(altd. Heimrîch, »Fürst des Hauses«; lat. Heinricus oder Henricus, franz. Henri, engl.
Henry oder Harry), Name zahlreicher Fürsten.
Übersicht nach den Ländern:
Deutsche Kaiser u. Könige
1-9.
Bayern
10-14.
Braunschweig-Wolfenb.
15, 16.
Champagne
17.
England
18-25.
Flandern
26.
Frankreich
27-31.
Haïti
32.
Hessen
33.
Kärnten
34.
Kastilien
35-38.
Meißen
39.
Niederlande
40.
Portugal
41.
Preußen
42, 43.
Reuß
44-46.
Sardinien
47.
Schlesien-Polen
48.
Thüringen
49.
[Deutsche Kaiser und Könige.]
1) I., der Sachse, Sohn Ottos des Erlauchten, Herzogs von Sachsen, geboren um 876, der erste deutsche
König aus dem sächsischen Haus. Heinrich hatte schon bei Lebzeiten seines Vaters glücklich gegen die angrenzenden
slawischen Völkerschaften und gegen die Ungarn gestritten; dann, nach Ottos Tod (912) zum Herzog erhoben, war er mit König Konrad
I., der ihm einen Teil seines Erbes, namentlich Thüringen, zu entziehen trachtete, in einen harten Kampf geraten, der zuletzt
zu seinem Vorteil ausschlug und seinem Gegner so große Achtung einflößte, daß derselbe auf dem Sterbebett
den ehemaligen Gegner als den der Krone Würdigsten zu seinem Nachfolger empfahl.
Demzufolge wurde Heinrich 14. April 919 von den Franken und Sachsen in Fritzlar zum König der Deutschen erwählt. Daß die Fürsten, die
ihm die Reichsinsignien brachten, Heinrich beim Vogelfang getroffen, ist spätere Sage und der erst im 12. Jahrh.
vorkommende Beiname der Finkler oder der Vogler unberechtigt und unpassend. Die ihm vom Erzbischof von Mainz angebotene Salbung
durch Priesterhand lehnte Heinrich ab. Des neuen Königs erste Sorge war die Wiederherstellung der innern Einheit des Reichs. Er zog
zuerst gegen den Herzog Burchard von Schwaben aus und bewog denselben (920) durch Zugeständnisse ohne Schwertstreich
zur Huldigung. Den mächtigen Herzog Arnulf von Bayern, der selbst nach der Königskrone getrachtet, gewann er 921 durch Überredung
und Einräumung
mehr
fast völliger Selbständigkeit; Lothringen, welches sich in letzter Zeit König Karl dem Einfältigen von Frankreich unterworfen,
brachte er durch Waffengewalt 925 an Deutschland zurück und verband sich den lothringischen Herzog Giselbert durch dessen Vermählung
mit seiner Tochter Gerberga. So war der Bestand des Deutschen Reichs hergestellt und die königliche Gewalt
über die Herzöge der fünf Stämme (Franken, Sachsen, Lothringer, Schwaben, Bayern) neu befestigt. Es galt nun, auch gegen die
Einfälle der Nachbarvölker, namentlich der Ungarn und Slawen, das Reich zu sichern. 924 wurde Heinrich gezwungen, mit den Ungarn
eine neunjährige Waffenruhe zu vereinbaren und ihnen dafür einen jährlichen Tribut zu zahlen. Heinrich benutzte
diese Waffenruhe zur Wiederherstellung der Wehrkraft des deutschen Volkes und zur Sicherung des Reichs durch Anlegung fester
Burgen und Befestigung offener Städte. Er erließ das Gesetz, daß der neunte Mann aus den Heerbannpflichtigen in die Burg ziehen
sollte, wo zugleich auch für Wohnung für die andern acht sowie für Raum zu Einbringung der Ernte in Kriegszeiten
gesorgt war.
Zugleich verlegte er die Gauversammlungen, die Gerichte und Festlichkeiten in die Städte. Zur Hebung der Wehrkraft verordnete
er, daß dem allgemeinen Aufgebot jeder freie Mann Folge zu leisten habe; sein Hauptaugenmerk aber wandte er auf die Bildung
einer kriegsgeübten Reiterei, und diese wurde dadurch fortan der eigentliche Kern des Heerbannes. Heinrich wandte
sich mit seiner jungen Kriegsmacht zuerst gegen die Slawen und zwar zunächst gegen die Heveller, deren Hauptstadt Brennabor
(Brandenburg) er im Winter 927-928 nahm.
Dann unterwarf er die Daleminzier, in deren Gebiet er Meißen gründete, die Wilzen, Lusitzen und Redarier
und bewog den Böhmenherzog zur Anerkennung seiner Lehnshoheit. Einen Aufstand der Wenden unterdrückte 929 der Sieg bei Lenzen.
Als nun 933 die ungarischen Gesandten erschienen, um den Tribut einzufordern, beschloß Heinrich mit Zustimmung des sächsischen
Volkes, die weitere Zahlung zu verweigern. Voll Grimm brachen die Ungarn in zwei großen Heeren durch Franken
in Thüringen ein.
