Heliotrop
[* 1] (griech., »Sonnenwender«),
von Gauß erfundenes Instrument, welches bei großen geodätischen Operationen die sonst auf weit entfernten Standpunkten sehr schwer zu erblickenden Signale durch ein Reflexionsbild der Sonne [* 2] in einem Planspiegel ersetzt. Das Fernrohr [* 3] a (s. Figur) ist auf den Punkt b gerichtet, so daß ein von b ausgehender Lichtstrahl das am Okularende befindliche Auge [* 4] trifft. Wird auf der Linie dieses Lichtstrahls nahe vor dem Fernrohr ein ebener Spiegel [* 5] c c angebracht und so aufgestellt, daß er die auf ihn fallenden Sonnenstrahlen s genau auf der Linie b a in das Fernrohr wirft, so erblickt man im Fernrohr statt des Punktes b ein Bild der Sonne.
Ein zweiter, aus zwei Teilen bestehender Spiegel d d steht senkrecht zur Ebene des ersten Spiegel s und reflektiert daher in gleicher Weise Sonnenstrahlen in der Richtung d b. An dem sehr weit entfernten Punkt b verschwindet nun aber die Breite [* 6] des Spiegels, und man erblickt dort die Strahlen, welche von beiden Hälften desselben ausgehend zusammenfallend. Der Beobachter in a erfährt die richtige Ankunft des reflektierten Lichts in b, sobald er das von r reflektierte Sonnenlicht im Fernrohr sieht; denn alsdann kann er sicher sein, daß die in der entgegengesetzten Richtung reflektierten Strahlen ebenfalls an den richtigen Punkt gelangen.
Das mit
Hilfe dieses ausgezeichneten
Instruments auf dem
Inselsberg erzeugte
Licht
[* 7] konnte man mittels eines
Fernrohrs vom
Brocken
aus als hellen
Stern deutlich erkennen. Durch momentanes, periodisch wiederholtes Bedecken und Aufdecken des Heliotrops
kann
man sogar unter Zugrundelegung des Morseschen
Systems denselben unter Umständen als
Telegraphen
[* 8] benutzen.
Trotz seiner einfachen
Konstruktion ist das Heliotrop
ziemlich kostbar, weshalb
Gauß gezeigt hat, wie man auch einen
Spiegelsextanten,
sobald dieser nur auf einem recht soliden
Fußgestell ruht, gebrauchen
mehr
könne. Die preußische Landesaufnahme wendet ein sehr einfaches Heliotrop
von Bertram an.
Vgl. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1879).