Heliographie
die
Kunst, mittels
Photographie erzeugte
Bilder direkt auf mechanischem Weg durch Druckerschwärze und
Presse
[* 3] zu vervielfältigen, zerfällt der Hauptsache nach in drei verschiedene
Methoden, je nachdem die Druckplatte durch
Ätzen,
durch
Reaktion oder durch Abformen hergestellt wird. Im erstern
Fall ersetzt die empfindliche
Schicht den
Ätzgrund, die Belichtung
den
Graveur, und die
Säure operiert wie bei einem
Stich; im zweiten ist der
Druck kein rein mechanischer
Vorgang, sondern die
Folge einer physisch-chemischen
Reaktion zwischen zwei
Stoffen, wie bei der
Lithographie; die dritte Verfahrungsart
ist eine spezifisch heliographische
und besteht im Abformen des
Reliefs, welches die
Chromgelatine durch Auflösen oder Aufquellen
ihrer unbelichteten Teile entstehen läßt.
Die ersten heliographischen
Versuche wurden von
Fox
Talbot (der sein
Verfahren
Photoglyphie nannte),
Niepce de
Saint-Victor und
Poitevin gemacht; die gewonnenen
Platten bedurften aber noch großer Nachhilfe durch den Kupferstecher, um druckbar zu werden;
weit bessere
Resultate für die
Kupferdruck- und für die
Buchdruckpresse erzielte Pretsch, der sein
Verfahren
Photogalvanographie
(s. d.) nannte.
Sein
Schüler
Joseph Leipold, jetzt
Direktor der Banknotendruckerei zu
Lissabon,
[* 4] bildete es weiter aus. - Die
Photolithographie und die
Photozinkographie, die
Similigravüre, die
Albertotypie, die
Dallastypie und der
Aubeldruck gehören
ebenfalls unter den
Begriff der Heliographie
, wenigstens insoweit, als die
Reproduktionen von mit
Hilfe der
Photographie (s. d.) erzeugten
Negativ- oder Positivbildern gewonnen werden.
Helioplastik oder
Phototypie nennt man die erhabene
Darstellung der
Zeichnungen
auf Metallplatten zum
Druck auf der
Buchdruckpresse zum Unterschied von den vertieft gezeichneten, nur auf
Kupferdruck- oder
Steindruckpressen abziehbaren
Darstellungen.
Poitevins
Verfahren ist in
England unter dem
Namen
Heliotypie patentiert worden. Bei
demselben wird von dem unter einem photographischen
Negativ belichteten und im
Relief
¶
mehr
ausgewaschenen Chromgelatinebild, welches auf einer polierten Zinkplatte mittels atmosphärischer Pressung vollkommen festgestellt wird, in einer Buchdruckpresse mit gewöhnlicher Buchdruckfarbe gedruckt und zwar je nach der Feinheit des Bildes mit einer oder zwei Walzen. Man erhält auf diesem Weg recht effektvolle Bilder, doch kommen sie weder den Albertotypien noch den Woodburydrucken gleich. Die dritte Art des Verfahrens, Heliogravüre oder Photogravüre (Kupferlichtdruck) genannt, von Rousselon erfunden, ist von Scamoni in Petersburg, [* 6] neuerdings aber besonders in Pariser, Wiener und Berliner [* 7] Ateliers so vervollkommt worden, daß die Heliogravüre gegenwärtig hinsichtlich der Treue in der Wiedergabe des Objekts das vollkommenste mechanische Reproduktionsmittel ist.
Die durch galvanischen Abklatsch von der Photographie gewonnene Kupferdruckplatte kann in den unklar gebliebenen Stellen von einem Kupferstecher retouchiert oder aufgelichtet werden, so daß selbst Ölgemälde in ihren Farbenwerten wiedergegeben werden können. Dieses Verfahren leistete anfangs wertvolle Dienste [* 8] in der Reproduktion von alten Kupferstichen und Radierungen (Amand Durand in Paris). [* 9] Später wurde das Gebiet der Heliogravüre auf Photographien nach Objekten jeglicher Art, nach Landkarten, [* 10] plastischen Gegenständen, Gemälden, Architekturen etc. ausgedehnt.
Goupil u. Ko. in Paris, das militär-geographische Institut in Wien, [* 11] Hanfstängl in München [* 12] und die Reichsdruckerei in Berlin [* 13] liefern gegenwärtig Heliogravüren von hoher Vortrefflichkeit. Die Technik ist so erweitert worden, daß man Heliogravüren auch in den Text von Illustrationswerken drucken kann, und daß man Heliogravüren mit zwei und mehreren Platten druckt, wodurch der sogen. farbige Stich ersetzt wird.
Vgl. Husnik, Die Heliographie
(Wien 1878);
Scamoni, Handbuch der Heliographie
(Berl. 1872);
Volkmer, Technik der Reproduktion von Militärkarten und Plänen (Wien 1885).