Beide Heere wurden aber von den Sachsen geschlagen, das größere von Heinrich selbst, das andre bei Riade (Rietheburg) an der Unstrut 15. März so
vollständig, daß das Land 22 Jahre lang von diesen Gästen verschont blieb. Im J. 934 führte er einen
siegreichen Krieg gegen die Dänen, stellte die Mark Schleswig wieder her und befestigte den deutschen Einfluß im dänischen
Reich. Vor seinem Tod ließ er noch seinem Sohn die Nachfolge im Reich zusichern. Er starb 2. Juli 936 in Memleben und wurde in der
Schloßkirche zu Quedlinburg beigesetzt. Heinrich ist der eigentliche Begründer des Deutschen Reichs, ein Herrscher
voll Kraft und Einsicht, voll Besonnenheit und Klugheit. Heinrich vermählte sich 906 mit Hatheburg, der Tochter eines sächsischen
Grafen Erwin, von der er sich nachher trennen mußte, weil sie bereits den Schleier genommen hatte; von ihr hatte er einen Sohn,
Thankmar. Die zweite Gemahlin, Mathildis (gest. 968), gebar ihm drei
Söhne, Otto (I.), Heinrich (s. Heinrich 10) und Bruno, und zwei Töchter, Gerberga und Hadwig, die später den Herzog Hugo von
Francien heiratete.
Vgl. Waitz, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König I. (3. Aufl., Leipz. 1885).
2) Heinrich II., Urenkel des vorigen, Sohn Herzog Heinrichs II., des Zänkers, von Bayern, geb. 6. Mai 973, war
der letzte Kaiser aus dem sächsischen Fürstenhaus. Er erbte nach seines Vaters Tod 995 das Herzogtum Bayern, begleitete 1001 Otto
III. nach Rom, bemächtigte sich, als dieser in Italien starb, der Reichskleinodien und wurde auch trotz heftigen
Widerspruchs mehrerer Fürsten, unter denen der Markgraf Eckhard von Meißen und der Herzog Hermann von Schwaben seine Nebenbuhler
waren, vornehmlich auf Betreiben des Erzbischofs Willigis 7. Juni 1002 zu Mainz gewählt und gekrönt.
Anfangs nur von einigen Stämmen anerkannt, zog Heinrich durch das Reich und nahm nach und nach überall die
Huldigung entgegen. Bald aber hatte er gegen seinen Bruder Bruno und drei mit ihm wegen nicht gehaltener Versprechungen unzufriedene
Fürsten, den Herzog Boleslaw II. von Böhmen, den Markgrafen Ernst von Österreich und den Markgrafen Heinrich von Schweinfurt, einen
schweren Kampf zu bestehen. Kaum waren 1004 diese Gegner besiegt, als Heinrich nach Italien berufen ward, wo
der Markgraf Arduin von Ivrea zum König erhoben worden war. Heinrich siegte auch hier und ließ sich zu Pavia die Eiserne Krone aufsetzen;
nach blutiger Unterdrückung eines Aufstandes in Pavia huldigten ihm die italienischen Städte.
Nach Deutschland zurückgekehrt, vertrieb er den Herzog Boleslaw Chrobry von Polen aus Böhmen, gab dieses
Land dem böhmischen Herzogssohn Jaromir zu Lehen, griff Boleslaw in Polen selbst an und zwang ihn im Frieden von Merseburg 1013 zur
Anerkennung der deutschen Lehnshoheit, während Boleslaw das Lausitzer und Milzener Land behielt. Eine neue Erhebung der Partei
Arduins rief ihn 1013 abermals nach Italien; er zwang auf diesem Feldzug seinen Gegner zur Niederlegung
der italienischen Krone. In Rom ließ er sich nebst seiner Gemahlin Kunigunde 14. Febr. 1014 vom Papst Benedikt VIII. zum römischen
Kaiser krönen.
Nach Deutschland zurückgekehrt, führte er aufs neue Krieg gegen Boleslaw von Polen, wieder ohne erheblichen Erfolg;
im Frieden von Bautzen, 30. Jan. 1018, mußte er dem oft bekämpften Gegner die Ostmarken des Reichs überlassen. In Deutschland
hatte Heinrich vielfach mit Erhebungen einzelner Fürsten zu ringen. Mit dem kinderlosen Herzog Rudolf III. von Burgund schloß er einen
Vertrag, dem gemäß dieses Land, über welches die deutschen Könige schon früher die Lehnshoheit geübt
hatten, nach Rudolfs Tod an das Deutsche Reich fallen sollte; ein Versuch, den Besitz schon früher anzutreten, schlug fehl.
Einen dritten Kriegszug nach Italien unternahm er 1022, als Papst Benedikt VIII. ihn gegen die Griechen in Unteritalien zu Hilfe
rief. Heinrich vereinigte die Truppen der Normannen mit seinem Heer und focht glücklich gegen die Griechen, mußte
aber wegen einer Seuche, die in seinem Heer ausbrach, nach Deutschland zurückkehren und starb 13. Juli 1024 in Grona bei Göttingen.
Heinrich war ein nicht ungeschickter Krieger, gewann aber als Politiker keine Erfolge. Er wollte die deutsche Kaisermacht im
Sinn Ottos I. ausüben, begegnete aber vielfachem Widerspruch und verstand es nicht, denselben zu überwinden, weil er nicht
nachhaltig seine Thätigkeit auf einen Punkt konzentrierte.
