Helsingfors
,
finn.
Helsinki, Hauptstadt des Großfürstentums
Finland und des finn.
Län Nyland,
an der Südküste des
Finnischen
Meerbusens, auf einer Halbinsel zwischen drei
Buchten gelegen, deren östliche von einer Gruppe
von
Inseln mit der Festung
[* 2]
Sveaborg (s. d.) umschlossen ist. In dieser
Bucht liegen, durch die Vorstadt Skatudden getrennt,
der Nord- (für
Kriegsschiffe) und der Südhafen (für Handelsschiffe); ein dritter, der Sandvikshafen,
liegt westlich von Helsingfors.
Helsingfors liegt an der Linie
Petersburg
[* 3] - Helsingfors
der Finländ. Eisenbahnen; eine Zweigbahn geht kurz vorher an den
Hafenplatz Sörnäs (2 km von Helsingfors
, mit Staatsgefängnis) ab.
Helsingfors
hat (1890) 65535 E., davon 45,46 Proz. schwedisch redende, 45,45 Proz.
Finnen, das übrige meist
Russen und Deutsche.
[* 4] Dem
Bekenntnis nach sind die Mehrzahl
Protestanten.
Vorhanden
sind 3 schwed. und finn., 2 russ., 1 kath., 1 deutsche
evang.
Kirche und 1
Synagoge.
Die Straßen sind gerade und breit und mit stattlichen Häusern besetzt. Hauptgeschäftslage ist an der Esplanade (mit dem Denkmal Runebergs) und auf der Alexanderstraße. Erstere führt östlich über den Markt zum Südhafen. Am Markt liegt das kaiserl. Palais mit dem Alexandramonument (1833 errichtet). Bemerkenswert sind ferner: die Gebäude der Universität und der Universitätsbibliothek, beide erbaut von C. L. Engel, das Senatshaus, Ritterhaus, die evang. St. Nikolauskirche (auf 10 m hohem Felsen; byzant. Stil), die neue russ. Kirche, das Staatsarchiv, das Rathaus, Ständehaus, das Athenäum, die Sternwarte, [* 5] der Stadtpark (Kaisaniemi), der Ulrikasborqpark (gewöhnlich Brunnenpark genannt) mit Villen und Seebad, der Tölöpark (2 km nördlich der Stadt). Das Trinkwasser wird aus dem Fluß Wanda (6 km nördlich) durch Röhren [* 6] in die Stadt geleitet.
Helsingfors
ist Sitz des
Generalgouverneurs von
Finland, des kaiserl. Senats, des Gouverneurs des
Län Nyland, der
Landtage von
Finland und aller sonstigen
Centralbehörden des
Landes, insbesondere
des Kommandos der finn.Truppen,
des Kommandos der 24. russ. Infanteriedivision und deren 2.
Brigade, und hat in Garnison das 95. russ.
Infanterieregiment, das 3. finn.
Leibgarde- und das 1. nyländ. Schützenbataillon und die 24. Feldartilleriebrigade.
Fast alle europ. und mehrere amerik.
Staaten sind in Helsingfors
durch Konsuln vertreten. Auch werden daselbst die finn.
Münzen
[* 7] geprägt.
Die finn.
(Kaiser-Alexander-)
Universität, 1640 in
Äbo gegründet und 1827 unter dem jetzigen
Namen nach Helsingfors
verlegt, hat (1893) 43 Professoren, 59
Docenten
und 1750 (darunter 56 weibliche) eingeschriebene, aber nur 965 (33) anwesende
Studenten, davon 120 Theologen, 227 Juristen, 145
Mediziner, 229 Historikerund
Philologen, 244 Naturwissenschafter und Mathematiker. Zu der
Universität gehören außer den Laboratorien,
Kabinetten und Sammlungen
die Universitätsbibliothek (200000
Bände), eine russ.
Bibliothek, ein allgemeines
Krankenhaus
[* 8] und botan.
Garten.
[* 9]
Ferner hat Helsingfors
eine Meteorologische Centralanstalt, ein Polytechnisches
Institut (30
Lehrer, 150
Zöglinge), 1 schwed., 1 finn.
klassisches Lyceum, 1 russ. klassisches
(Alexander-) und 1 russ. weibliches (Marien-) Gymnasium, 1 schwed.-finn.
Reallyceum, 1 schwed. Realschule, 1 Seeschule, Handelsinstitut, Industrieschule und Handwerkerschule.
Ihren Sitz in Helsingfors
haben die
Finnische Gesellschaft der Wissenschaften (gegründet 1838), die
Finnische Litterarische
Gesellschaft, eine
Schwedische Litterarische Gesellschaft, die
Finnische Gesellschaft der Künste mit ihren Sammlungen im
Athenäum,
die Geographische Gesellschaft u.s.w.
Vorhanden sind: 1 schwed., 1 finn., 1 russ.
Theater,
[* 10] die Cygnäus-(Gemälde-)
Galerie; 1 russ. Militärhospital, 1
Irrenanstalt, 1 Blindenschule, mehrere Seebäder und
Kaltwasserheilanstalt, mehrere schwed. und finn.
Zeitungen («Nya
Pressen», «Uusi-Suometar» u. a.).
Industrielle Etablissements gab es 1890: 553 mit 7806 Arbeitern und 25 Mill. finn. Mark Produktion, darunter mechan. Fabriken, Brauereien, 1 Zuckerfabrik (in Tölö), 1 Porzellan-, mehrere Tabaksfabriken, Brennereien, Buchdruckereien, lithogr. Anstalten, 4 Buchhandlungen, 8 Kredit- (darunter die Finländische Bank) und 5 Versicherungsanstalten u. s. w. Der Handel hat einen Umsatz von 40 Mill. finn. Mark jährlich; ausgeführt werden Holz, [* 11] Öl, Fische, [* 12] Manufakturwaren. Dampfschiffahrtsverbindung besteht, außer mit den Küstenstädten, mit Petersburg, Stockholm, [* 13] Stettin, [* 14] Lübeck, [* 15] Kopenhagen, [* 16] Hamburg, [* 17] London [* 18] und Hüll.
Geschichte. Helsingfors
wurde 1550 5 km nördlich an der Mündung der
Wanda gegründet, wo sich noch Überreste der alten Stadt (Gamelstaden)
finden, 1642 an den jetzigen Platz verlegt, 1729 befestigt; 1809 kam es zu
Rußland, wurde 1812 Hauptstadt von
Finland und 1819 Sitz
der Regierung. 1750 hatte Helsingfors
erst 2000 E.; eine rasche
Entwicklung begann im 19. Jahrh.