Zimier,Helmschmuck,
Helmzeichen, Helmzier, in der Heraldik ein auf dem
Helm plastisch
angebrachtes Unterscheidungsmittel der Wappen,
[* 2] das oft auch in geistigem und bildlichem Zusammenhang mit dem bezüglichen
Wappen steht. Als unmittelbare
Vorläufer der Kleinodhelme sind die bis zu Anfang des 13. Jahrh. mit
[* 1]
Figuren
bemalten
Topfhelme (s.
Helm, S. 17
a und 18 b) anzusehen. Das
Kleinod tritt erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh.
als feststehender
Bestandteil der
Geschlechtswappen auf. Die
Verbindung desselben mit dem
Helm wird durch den kranzartigen farbigen
Wulst oder durch die
Krone hergestellt.
Ausrüstungsstück, neben dem Schilde die älteste Schutzwaffe, welche bereits bei Ägyptern und Assyrern in Gebrauch
war, ursprünglich aus starkem Zeug und Leder, dann aus Metall gefertigt. Die ältesten aufgefundenen Metallhelme
sind assyrische aus dem 8. Jahrh. v. Chr. Die Homerischen Helden trugen eherne Helme mit Haarbusch, Kinnriemen und Platten, welche
Genick, Ohren und Wangen schützten
[* 3]
(Fig. 1). In historischer Zeit unterschied man lakedämonische, attische,
korinthische und böotische Helme, die zum Teil mit unbeweglichen Visieren versehen waren, in welchen sich
Öffnungen zum Durchsehen befanden
[* 3]
(Fig. 2 u. 3). Die römischen Helme waren ursprünglich ebenfalls aus Leder, wurden aber
noch in der Blütezeit der Republik durch eherne Helme (cassis) ersetzt, die halbkugelförmig und mit einem Knopf oder mit einer
Helmzierde aus Federn (crista) versehen waren
[* 3]
(Fig. 4-6). Für das Fußvolk waren noch bis in die mittlere
Kaiserzeit lederne Helmkappen mit Metallbeschlägen in Gebrauch. Visierhelme
[* 3]
(Fig. 7) mit geflochtenem Drahtgitter waren anfangs
nur Schutzwaffen der Gladiatoren
[* 4] (s. d.), wurden zur Kaiserzeit aber auch bei der Reiterei eingeführt.
Der Lederhelme mit metallenen Bügeln bedienten sich auch die Völker des Mittelalters bis zum 8. Jahrh.
Um diese Zeit kommen schon eiserne Helme vor, die immer mehr zugespitzt und mit Genickschutz versehen wurden. Im 11. Jahrh.
trat zu dem hohen kegel- oder niedrigen walzenförmigen ein von der Mitte des Stirnrandes über die Nase
[* 5] vorspringender Metallstreifen,
der Nasenschutz (nasal), hinzu. Daraus entwickelte sich im 12. Jahrh.
ein vollständiger, unbeweglicher Gesichtsschutz.
Unter dem Helm trug man, um das Scheuern zu vermeiden und die Heftigkeit der Schläge abzuschwächen, eine Kappe von dickem Zeug
(Harnaschkappe). Zugleich kam auch der Helmschmuck (cimier) in Form von Kronen,
[* 6] Federn, Wappentieren und symbolischen Abzeichen
auf. Die ersten spezifisch mittelalterlichen Helme sind die seit dem Ende des 12. Jahrh. übliche visierlose
Becken- oder Kesselhaube (bassinet) und der Kübel- oder Topfhelm, welcher über der erstern getragen und wegen seiner Schwere
bis zum Augenblick des Gebrauchs am Gürtel
[* 7] befestigt oder von einem Knappen nachgetragen wurde
[* 3]
(Fig. 8). Unter dem eisernen
Helm oder ohne diesen trug man auch eine mit der Halsberge zusammenhängende Ringhaube, Helmbrünne genannt.