Über die Kirche, deren Besitz er durch große Schenkungen vermehrte, regierte er dagegen mit Energie. Seine Lieblingsidee war
die Gründung des Bistums Bamberg gewesen, die er auch endlich durchsetzte. Im 12. Jahrh. verehrte
man ihn als einen besonders frommen Mann, erdichtete die Fabel, daß er mit seiner Frau in einer Josephsehe gelebt, und stellte
ihn als einen Betbruder dar; Papst Eugen III. sprach ihn 1146 sogar heilig. Diese Tradition ist in neuerer Zeit sehr erschüttert
worden. Einzelne neuere Schriftsteller, besonders Gfrörer und Giesebrecht, preisen in
mehr
direktem Gegensatz zu jener ältern Auffassung Heinrich II. als einen der tüchtigsten und kräftigsten Könige; dies Urteil beruht
aber auf Überschätzung.
Vgl. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich II. (Leipz. 1862-76, 3 Bde.);
Usinger, Zur Beurteilung Heinrichs II. (»Historische Zeitschrift« 1862);
Cohn, Kaiser Heinrich II. (Halle 1867).
3) Heinrich III., Kaiser Konrads II. und Giselas einziger Sohn, geb. 28. Okt. 1017, der zweite Kaiser aus dem Haus der
salischen Franken, ward schon 1026 zum deutschen König designiert und 1028 feierlich gekrönt. 1027 erhielt er von seinem
Vater das Herzogtum Bayern, 1038 das Herzogtum Schwaben, 1039 Kärnten; nach seines Vaters Tod (4. Juni 1039)
trat er sofort die Regierung an. Er war ein Mann von strengem Ernst, unempfänglich für jeglichen Genuß, beherrscht von heftigen
Affekten und schrankenlosem Ehrgeiz, streng kirchlich gesinnt, nach allen Seiten Zucht und Unterwürfigkeit fordernd und dadurch
wohl imponierend, aber die Herzen zurückstoßend.
Mit Nachdruck nahm er die Tendenzen der Weltherrschaft wieder auf. Um die kaiserliche Macht möglichst
unabhängig zu machen, behielt er die heimgefallenen Herzogtümer entweder für sich und seine Familie, oder vergab sie, wie
Bayern und Kärnten, an minder mächtige Fürsten; dem Herzog Bernhard von Sachsen gab er in dem Erzbischof Adalbert von Bremen mindestens
ein mächtiges Gegengewicht. Um des Reichs Ansehen auch nach außen zu sichern und zu vermehren, bekriegte er 1039 den Herzog
Bretislaw von Böhmen, der einen Beutezug gegen Polen gemacht, Breslau zerstört und Krakau ausgeplündert hatte, und zwang ihn, 1042 zu
Regensburg sein Herzogtum von ihm zu Lehen zu nehmen. Um seinen Schützling, König Peter von Ungarn, welchen
die Ungarn unter Aba vertrieben hatten, wieder auf den Thron zu setzen und auf demselben zu erhalten, machte Heinrich mehrere Feldzüge
nach Ungarn, eroberte Preßburg und drang 1042 bis Gran und 1043 bis Wien vor. 1044 folgte ein neuer Feldzug, auf welchem er
die Ungarn in der blutigen Schlacht an der Raab besiegte und Peter, der ihn als seinen Oberlehnsherrn anerkennen mußte, wieder
auf den Thron setzte.
Damals geschah die Abtretung des Landes zwischen Fischa und Leitha an die Mark Österreich. Nach Peters abermaliger Vertreibung
bestieg Andreas 1047 den ungarischen Thron. 1050 begannen von deutscher Seite Feindseligkeiten gegen ihn. 1051 zog
Heinrich wieder nach Ungarn, ebenso 1052; es ward ihm aber nicht möglich, den Sieg zu behaupten, er mußte an der deutschen Grenze
das deutschfeindliche Reich Andreas' dulden und auch im Innern Deutschlands erhoben sich Gegner, die Heinrich trotz aller scharfen
und energischen Maßregeln nicht dauernd niederzuhalten vermochte.
Der Herzog Gottfried von Niederlothringen, der nach seines Vaters Tod auch Oberlothringen an sich reißen wollte, entzog sich
nach mehrjährigem wechselnden Kampf endlich 1053 dem Machtbereich Heinrichs, indem er in Italien durch Heirat Tuscien gewann;
ebensowenig bezwang Heinrich den widerstrebenden Grafen Balduin von Flandern. Heinrich war ein Anhänger und Freund der
cluniacensischen Mönchspartei, die eine Reform der Kirche verlangte. Um das Kirchenschisma aufzuheben, bewirkte er 1046 auf
einer Versammlung der Bischöfe zu Sutri in Italien die Absetzung der drei Päpste Benedikt IX., Silvester III. und Gregor VI. und
die Wahl des deutschen Bischofs Suitgor ^[richtig: Suitgar oder Suidger] von Bamberg als Papst Clemens II.,
der darauf Heinrich in Rom zum Kaiser krönte.
Clemens wie seine ebenfalls durch kaiserliche Machtvollkommenheit eingesetzten Nachfolger Damasus II.,
Leo IX. und Viktor II.
unterstützten Heinrich eifrig in seinem Streben, den vielen Gebrechen der Kirche abzuhelfen und die Sitten des Klerus
zu reformieren; aber diese Bestrebungen verstärkten die Macht und das Ansehen der Kirche und des Papsttums und verschafften
diesem die Möglichkeit, mit dem Kaisertum um die Herrschaft über die Christenheit zu streiten. Nachdem sein fünfjähriger
Sohn Heinrich 1055 zum Nachfolger ernannt worden war, starb Heinrich 5. Okt. 1056 in Bodfeld am Harz. Heinrich war ein
eifriger Förderer und Beschützer der Wissenschaften und Künste; er stiftete zahlreiche Klosterschulen und baute die Dome zu
Worms, Mainz und Speier. Er war seit 1036 vermählt mit Gunhild, der Tochter Knuts d. Gr. von England und Dänemark, seit 1043 mit
Agnes von Poitou, Tochter des Herzogs Wilhelm III. von Guienne.
