Titel
Hellwald
,
1)
Friedrich
Anton
Heller von, Kulturhistoriker und geograph. Schriftsteller, geb. zu
Padua,
[* 3] Sohn
des österreichischen
Feldmarschallleutnants
Friedrich v. Hellwald
(gest. 1864),
trat mit 16
Jahren in die österreichische
Armee ein, nahm aber 1864 eine Zivilanstellung an, um seinen Lieblingsstudien, der
Erdkunde
[* 4] und den verwandten Wissenszweigen, besser nachgehen zu können. Nachdem er als Kavallerieleutnant den
Feldzug von 1866 gegen
Preußen
[* 5] mitgemacht, wurde er in die Redaktion der »Österreichischen militärischen
Zeitschrift« berufen und beteiligte sich dabei in reger
Weise an dem wissenschaftlichen
Leben
Wiens, besonders
in der k. k.
¶
mehr
geographischen Gesellschaft, bis er 1871 die Redaktion des »Ausland« übernahm und nach Kannstatt
[* 7] bei Stuttgart
[* 8] übersiedelte,
wo er nach seinem 1882 erfolgten Rücktritt von der Redaktion noch jetzt lebt. Hellwald
schrieb: »Die amerikanische Völkerwanderung«
(Wien
[* 9] 1866);
»Maximilian I., Kaiser von Mexiko, [* 10] etc.« (das. 1869, 2 Bde.);
»Die Russen in Zentralasien« [* 11] (Augsb. 1873);
»Zentralasien. Landschaften und Völker in Kaschgar, Turkistan, Kaschmir [* 12] und Tibet« (Leipz. 1875);
»Kulturgeschichte in ihrer natürlichen Entwickelung« (Augsb. 1875, 3. Aufl. 1883),
welch letzteres Buch eine von den bisherigen Anschauungen abweichende Bahn einschlägt;
»Hinterindische Länder und Völker« (2. Aufl., Leipz. 1880);
»Oskar Peschel« (Augsb. 1876);
»Die Erde und ihre Völker« (3. Aufl., Stuttg. 1883, 2 Bde.);
»Die heutige Türkei« [* 13] (mit Beck, Leipz. 1877);
»Im ewigen Eis«, [* 14] eine Geschichte der Nordpolfahrten (Stuttg. 1879-81);
»Naturgeschichte des Menschen« (das. 1880-85, 2 Bde.);
»Amerika [* 15] in Wort und Bild« (Leipz. 1884-85);
»Frankreich in Wort und Bild« (das. 1884 ff.) und das geographische Jahrbuch »Die weite Welt« (Stuttg. 1885 ff.).
2) Ferdinand von, namhafter Kenner der niederländischen Litteratur, Bruder des vorigen, geb. zu Wien, trat 1862 als Kollaborator bei der Hofbibliothek in Wien ein, an deren Spitze damals der Dichter Fr. Halm stand, legte sich hier auf das Studium der nordgermanischen Sprachen und Dialekte und wurde besonders durch die noch wenig ausgebeuteten Schätze dieser Bibliothek auf das Niederländische [* 16] geführt. Seine erste größere Veröffentlichung (»Voyage d'Adrien Matham au Maroc, 1640-41«, Haag [* 17] 1866) beruht vornehmlich auf einem interessanten dort gemachten Fund.
Wichtiger war die 1869 erfolgte Entdeckung des verloren geglaubten 2. Teils von Maerlants »Spiegel
[* 18] historiael«,
eines etwa 33,000 Verse zählenden Reimchronikenfragments, dessen Herausgabe Hellwald
mit de Vries und Verwys für die Leidener
[* 19] Maatschappij
van Letterkunde besorgte (»Jacob van Maerlants Spiegel historiael«, Leiden
[* 20] 1873). Andre Überreste von niederländischen Litteraturdenkmälern
veröffentlichte er in holländischen Zeitschriften. Selbständige Werke von ihm sind: »Vlämisches Leben, Geschichten und
Bilder« (Wien 1867) und »Geschichte des holländischen Theaters« (Rotterd. 1874). Hellwald
wurde 1872 zum ersten Amanuensis der Hofbibliothek
ernannt, erhielt 1874 das Sekretariat des souveränen Malteserordens in Rom
[* 21] übertragen und starb in Clarens am Genfer See.