Im 14. Jahrh. wurde der Topfhelm auf die Turnierrüstung beschränkt und erhielt zu diesem Zweck vorn eine Vergitterung (Spangenhelm),
oder er wurde so geschlossen (Stechhelm), daß nur ein Spalt zum Durchsehen übrigblieb
[* 9]
(Fig. 9). Für das 14. Jahrh.
ist die große Kesselhaube charakteristisch, aus der sich unter Zusatz eines beweglichen Kinn- und Wangenschutzes im 15. Jahrh.
die Salade (Schale, Schaller), eine eiserne runde Haube, entwickelte, die nach hinten zur Sicherung desGenicks
spitz zulief
[* 9]
(Fig. 10). Gegen Ende des 15. Jahrh. schloß sich die
Eisenkappe mit stets beweglichem Visier immer enger um den Kopf zusammen, bis die von den Burgundern erfundene und daher Bourguignotte
genannte Form des Helms daraus entstand (s. Tafel »Rüstungen«).
[* 10] Im Turnier blieb der Spangen- oder Rosthelm
in Gebrauch.
Die Bourguignotte erhielt sich bis zur Mitte des 16. Jahrh. Sie bestand in ihrer höchsten
Ausbildung aus vier beweglichen Teilen, die sich um ein knopfförmiges Scharnier, die Helmrose, drehten, dem Scheitelstück,
dem Stirnstück, dem Visier und dem Kinnreff. Aus der Bourguignotte entwickelte sich dann der vollständige Visierhelm
mit aus Schienen bestehendem Hals- und Genickschutz und einem hohen Kamm auf dem Scheitelstück zur Abwehr gegen die Schwerthiebe
[* 9]
(Fig. 11). Zu gleicher Zeit vereinfachte sich der unter Fortlassung des Visiers zur Sturmhaube mit festem Stirn- und Genickschirm
und beweglichen Backenstücken, welche namentlich in den großen Feldschlachten des 16. Jahrh.
beim Fußvolk zur allgemeinen Anwendung kam, während der Helm den Reitern blieb.
Eine Abart der Sturmhaube ist der von Spanien
[* 11] seit der Mitte des 16. Jahrh. ausgegangene Morion (Maurenkappe), welcher die Form
eines halben Eies hatte und mit einem nach vorn und hinten schnabelförmig emporgebogenen Rand und beweglichen Backenstücken
versehen war. Später fielen die letztern fort, und es trat auf dem Scheitel ein hoher Kamm hinzu
[* 9]
(Fig. 12). Im 17. Jahrh. verflachte
sich der Morion wieder zur Haube mit Stirnstulp, Naseneisen und Genickschutz, der bisweilen auf den Rücken herabreichte.
In der Heraldik spielte zuerst (seit Ende des 12. Jahrh.) der Topfhelm eine Rolle, an welchem das plastisch
gearbeitete Wappenbild oder Helmkleinod (Zimier, cimier) an der Seite festgebunden wurde. Seit etwa 1360 fand der Topf- oder
Stechhelm nur noch bei Turnieren (hier auch von Leder) Verwendung. Neben demselben kam unter der Regierung des KaisersFriedrich
III. (1440-93) der Spangenhelm (für
das Schwert- und Kolbenturnier) auf, seitdem »Turnierhelm« im engern
Sinn genannt, den nur turnierfähige Geschlechter zu führen berechtigt waren, und der von vornherein nur diesen Geschlechtern
diplommäßig zuerkannt wurde.
Inzwischen blieb bis Mitte des 16. Jahrh. der Stechhelm auch für Personen höchsten Standes gangbar; von da ab war inDeutschland
[* 12] der Stechhelm der ausschließlich bürgerliche, der Spangen- oder Turnierhelm der ausschließlich adlige Wappenhelm. Nur die
Doktoren waren ausnahmsweise berechtigt, den Spangenhelm ohne besondere kaiserliche Bewilligung in ihren Wappen zu führen.
Die französische Heraldik erfand eine Skala von Ranghelmen, von denen der königliche ganz offenes Visier hatte, während die
Herzöge, Grafen, Barone etc. eine absteigende Zahl von Spangen führen sollten.