Vgl. Steindorff, Jahrbücher des Deutschen Reichs
unter Heinrich III. (Leipz. 1874-81, 2 Bde.).
4) Heinrich IV., Sohn des vorigen, geb. 11. Nov. 1050, ward 1053 zu seines Vaters Nachfolger erwählt und 1054 in Aachen gekrönt. Nach
Heinrichs III. Tod (5. Okt. 1056) stand er anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter Agnes, welcher damit auch
die Regierungsgeschäfte zufielen; aber wenn schon Heinrich III. zuletzt der mächtigen Fürsten nicht mehr Herr geblieben,
so war jetzt Agnes der schwierigen Aufgabe der Regierung nicht gewachsen. Um sich unter den Fürsten Anhänger zu verschaffen,
gab sie dem Herzog Gottfried das ihm von ihrem Gemahl entrissene Lothringen zurück; dem Grafen Rudolf von
Rheinfelden aber verlieh sie 1057 das Herzogtum Schwaben, den Grafen Berthold von Zähringen, der von Heinrich III. die Anwartschaft
auf jenes Herzogtum erhalten hatte, entschädigte sie 1061 dafür mit Kärnten, und der einflußreiche sächsische Graf Otto von
Nordheim erhielt 1060 das erledigte Herzogtum Bayern.
Andre Große, an ihrer Spitze der Erzbischof Anno von Köln, sahen sich durch den Bischof Heinrich von Augsburg, den Ratgeber der
Kaiserin, um ihren Einfluß gebracht und zurückgesetzt; sie suchten die Reichsverwaltung in ihre Hände zu bringen, zu welchem
Behuf sie sich der Person des jungen Königs zu bemächtigen strebten. Sie lockten denselben bei Kaiserswerth
auf ein Schiff und entführten ihn im Mai 1062 trotz seines Widerstrebens nach Köln. Anno nahm darauf, der Klagen der Kaiserin
nicht achtend, die Erziehung Heinrichs und die Reichsregierung in die Hand.
Mit dieser Gewaltthat begann die Verwirrung und Zwietracht im Reich, die dadurch noch erhöht wurde, daß
Anno die königlichen Rechte gegenüber der Kirche und dem Papsttum schmachvoll preisgab. Annos Herrschsucht erregte bald große
Unzufriedenheit, und dadurch erhielt der nicht weniger ehrgeizige Erzbischof Adalbert von Bremen Gelegenheit, auf die Erziehung
des Königs Einfluß zu gewinnen und einen Teil der Reichsregentschaft an sich zu bringen. Annos Härte und
Strenge mußte von ebenso ungünstigem Einfluß auf die Ausbildung des Charakters des mit trefflichen Anlagen begabten jungen
Königs sein wie Adalberts allzu nachsichtsvolle Milde, die sich den erwachenden Leidenschaften und Launen des Zöglings anbequemte.
Als Heinrich heranwuchs, schloß er sich Adalbert, dem Freund seines Vaters, an; daher ließ Adalbert den 14jährigen
Heinrich nach der Rückkehr von seinem ersten Feldzug gegen die Ungarn 1065 zu Worms in feierlicher Fürstenversammlung für mündig
erklären und regierte nun für denselben. Es war seine Absicht, die königlichen Herrschaftsrechte in ihrem alten Umfang
herzustellen und noch zu verstärken. Da
4) und 5). Heinrich IV. und Heinrich V., deutsche Kaiser.
Vgl. Meyer v. Knonau, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich IV.
und Heinrich V. (Leipz. 1890, Bd.
1).
9) Heinrich VII. von Luxemburg.
Vgl. Sommerfeldt, Die Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. (Königsb. 1888).
15) Heinrich der jüngere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel.
Vgl. Bruns, Die Vertreibung Herzog Heinrichs von
Braunschweig durch den Schmalkaldischen Bund (Marb. 1889).
[England.]
19) Heinrich II., König von England.
Vgl. Mrs. Green, Henry the Second (Lond. 1888).
25) Heinrich VIII., König von England.
Vgl. Gasquet, Heinrich VIII. und die englischen Klöster (deutsch von Elsäßer, Mainz 1890, Bd.
1).
[Frankreich.]
29) Heinrich III., König von Frankreich.
Vgl. Robiquet, Paris et la Ligue sous le règne de Henri III (Par. 1886);
Lady
Jackson, The last of the Valois and the accession of Henry of Navarra (Lond. 1888).
30) Heinrich IV., König von Frankreich.
Vgl. de la Ferrière, Henri IV, le roi, l'amoureux (Par. 1889).
45) Heinrich XXII., Fürst von Reuß älterer Linie.
Seine Gemahlin, die Fürstin Ida, geb. Prinzessin
von Schaumburg-Lippe, starb 29. Sept. 1891 in Greiz.
Franz, Architekturmaler, geb. 1803 zu Nachod in Böhmen, war Schüler der Akademie zu Wien unter Joh. Ender
und Kupelwieser und machte dann Studienreisen in Italien.
