Hekate
[* 2] (d. h. die fernhin Wirkende), die Tochter des
Titanen
Perses (des Glänzenden) und der Sterngöttin
Asteria, eine
besonders im lokalen
Kultus hervortretende Mondgöttin. Auf diese Eigenschaft deutet schon ihre in älterer Zeit gebräuchliche
Darstellung als lang bekleidete, stehende Frau mit Fackeln in den
Händen. Aber auch die seit
Alkamenes,
der ein berühmtes
Standbild der Hekate
am Eingänge der
Akropolis
[* 3] zu
Athen
[* 4] aufstellte, gebräuchliche dreigestaltige
Bildung, bei
welcher sich die drei
[* 1]
Figuren mit dem Rücken fest aneinander lehnen (s. beistehende
[* 1]
Figur), beruht auf dieser
Auffassung. So ist die Hekate
dargestellt auf dem Pergamenischen Gigantenfries,
in einer Gruppe im Museum zu
Leiden
[* 5] und im
Kapitolinischen Museum zu
Rom.
[* 6]
Die am Himmel [* 7] hinwandelnde Mondgöttin wird Schützerin der Wege, besonders der Scheidewege (daher lat. Trivia, die Dreiweggöttin), Thore und Thüren, sodaß ihr Bild an diesen aufgestellt und ihr ebenda geopfert wurde. Bei Hesiod gilt als im Himmel, auf der Erde und, offenbar in Rücksicht auf die Bedeutung des Mondes für Schiffahrt und Fischfang, auch im Meere mächtige Göttin. Außerdem erscheint sie aber, wie alle andern Mondgöttinnen, wegen des scheinbaren Einflusses des Mondes auf das weibliche Geschlechtsleben, als Geburtsgöttin und damit auch als Mehrerin des Viehstandes und Spenderin des Reichtums.
Wie der Lichtgott
Apollon
[* 8] ist sie außerdem eine Göttin der
Sühne, eine Seite ihres Wesens, die wahrscheinlich in den ihr
geweihten
Mysterien zu
Ägina, Samothrake und Lagina besonders hervortrat; auch wurde sie wohl ebendeshalb später an denen
von Eleusis beteiligt. Die Mondgöttin steht als Nachtgottheit zu den
Göttern der finstern
Unterwelt in
naher
Beziehung, besonders da sie täglich in diese hinabzusteigen schien. So wird sie zur Thorhüterin des Hades gemacht
und als unterirdische, finstere, schwarze Göttin bezeichnet. In dieser Eigenschaft kann sie die Seelen der Verstorbenen
heraufsenden, sodaß sie zu einer Gottheit alles Gespenster-,
Beschwörungs- und Zauberwesens wird. Sie
erscheint dann als riesiges Weib mit Fackel, Schwert, Schlangenhaar und Schlangenfuß unter Donner und Hundegebell. Später
wird Hekate
mit der Mondgöttin
Artemis
[* 9] (s. d.) und der Unterweltsgöttin
Persephone
[* 10] vielfach vermischt und verbunden. - Hekate
ist
auch der
Name des 100.
Planetoiden.
[* 1] ^[Abb.]