Von der deutschen Heraldik wurde der Ranghelm nicht adoptiert. Nur der offene königliche Helm wurde vom König Friedrich I.
von Preußen
[* 13] eingebürgert. Die moderne Heraldik hat auch den Unterschied zwischen adligem und bürgerlichem Helm beseitigt.
Die Stellung des Helms richtet sich nach der des Schildes. Ein nach rechts geneigter Schild
[* 14] kann keinen
nach links gewendeten Helm tragen. Die Fütterung derHelme ist in der Heraldik rot. Das Halskleinod ist eine unwesentliche, wenngleich
in den spätern Diplomen regelmäßig erwähnte Zugabe des Helms, ein an einer Kette um das Halsstück gelegtes Medaillon, wohl
ein Zeichen der Turniergesellschaften oder eins jener Turnierkleinode, die der Preis des Siegers im Einzelkampf waren.
Hinten über dem Helm, lediglich zur Verkleidung der kahlen Fläche, hing ein Tuch, die Helmdecke, herab. In dieselbe wurden
mit Seide
[* 15] mancherlei Bilder gestickt, unten hingen goldene Fransen herab. Bald wurde die Helmdecke ein immer
reicher sich entfaltendes Ornament, durch das ganze 14. Jahrh. überwiegend einfarbig, später zwei- und mehrfarbig
und in der Regel die Wappenfarben zeigend. Gegen Ende des 16. Jahrh. kam die Mode auf, die Helmdecke als Mantel zu zeichnen,
woraus sich der sogen. Pavillon oder Wappenmantel entwickelte. Bei den Turnierhelmen wurden die Helmkleinode,
um welche gekämpft wurde, oben befestigt. Dieselben bestanden aus Metall, Leder, Holz,
[* 16] Tuch, Filz, Flechtwerk, ausgestopften Tierbälgen,
Hörnern, Flügeln, Federn, Hüten, Mützen u. dgl., welche im Zusammenhang mit
dem Wappen
des Trägers standen. Sie wurden durch die Helmkrone oder den Helmwulst gehalten. Letzterer, in ältern Diplomen auch Sendel-
(Zindel-) Binde, türkischer Bund oder Bausch genannt, war in der Ritterzeit der Schapel, meist ein Geschenk der Damen oder Turnierdank,
eine aus mehrfarbigem Zeug (zindâl) gewundene Binde, mit welcher das Helmkleinod unterbunden wurde, so
daß die Bänder hinten abflatterten. Auch als Blumenkranz kommt der Schapel häufig vor. Seit Mitte des 16. Jahrh. wurde die
Sendelbinde
[* 18] in der Regel den bürgerlichen Geschlechtern an Stelle der Helmkrone verliehen.
Vgl. Suttner, Der Helm von seinem
Ursprung bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts (Wien
[* 19] 1878, mit 48 Tafeln);
1) Theodor, Musikschriftsteller, geb. zu Wien als Sohn eines Universitätsprofessors, studierte daselbst
Rechtswissenschaft und trat 1866 als Gerichtspraktikant in den Staatsdienst. Von Jugend auf mit LeidenschaftMusik treibend und
gründlich darin unterrichtet, übernahm er 1867 nebenbei die Musikberichte für das »Neue Fremdenblatt« und war bald auch
als Mitarbeiter an der Leipziger Musikzeitung »Tonhalle« sowie später am »Musikalischen Wochenblatt« beteiligt. 1870 gab er denStaatsdienst auf, um der Musikkritik und Musiklehre seine ganze Thätigkeit zu widmen, und übernahm 1874 eine Lehrerstelle
an der Horakschen Musikschule zu Wien. Am bekanntesten wurde HelmsName wohl durch seine seit 1868 im »PesterLloyd« regelmäßig
erscheinenden »Wiener Musikbriefe«. Von seinen wissenschaftlichen Aufsätzen erschienen die über »BeethovensStreichquartette«
(Leipz. 1885) auch selbständig.