Besonders meisterhaft sind in der Beleuchtung
seine Aquarellbilder vom Innern der Kirchen und Paläste, z. B.: San Miniato bei Florenz,
das Innere des Rathauses in Courtray, der Lettner im Dom zu Halberstadt und mehreres aus Venedig.
Ⅳ., König von Frankreich (1589‒1610), dritter Sohn Antons von Bourbon und der Johanna d’Albret, wurde 13. Dez. 1553 zu
Pau in Béarn geboren. Sein
charakterloser Vater fiel 1562 vor Rouen, die Mutter aber hielt fest zur Sache
der Hugenotten. Sie wußte sich und ihren Sohn den Anschlägen Katharinas von Medici zu entziehen und erklärte Heinrich nach der
Ermordung Ludwig Condés (1569) zum Haupt des prot. Bundes. Nach dem Frieden von St. Germain-en-Laye (1570) schlug der franz.
Hof, um die Annäherung an die Hugenotten zu besiegeln, die schon früher geplante Vermählung mit Margareta
von Valois, Schwester Karls Ⅸ., neuerdings vor.
Während der Verhandlungen starb Johanna 9. Juni 1572, und Heinrich, der nun König von Navarra war, vollzog 18. Aug. seine
Vermählung. Schon am 24. brach über die Hugenotten die Bartholomäusnacht (s. d.) herein, Heinrich wurde
zwar verschont, mußte aber fortan die Messe besuchen und als Gefangener am Hofe bleiben, wo er wesentlich seinen Vergnügungen
zu leben schien. Endlich im Febr. 1576 entwich er vom Hofe, trat zum Protestantismus zurück und half mit bewaffneter Hand den
vorteilhaften Religionsfrieden von Beaulieu 6. Mai herbeiführen. Diese Stellung behielt er der Liga und dem
Hofe gegenüber, so oft ihn die Königin-Mutter auch durch Unterhandlung, Verführung und Friedensschlüsse zu gewinnen suchte.
Nach dem Tode des Herzogs von Alençon 1584 überkam als erster Prinz von Geblüt die Anwartschaft auf den franz. Thron, die sofort
den entschiedensten Widerstand der Liga (s. d.) entfesselte. Sein Oheim,
Kardinal Bourbon, wurde ihm als Kandidat entgegengestellt und Heinrich Ⅲ. auf die feindliche Seite hinübergezwungen. Heinrich, überdies
vom Papste Sixtus Ⅴ. im Sept. 1585 in den Bann gethan, stellte sich wieder an die Spitze der Hugenotten und erfocht mit engl.
und deutsch-prot.
Hilfe 20. Okt. 1587 den Sieg bei Coutras. Schon längst hatte Heinrich Ⅲ., durch den Herzog Heinrich von
Guise bedroht, eine feste Verbindung mit dem Navarresen im Auge gehabt. Die schlimme Lage, in die Heinrich Ⅲ. durch die Ermordung
der Guisen geriet, brachte endlich die Vereinigung 3. April 1589 zu Tours zu stande. Heinrich führte nun sein Heer
vor Paris, wo ihm plötzlich, inmitten der Belagerung, durch den Tod des Königs, 2. Aug. 1589, die franz. Krone zufiel. Aber die
kath. Mehrheit der Nation wollte den hugenottischen König nicht. Der Herzog von Mayenne stellte sich ihm entgegen; Heinrich suchte
die Normandie zu erobern und sich so der engl. Hilfe zu versichern. Dabei
wurde er von Mayenne angegriffen, siegte aber 21. Sept. 1589 bei Arques nahe Dieppe, und zum zweitenmal 14. März 1590 bei Ivry an der
Eure. Nunmehr belagerte er Paris. Schon dem Erfolge nahe, wurde er (Aug. 1590) von Alexander von Parma verdrängt,
denn Philipp Ⅱ. von Spanien, der seine Tochter Isabella, die Enkelin Heinrichs Ⅱ., auf den franz. Thron zu setzen strebte,
unterstützte die Katholiken nachdrücklich, und auch Rom und Savoyen traten für sie ein. Diese Gefahr galt es abzuwenden
und die Wahl der span. Infantin, zu deren Durchführung ligistische Stände 1593 in Paris zusammentraten,
zu verhindern. Von seinen eigenen kath. Anhängern gedrängt, vollzog Heinrich 25. Juli 1593 aus
polit. Gründen den Übertritt zum Katholicismus. «Paris vaut une messe», «Paris ist eine Messe wert», soll er gesagt haben.
Dieser Schritt entwaffnete die Ligisten. Das ganze Land fiel Heinrich zu, 22. März 1594 auch Paris. Im Kriege gegen
den Nationalfeind Spanien verschmolz Heinrich vollends sein lange durch innere
mehr
Kämpfe gespaltenes Volk wieder zur Einheit; der Friede von Vervins (2. Mai 1598) brachte ihm den Sieg und allgemeine Ruhe. Auch
den Hugenotten gewährte Heinrich Sicherheit durch das Edikt von Nantes (13. April 1598). Nach der Scheidung von seiner ersten Gemahlin
heiratete der König 1600 Maria von Medici, die Tochter des Großherzogs Ferdinand von Toscana, ohne deshalb
seine zahlreichen Liebschaften mit andern Frauen aufzugeben. Einen kurzen Krieg mit Savoyen um Saluzzo, die Verschwörung
Birons (s. d.) und eine Rebellion des Herzogs von Bouillon abgerechnet, denen allen gegenüber er Sieger blieb, hatte Heinrich seit
dem Frieden von Vervins Ruhe, um, von Sully (s. d.) unterstützt, an der Hebung seines tief zerrütteten
Reichs zu arbeiten.
