Heinzenberg
(Kt. Graubünden,
Bez. Heinzenberg
).
Langer Bergrücken, dem
Piz Beverin n. vorgelagert und von ihm durch die
Schlucht der
Nolla und den von
Thusis nach
Safien
Platz führenden Glaspass getrennt. Wird im O. vom
Domleschg, im W. vom
Safienthal und im N. vom Vorderrheinthal begrenzt. Bildet eine wenig hohe aber sehr breite Bergkette und ist seiner Gestalt
nach ein typisches Beispiel eines aus Bündnerschiefern aufgebauten
Berges. Am O.-Hange streichen die
Schichtflächen aus, weshalb wir hier breit und sanft geböschte
Halden finden, während die W.-Flanke, an der die Schichtköpfe
zu Tage treten, steil abfällt und vielfach von Runsen und
Tobeln zerfressen ist. Am
O.-Hang finden
wir
Wiesen und Alpweiden,
sowie zahlreiche
Dörfer, der
W.-Hang trägt schöne Tannenwälder.
Der Heinzenberg
ist, bis zum Glaspass gerechnet, 15 km lang und zwischen
Thusis und
Safienthal 8 km, im
n. Abschnitt 4,5 km breit. Der
O.-Hang ist bei
Thusis 6 km, bei
Katzis 5 km und bei Botenbrunnen 3 km breit, während die W.-Flanke
überall nur 1-2 km Breite hat. Das Gefälle des O.-Hanges beträgt bei
Thusis weniger als 20%, steigt
weiter nach N. auf 30 bis 40%, erreicht aber nirgends 50%; die W.-Flanke dagegen fällt durchweg um 60-80% und stellenweise
noch mehr. Von O. her gesehen erscheint der
Kamm des Heinzenbergs
als eine sanft gewellte Linie, der eine Anzahl von kuppenförmigen
Gipfeln aufgesetzt sind: Bruchalphöhe (2127 m) nahe dem Glaspass, Lüscherhöhe (2186 m), die
Tguma (2162
m),
Präzerhöhe (2123 m) und der
Crest dil Cut (2017 m). Der Heinzenberg
wird an verschiedenen
Stellen von Pässen überschritten.
Der bedeutendste ist der Glaspass (1846 m), der von
Thusis über
Urmein und
Tschappina in 4 Stunden nach
Safien
Platz führt; ein anderer Weg geht von
Thusis über
Flerden und die
Pascuminer Seen (2006 m) in 4 Stunden nach
Neukirch.
Früher viel begangen war der von
Bonaduz ausgehende Fussweg nach
Versam (2 Stunden) über die nördl. Vorhöhen des Heinzenbergs
,
der von
Bonaduz über die Weihermühle bis zur
«Höhe» (960 m) ansteigt, dann im Zickzack bis zur
Brücke
über das
Versamertobel absteigt und von da
Versam gewinnt.
Seit dem Bau der neuen Strasse, die von
Bonaduz aus bis zur Rheinschlucht in gerader Linie nach W. zieht, um dann zur
Brücke
über das
Versamertobel nach S. abzulenken, wird dieser Fussweg nicht mehr stark begangen. Bei einem
Gang
auf der eben genannten Strasse kann man sich davon überzeugen, wie leicht die Bündnerschiefer verwittern und wie sehr sie
sich zur Ausbildung von
Schluchten,
Tobeln und Bunsen eignen. Dieselben Beobachtungen lassen sich am Heinzenberg
noch an einer
Menge von anderen Punkten anstellen, z. B. in der Nollaschlucht und besonders auch an dem von etwa einem
Dutzend stark verzweigter Wildbachschluchten zerrissenen W.-Hang.
Der O.-Hang mit seinen Waldungen, Aeckern, Wiesen, Alpweiden und Dörfern gehört zu den anmutigsten Landschaftsbildern des Kantons Graubünden. Man kann hier nach der Vegetation 4 Zonen unterscheiden: 1. Die untere Waldzone, reicht vom Bergfuss bis in durchschnittlich 950 m Höhe. 2. Die Kulturzone;
eine Reihe von Terrassen mit Wiesen und Feldern und zahlreichen Dörfern;
reicht bis 1250 m. In der Höhe von rund 1200 m liegen die fünf je nur etwa 1 km von einander entfernten Dörfer Urmein (1273 m), Flerden (1274 m), Portein (1178 m), Sarn (1178 m) und Präz (1186 m) mit zusammen 580 Ew. Tiefer unten stehen Masein (880 m) und Tartar (995 m), höher oben Tschappina (1585 m) mit zusammen ebenfalls 580 Ew. Diese 1160 Ew. sind zur ¶
mehr
Mehrzahl reformierten Glaubens und deutscher Zunge (Deutsche ⅔, Romanen ⅓; reform. 7/8, kathol. 1/8). 3. Die obere Waldzone
mit einer stark schwankenden obern Grenze, die nur am Crest dil Cut 1900 m erreicht, sonst aber 1600 m nicht übersteigt. 4. Die
Alpweidenzone, die bis zur Kammhöhe (1900 m) aufsteigt und mit zahlreichen Hütten übersät ist. Die
Waldungen sind oft nur licht und fehlen an mehreren Stellen; doch ist der n. Abschnitt des Heinzenbergs
gut bewaldet (hier
z. B. der grosse Oberwald, der sich von Präz aus gegen den Crest dil Cut zieht). Völlig waldlos ist die Bergflanke über Thusis,
die ganz nur der Alpwirtschaft dient und wo eine bedeutende Viehzucht betrieben wird. Das Rindvieh des
Heinzenbergs
zählt zu den schönsten Rassen des Kantons. Vergl. auch den folgenden Art. und Domleschg.