Helleborus
L.
(Nieswurz),
Gattung aus der
Familie der
Ranunkulaceen,
Stauden oder zweijährige
Kräuter mit kräftigen,
mehr oder weniger kriechenden oder schief aufsteigenden
Rhizomen, hand- oder fußförmig zusammengesetzten oder gelappten,
immergrünen Grundblättern, einfachern Stengelblättern, einzeln oder in
Rispen stehenden
Blüten und
lederartigen, geschnäbelten, vielsamigen
Kapseln.
[* 2]
Elf europäische und westasiatische
Arten.
Alle Helleborus
-Arten sind giftig. Helleborus
viridis
L. (grüne
Nieswurz, grüne
Christwurz, s. Tafel
»Giftpflanzen
[* 3] II«),
mit kriechendem, verästeltem Wurzelstock, fadenförmigen, ästigen Wurzeln, langgestielten, krautartigen, fußförmigen, gesägten Wurzelblättern, fast gabelästigem, wenigblütigem Stengel [* 4] und gelbgrünen Blüten im März und April, wächst in Wäldern niedrigerer Gebirge von den Pyrenäen durch Westfrankreich bis Schottland, in der Schweiz, [* 5] Tirol, [* 6] Steiermark, [* 7] Süd- und Mitteldeutschland, in Italien, [* 8] am Kaukasus und in Nordamerika. [* 9] Das frisch rettichartig riechende, stark bitter, hinterher brennend scharf schmeckende Rhizom [* 10] war früher offizinell und enthält Helleborin C36H42O6 und Helleborein C26H44O15 (s. d.). Die Wirksamkeit der Nieswurz erstreckt sich besonders auf das Gangliensystem und die Beförderung der Darmsekretionen.
Man gibt sie bei
Anschoppungen der Unterleibsorgane, hypochondrischen
Leiden,
[* 11]
Melancholie,
Wassersucht etc.; äußerlich auch
gegen chronische Hautausschläge. Helleborus
foetidus L. (stinkende
Nieswurz), der vorigen Art ähnlich, aber mit beblättertem, vielblütigem
Stengel, fußförmigen und mit 5-9 spitzig gesägten
Abschnitten versehenen untern und kleinern, drei-
bis fünfspaltigen obern Blättern und glockig zusammengeneigten,
grünen, am
Rande tief purpurrot geäderten Blütenkelchen,
auf buschigen
Hügeln und
Bergen,
[* 12] findet sich in Bergwäldern, besonders im südlichen und westlichen
Europa,
[* 13] in der
Schweiz,
in
Württemberg,
[* 14] im Rheinthal bis nach den
Niederlanden hinab.
Ehedem waren
Wurzel
[* 15] und
Kraut als wilde
Christwurz,
Läusekraut,
Bärenfuß offizinell. Helleborus
niger L. (schwarze
Nieswurz,
Christwurz,
Weihnachts-,
Winter- oder
Schneerose, s. Tafel
»Giftpflanzen II«),
mit schiefem oder senkrechtem, sonst dem des Helleborus
viridis ähnlichem
Rhizom, zahlreichen stielrunden, gestreiften, einfachen oder nur gegen die
Spitze wenig verästelten Nebenwurzeln,
fußförmigen, unbehaarten, gegen die
Spitze hin entfernt gesägten Blättern, einfachem, ein- bis dreiblütigem Blütenschaft
und großer, weißer, später rötlicher
Blüte,
[* 16] von
November bis März blühend, wächst in Gebirgsländern und Voralpen in
Schlesien,
[* 17]
Böhmen,
[* 18]
Salzburg,
[* 19]
Steiermark,
Krain,
[* 20] in der
Provence, in
Italien und
Griechenland.
[* 21]
Die
Wurzel war früher offizinell und enthält dieselben
Bestandteile wie die von Helleborus
viridis. Der Helleborus melas
des
Hippokrates, der bei den Alten in hohem Ansehen stand, stammte von Helleborus
antiquorum
Braun, welcher noch jetzt auf dem bithynischen
Olymp gefunden wird, vielleicht auch von Helleborus
ponticus
Braun in
Pontus. Die
Blüten der schwarzen
Nieswurz benutzt man
zu Totenkränzen. Helleborus
viridis und Helleborus niger sowie einige andre
Arten, wie Helleborus
orientalis
Lam. aus
Griechenland, mit rötlichen
Blüten, Helleborus
purpurascens
Willd., mit weinroten
Blüten, und eine
Menge durch
Kreuzung gewonnene
Spielarten, werden in
Gärten als
Zierpflanzen kultiviert. Helleborus
hiemalis, s. v. w.
Eranthis hiemalis. Die
Radix (Rhizoma) Hellebori albi stammt
von
Veratrum album L.