Zur neuen Begründung des bürgerlichen Wohlstandes reformierte er in beispiellos schöpferischer Regierung, die das so lange
ständisch und parteiisch zerteilte Land der Monarchie und zwar der absoluten Königsgewalt neu eroberte, den Staatshaushalt,
die Verwaltung und das Rechtswesen, ließ Kanäle und Straßen bauen, unterstützte Handel und Gewerbe und
veranlaßte sogar die Gründung franz. Kolonien in Amerika. Zumal der Ackerbau hob sich aus tiefem Verfall.
Dabei ließ Heinrich jedoch die allgemeine polit. Lage keinen Augenblick aus dem Auge. Wenn auch der aus Sullys Memoiren bekannte
Plan einer «christl. Republik», d. h.
einer europ. Vereinigung von 15 teils monarchischen, teils republikanischen Staaten mit gemeinsamem Schiedsgericht,
auf dem Grunde religiöser Duldung und zum Zwecke der Eindämmung der habsburg. Macht und Vertreibung der Türken aus Europa
auf Fälschung beruht, so gingen doch in der That H.s Absichten dahin, den Einfluß Habsburgs durch einen Bund aller
diesem Hause feindseligen Mächte zu brechen. 1598‒1610 arbeitete Heinrich auf allen Seiten erfolgreich für diesen
Plan und brachte Frankreich gegen Spanien-Habsburg in die Höhe; er rüstete rastlos und setzte schließlich diese Macht beim
Ausbruche des Jülichschen Erbfolgestreites, worin er Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg unterstützen wollte, gegen den
Hauptfeind in Bewegung. Die Königin sollte während des Krieges die Regentschaft führen und forderte
dazu die Krönung. Am Tage nach der Krönung, die 12. Mai 1610 stattfand, fuhr der König aus, um den kranken Sully zu besuchen,
und wurde im Wagen durch einen Messerstoß Ravaillacs (s. d.) ermordet. Sein
Tod warf Frankreich in lange Wirren zurück. Er war der größte König der franz.
Neuzeit. Sein Reiterstandbild (von Lemot) steht seit 1818 auf dem Pont-Neuf in Paris.
Vgl. Recueil des lettres missives de Henri Ⅳ (9 Bde., 1843‒76);
Jung, Henri Ⅳ écrivain (Par. 1855);
Stähelin, Der Übertritt
König H.s Ⅳ. von Frankreich zur röm.-kath. Kirche (Bas. 1856);
Poirson, Histoire du règne de Henri Ⅳ
(3. Aufl., 4 Bde., Par.
1866);
Philippson, Heinrich Ⅳ. und Philipp Ⅲ. Die Begründung des franz. Übergewichts in Europa 1598‒1610 (3 Bde.,
Berl. 1870‒76);
ders., König Heinrich Ⅳ. von Frankreich (in «Der Neue Plutarch», Bd. 1, Lpz.
1874);
Zeller, Henri Ⅳ et Marie de Médicis d’après des documents nouveaux (Par. 1877);
Lacombe, Henri Ⅳ et sa politique (3. Aufl., ebd. 1878);
Guadet, Henri Ⅳ, sa vie, son œuvre, ses écrits (ebd. 1879);
Philippson,
Westeuropa im Zeitalter Philipps Ⅱ., Elisabeths und H.s Ⅳ. (Berl. 1882);
de la Barre-Duparcq, Histore de Henri Ⅳ (Par.
1884);
Rambault, Henri Ⅳ et son œuvre (ebd. 1884);
Anquez,
Henri Ⅳ et l’Allemagne (ebd. 1887).
Ⅰ., das Kind, erster Landgraf von Hessen, geb. 24. Juni 1244, war ein Sohn Herzog Heinrichs
Ⅱ. von Brabant und Sophias, einer Tochter der heil. Elisabeth. Seine Mutter betrachtete sich, als 1247 mit Heinrich Raspe
der landgräflich thüring. Mannsstamm ausstarb, als dessen nächste Erbin, konnte aber nach langer heldenmütiger Wehr gegen
mehrere Prätendenten und namentlich gegen den Markgrafen Heinrich den Erlauchten von Meißen kraft Vertrags
von 1263 nur Hessen erlangen.
Als ihr Sohn, bis dahin «Kind von Brabant» genannt, mündig geworden war, überließ sie ihm das Land nebst dem landgräfl.
Titel. Heinrich, dessen älterer gleichnamiger Stiefbruder schon 1247 die Regierung von Brabant übernommen hatte, schlug seinen
Sitz zu Cassel auf, säuberte das Land von Raubrittern, schützte es gegen die Anmaßungen des Erzbischofs
von Mainz und legte den Grund zu der Größe seines Hauses, dessen unmittelbare Besitzungen, anfänglich nicht sehr umfangreich,
von Heinrich bedeutend erweitert wurden. Auch in Brabant suchte er seinen Einfluß zu wahren; doch entsagte er 1279 allen Ansprüchen.
