in der Übereinstimmung der eigenen Befriedigung mit dem allgemeinen Wohlsein bestehe.
Seine
Angriffe auf das Bestehende in
Religion und Politik zogen dem Werke und seinem Verfasser Verfolgung zu.
Das
Buch wurde 1759 auf
Befehl des Parlaments öffentlich verbrannt, und Helvétius
mußte einen förmlichen
Widerruf leisten. Erbittert hierüber machte er 1764 eine
Reise nach England und ging im Jahre darauf nach
Deutschland.
[* 4] In
Potsdam
[* 5] nahm ihn
Friedrich Ⅱ. mit Auszeichnung
auf, obschon ihm seine wissenschaftlichen
Ansichten nicht zusagten. Nach seiner Rückkehr lebte er zu
Paris, wo er starb.
Nach seinem
Tode gab der Fürst Golizin von ihm noch das Werk
«De l’homme, de ses facultés intellectuelles et
de son éducation» (2 Bde., Lond. 1772 u. ö.;
deutsch von
Lindner,
Wien
[* 6] 1876) heraus, worin Helvétius
die
Gedanken seines
Buchs
«De l’esprit» weiter ausgeführt hatte. Eine Gesamtausgabe
seiner Werke erschien in 5
Bänden (Par. 1795). –
Vgl. Mostratos, Die
Pädagogik des Helvétius
(Dissertation, Berl. 1891).
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