Hektograph
(griech.),
Apparat zur
Vervielfältigung von Schriftstücken ohne Anwendung einer
Presse,
[* 2] besteht im wesentlichen
aus einer elastischen
Platte (Buchdruckwalzenmasse), auf welche die mit einer sehr ausgiebigen Anilintinte
angefertigte
Schrift
übertragen wird. Legt man dann ein
Blatt
[* 3]
Papier auf die
Platte und übt einen mäßigen
Druck aus, so wird
eine hinreichende
Menge
Farbstoff an das
Papier abgegeben, um eine sehr deutliche
Kopie zu liefern. Es bleibt aber so viel
Farbstoff auf der
Platte übrig, um nacheinander und ohne weitere
Manipulationen eine große Anzahl von
Kopien (100, daher der
Name Hektograph
) anfertigen zu können.
Die Masse zu der Platte wird nach der Patentschrift (1879, Kwaisser u. Husak) aus 1 Teil Gelatine, 4 Teilen Glycerin von 30° B. und 2 Teilen Wasser bei mäßiger Wärme [* 4] zusammengeschmolzen. Wartha schmelzt 100 g feinste Gelatine mit 400-500 ccm frisch gefälltem und noch feuchtem schwefelsauren Baryt im Wasserbad, setzt unter Umrühren 100 g Dextrin und, je nach der Konzentration, 1000-1200 g Glycerin hinzu, läßt unter zeitweiligem Umrühren abkühlen und gießt die noch gut fließende Masse in einen flachen Blechkasten, in welchem ¶
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sie erstarrt. Die zu benutzenden Tinten bestehen aus 1 Teil Methylanilinviolett, 7 Teilen destilliertem Wasser und 1 Teil Alkohol oder aus 2 Teilen essigsaurem Rosanilin (Anilinrot), 10 Teilen Wasser und 1 Teil Alkohol. Die beste Tinte ist eine möglichst konzentrierte wässerige Lösung des reinsten Methylvioletts oder eine konzentrierte Lösung von Eosin. Man schreibt mit diesen Tinten auf Papier, legt letzteres mit der Schrift auf die Leimmasse und überträgt durch mäßigen Druck den ganzen Farbstoff auf den Leim. Die Kopien werden dann in der einfachsten Weise auf schwach befeuchtetem Papier hervorgebracht. Schließlich läßt sich die Schrift von der Leimplatte mit einem feuchten Schwamm entfernen.
Ähnliche Apparate sind der Autograph, Chromograph, Multigraph, Kilograph etc. Gegenüber den mit höchst vergänglichen Anilintinten hergestellten Kopien bezeichnet die Kollographie von Jacobsen einen wirklichen Fortschritt. Nach diesem Verfahren schreibt man mit einer eigenartigen Kampeschetinte auf gut geleimtes Papier, überträgt die Schrift auf die Leimplatte und schwärzt sie mit Hilfe einer Walze mit Buchdruckerschwärze ein. Letztere bleibt nur an den von der Schrift bedeckten Stellen der Leimplatte haften, falls diese zuerst genügend angefeuchtet worden war.
Die Kopie wird auch hier durch einfaches Auflegen des Papiers und Ausübung eines mäßigen Druckes erhalten. Für jede neue
Kopie muß die Schrift auf der Leimplatte von neuem eingeschwärzt werden, und so kann man bis 150 reine
Umdrucke erhalten, von denen die letzten dieselbe Schwärze besitzen wie die ersten, während die hektograph
ischen Kopien zuletzt
schwächer ausfallen. Überdies sind die kollographischen Drucke ebenso beständig wie Buch- oder Steindruck und können wie
dieser einzeln unter Kreuzband zu ermäßigtem Porto versandt werden, was bei hektograph
ischen Kopien nur
in Quantitäten zulässig ist. Zur Reinigung der Leimplatten benutzt man Benzin und heißes Wasser, wenn man nicht vorzieht,
dieselben umzuschmelzen.
Bei Zuccatos Trypograph schreibt man mit einem harten Stift auf ein eigens präpariertes Papier, welches man auf eine fein gerauhte eiserne Tafel legt. Das Papier erhält hierbei der Schrift entsprechende Reihen feiner Löchelchen und wird sozusagen in eine Schablone verwandelt. Diese wird jetzt in einem Apparat mit Druckrahmen befestigt, unter sie aber schiebt man jedesmal den zu bedruckenden Bogen [* 6] gewöhnlichen Papiers. Hierauf überfährt man die Schablone mit einem mit etwas Farbe getränkten Gummiwischer, wobei die Farbe durch die Löchelchen dringt und auf dem Papier eine Kopie der Schrift erzeugt. Eine einzige Schablone soll bis zu 7000 Abdrücke liefern können, die Herstellung aber so schnell fördern, daß man 400 Abdrücke in einer Stunde fertigen kann.