Streitigkeiten mit Erzbischof Werner von Mainz brachten ihn in die Reichsacht; um König Rudolf zu versöhnen, half er ihm
im Kampfe gegen Ottokar von Böhmen. Durch seine in zwei Ehen geborenen Söhne wurden Erbstreitigkeiten veranlaßt, die bei
seinem Tode (21. Dez. 1308) auf eine Landesteilung hinausliefen, welche jedoch, da nur einer der Söhne, Otto,
den Stamm fortpflanzte, nicht von Dauer war. –
Vgl. Ilgen und Vogel, Kritische Bearbeitung und Darstellung der Geschichte des
thüring.-hess. Erbfolgestreits, 1247‒64 (in der «Zeitschrift
für Hessische Geschichte», Neue Folge, Bd. 10, Cass. 1883).
Herzog von Kärnten (1310‒35), wurde, als der letzte böhm. König aus dem Hause der
Přemysliden, Wenzel Ⅲ., 1306 ermordet und der zunächst als König anerkannte Rudolf von Österreich, Albrechts Ⅰ. Sohn,
gestorben war, als Gemahl der ältesten Schwester Wenzels, Anna, Aug. 1307 von den Böhmen auf den Thron erhoben. Die Angriffe
Albrechts, der für seinen zweiten Sohn Friedrich eintrat, schlug Heinrich glücklich ab, dagegen verstand er es nicht, sich einen
festen Anhang im Lande zu verschaffen. So kam es, daß, als König Heinrich Ⅶ., der Luxemburger, Annas Schwester Elisabeth
mit seinem Sohne Johann vermählte und diesem 1310 Böhmen zu Lehn gab, Heinrich das Land räumen mußte. Dafür
erlangte er in demselben Jahre nach dem Tode seines ältern Bruders Otto dessen Länder Kärnten und Tirol; doch war auch hier
seine Regierung keine rühmliche. Da er keine männlichen Erben hatte, verschaffte er sich von Ludwig dem Bayern die Erlaubnis,
auch seine Reichslehen auf seine Tochter Margarete Maultasch zu vererben, die 1330 mit einem Sohne Johanns
von Böhmen vermählt wurde. Heinrich starb 2. April 1335.
der Erlauchte, Markgraf von Meißen, war bei seines Vaters, Dietrichs des Bedrängten, Tode (1221) erst drei
Jahre alt und stand
forlaufend
an-994
fangs unter Vormundschaft seines Oheims, des Landgrafen Ludwigs des Heiligen von Thüringen, der aber 1227 starb. Heinrich wurde 1230 mündig
er- klärt und heiratete 1234 die Tochter des Herzogs Leopold von Osterreich, Constantia.
Seine ersten Waffenthaten verrichtete
er in dem Kreuzzuge gegen die Preußen 1236. Bald nachher geriet er mit dem Markgrafen Johann von Brandenburg
in Fehde, später aber nahmen ihn ausfchließlich die thüring. Erbschaftsstreitigkeiten in Anfpruch.
Schon 1242 hatte er vom
Kaiser eine Eventualbelehnung mit Thüringen und der Pfalz Sachsen erhalten.
Als aber 1247 mit Heinrich Raspe (s. d.) der thüring.
Mannsstamm wirklich erlosch, konnte er nur mit dem Schwerte sein Recht gegen Sophia, die Tochter Ludwigs
des Heiligen, sowie gegen den Grafen Siegfried von Anhalt behaupten.
Viele thüring. Städte huldigten ihm 1249, und 1250 übernahm
er auch, jedoch nur im Namen von Sophias un- mündigem Sohne, Heinrich dem Kinde, die Negie- rung von Hessen.
Als indes Sophia
in Albrecht von Braunschweig, ihrem Schwiegersohne, einen Bundesgenossen erhielt, brach 1256 von neuem
Streit aus, welcher nach der Schlacht bei Besen- städt in der Nähe von Wettin 29. Okt. 1263 mit dem Verzicht Sophias auf Thüringen
und die Pfalz Sachsen endete (Dez. 1264).
Dagegen vermochte Z. nicht nach dem Aussterben des Vabenbergischen
Hauses (1246) die mit seiner Gemahlin Constantia (gest. 1234) erworbenen Ansprüche auf die Erbfolge in Österreich gegen König
Wenzel von Böhmen, mit dessen Schwester Agnes (gest. 1268) er sich schon 1245 vermählt hatte, zur Geltuug zu bringen, er-
warb aber 1251 wenigstens Sayda und Purschen- stein.
Eine lange Reihe verderblicher Zwistigkeiten entwickelte
sich aus der Teilung von 1265, bei der er sich nur Meißen und die Niederlausitz vorbehal- ten hatte. (S.Sachsen.) Noch verwickelter
aber ge- stalteten sich H.s häusliche Verhältnisse, als er sich zum drittenmal mit einer Ministerialin, Elisabeth von Maltitz,
vermählte und dem Sohne derselben, Friedrich dem Kleinen, einen Teil seines Erbes zu- wendete. Er starb 15. Febr. 1288. Heinrich war
tapser, edel, gerecht, prachtliebend, kunstsinnig, wieseine Minnegesänge und kirchlichen Kompositionen be- zeugen. In der
Geschichte der deutschen Poesie wird er auch (ebenso wie Frauenlob, s. d.) als Heinrich von
Meißen erwähnt. -
Vgl. Tittmann,Geschichte H.s des Erlauchten (2 Bde., Dresd. und Lpz. 1815-46).
Heinrich, Wilh. Friedr., Prinz der Nieder- lande, geb. 13. Juni 1820 in Soestdyk als zweiter Sohn König Wilhelms II., trat als
Offizier in die Marine ein und wurde 1849 Statthalter von Luxem- burg und Admiral-Lieutenant der Holland.
