Helmstädt
(Helmstedt), Kreisstadt im Herzogtum Braunschweig, 111 m ü. M., am Elmwald und an den Linien Eilsleben-Helmstädt der Preußischen Staatsbahn, Jerxheim-Helmstädt und Braunschweig-Helmstädt der Braunschweigischen Eisenbahn, hat 2 Vorstädte, 5 öffentliche Plätze, 3 evang. Kirchen (darunter die schöne Stephanskirche aus dem 12. Jahrh. und die restaurierte romanische Marienberger Kirche), eine kath. Kirche, das schöne romanische Gebäude (sogen. Juleum) der ehemaligen Universität, 2 Hospitäler, ein Denkmal für die bei Waterloo gebliebenen Krieger, Zuckerraffinerie, Baumwollspinnerei, Seifen- und Tabaksfabrikation, Braunkohlenbergwerke und (1885) 9800 meist evang. Einwohner. Helmstädt hat ein Gymnasium, eine landwirtschaftliche Schule und ist Sitz eines Amtsgerichts und einer Generalsuperintendantur. Dicht vor der Stadt befinden sich das lutherische Jungfrauenstift Marienberg (ehemals ein Augustiner-Nonnenkloster) mit der oben genannten Kirche, die Domäne St. Ludgeri mit der kath. Kirche und einer Klosterruine und der Helmstädter Brunnen, eine salinische Eisenquelle, die in den letzten Jahren lebhaft besucht wurde. Auf dem Corneliusberg befinden sich die sogen. Lübbensteine, zwei hohe, aufgerichtete Granitblöcke, die zur Heidenzeit als Opferstätte Wodans gedient haben sollen, wahrscheinlich aber Grabmonument eines sächsischen Heerführers sind. - Helmstädt entstand der Sage nach um 798 durch den heil. Ludger, der hier an der Ludgeriquelle (wo seit 1844 ein eisernes Kreuz steht) getauft und eine Kapelle erbaut haben soll, aus welcher das oben erwähnte Ludgerikloster erwuchs. In Wirklichkeit wurde der Ort erst 100 Jahre später von Werden a. d. Ruhr aus gegründet. Im 11. Jahrh. befestigt und 1099 mit städtischen Privilegien begabt, ward Helmstädt 1199 vom Erzbischof von Magdeburg zerstört, bald jedoch wieder aufgebaut und neu befestigt. Durch Kauf kam Helmstädt 1489 von Werden an Braunschweig, jedoch mit Ausnahme des (stets katholisch gebliebenen) Ludgeriklosters, das 1803 säkularisiert wurde. Die 1574 vom Herzog Julius aus dem von Gandersheim hierher verlegten Pädagogium gebildete Universität war im 17. Jahrh. unter den protestantischen Hochschulen eine der bedeutendsten, in welcher stets ein Geist der Versöhnlichkeit herrschte. Von 1807 bis 1813 war Helmstädt, das 1809 durch den König Jérôme seine Universität verlor, die Hauptstadt eines Distrikts im westfälischen Okerdepartement. Vgl. Kunhard, Beiträge zur Geschichte der Universität Helmstädt (Helmst. 1797); Ludewig, Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstädt (das. 1821); »Geschichte der ehemaligen Hochschule zu Helmstädt« (das. 1876).