Flotte. Als Statthalter
führte er eine streng konstitutionelle Regierung. Er starb 13. Jan. 1879 kinderlos. Heinrich war in erster Ehe 19. Mal 1853 vermählt
mit dcr Prinzessin Amalie (geb. 20. Mai 1830, gest. 1. Mai 1872), Tochter des Herzogs Bernhard von Weimar, in zweiter Ehe 24. Aug. 1878 mit
der Prinzessin Marie von Preußen (geb. 14. Sept. 1855), einer Tochter des Prinzen Friedrich Karl. Heinrich Jasomirgott
(so genannt nach einem von ihm angeblich viel gebrauchten Ausruf), Markgraf von Österreich, aus dem Haufe der Babenberger,
folgte seinem Bruder Leopold IV., dem sein Halbbruder König Konrad III. das dem Welsen Heinrich dem Stolzen abgesprochene Herzog-
tum Bayern verliehen hatte, 1141 in Österreich und erhielt 1143 auch
Bayern, nachdem er Heinrichs Witwe Gertrud
geheiratet hatte. Da diese aber 1143 starb, kam Heinrich in eine üble Lage, da er sich zugleich m Bayern gegen Heinrichs des Stolzen
Bruder Wels VI. und m Osterreich gegen den König Geisa von Ungarn zu wehren hatte und von letzterm1146 geschlagen
wurde. Er verschaffte sich Frieden durch die Teilnahme am zweiten Kreuzzuge;
aber bald nach der Rückkehr begann auch Heinrichs
des Stolzen Sohn, Heinrich der Löwe, Ansprüche auf Bayern zu erheben. Nach mancherlei Verhandlungen wurde in der That dieses
Herzogtum Heinrich dem Lö- wen 1154 von Kaiser Friedrich I. zuerkannt und 1155 förmlich verliehen, aber
auf dem Reichs- tage zu Regensburg (Sept. 1156) dadurch entschä- digt, daß die Mark Osterreich von dem Lehnsver- bande mit
Bayern gelöst, zu eiuem Herzogtum er- hoben und mit weitgehenden Befugnissen ausge- stattet ward, die in dem?i ivilsZium
minus enthalten sind. So wird die echte Urkunde Friedrichs I. von Osterreich genannt, im Gegensatz zu dem?rivii6Zium
M3^n8, das der Herzog Rudolf IV. im 14. Jahrh, zur Erlangung noch weiterer Vorrechte gefälscht hat. H.s spätere Regierungszeit
verlief ebenso stürmisch;
doch verdankt Wien erst ihm größere Bedeutung, da er es zur Residenz des neuen
Herzogtums machte und dort auch das Schottenkloster gründete, das er zur Fanliliengrabstätte bestimmte. Er starb 13. Jan. 1177 infolge
Sturzes mit dem Pferde. Heinrich der Seefahrer (portug. Tom En- riqueelNavegador), InfantvonPortugal, Herzog von Vifeo, der vierte
Sohn König Johanns I., geb. 4. März 1394 zu Oporto, zeichnete sich frühzeitig ebmjo
in ritterlichen Übungen wie durch ernste wissenschastliche Studien aus.
Schon seine ersten Waffenthaten bei der Eroberung
von Ceuta 1415 und als Oberbefehlshaber der Flotte bei dem Ent- satz dieser wichtigen Festung 1419 machten ihn be- kannt. Seit 1420 als
Großmeister des zur Ver solgung der Mauren gestifteten Christusordens mit der Führung der afrik.
Angelegenheiten
beauftragt, nahm er scincn Wohnsitz zu Sagres, an der äußersten Südwestspitze Portugals.
Hier errichtete er außer einem
Arsenal auch eine Sternwarte, mit der er eine Seeakademie, die erste nautische Schule der Welt, in Verbindung setzte.
Jährlich
sandte er Schiffe ckuf Entdeckungen aus. So fanden 1419 Tristam Vaz und Gonsalves Zargo, durch Sturm verschlagen,
die schon früher von Genuesen entdeckten und auf der Florentiner Seekarte 1351 verzeichneten Inseln Porto-Santo und Madeira
auf.
Beide Inseln wur- den alsbald kolonisiert, die benachbarten Eilande Tcsertas sowie 14^ oder 1423 auch die Gruppe der
Salvages besetzt.
Gonsalves Velho Cabral fand 1431 die ersten Inseln der Azorengruppe wieder. An der afrik.
Küste waren die vor Heinrich ausgesandten Ex- peditionen nur bis zum Kap Bojador vorgedrungen, dis es dem kühnen Gil Eannes (Gilianes) 1434 ge-
lang, dieses Vorgebirge zu passieren.
Bereits 1435 gelangten Gil Eannes und Valdaya nach Angra dos Ruivos, und 1436 ankerte
der letztere am Rio dos Lobos marinhos (Rio oe Oro).
Durch Betei- ligung an der Ordnung der innern Angelegenheiten Portugals
für die nächsten Jahre abgehalten, nahm Heinrich seine Entdeckungspläne erst 1441 wieder auf. In demselben Jahre
drang Nuno Tristam bis zum Kap Vlanco vor, und 1443 gelangte dieser bis zur Insel und Bucht von Arguin. 1445 erreichte
Dinis Diaz das Grüne Vorgebirge, 1446 nahmen Lancerota,