Kämpfe gespaltenes
Volk wieder zur Einheit; der Friede von Vervins brachte ihm den
Sieg und allgemeine Ruhe. Auch
den Hugenotten gewährte Heinrich Sicherheit durch das
Edikt von Nantes Nach der Scheidung von seiner ersten Gemahlin
heiratete der König 1600 Maria von Medici, die Tochter des
Großherzogs Ferdinand von
Toscana, ohne deshalb
seine zahlreichen Liebschaften mit andern Frauen aufzugeben. Einen kurzen
Krieg mit Savoyen um Saluzzo, die Verschwörung
Birons (s. d.) und eine Rebellion des
Herzogs von
Bouillon abgerechnet, denen allen gegenüber er
Sieger blieb, hatte Heinrich seit
dem Frieden von Vervins Ruhe, um, vonSully (s. d.) unterstützt, an der
Hebung
[* 3] seines tief zerrütteten
Reichs zu arbeiten.
Zur neuen
Begründung des bürgerlichen Wohlstandes reformierte er in beispiellos schöpferischer Regierung, die das so lange
ständisch und parteiisch zerteilte
Land der Monarchie und zwar der absoluten Königsgewalt neu eroberte, den
Staatshaushalt,
die
Verwaltung und das Rechtswesen, ließKanäle und
Straßen bauen, unterstützte
Handel und
Gewerbe und
veranlaßte sogar die Gründung franz.
Kolonien in
Amerika.
[* 4] Zumal
der Ackerbau hob sich aus tiefem
Verfall.
Dabei ließ Heinrich jedoch die allgemeine polit.
Lage keinen Augenblick aus dem
Auge.
[* 5] Wenn auch der aus
Sullys Memoiren bekannte
Plan einer «christl. Republik», d. h.
einer europ.
Vereinigung von 15 teils monarchischen, teils republikanischen
Staaten mit gemeinsamem Schiedsgericht,
auf dem
Grunde religiöser Duldung und zum Zwecke der Eindämmung der habsburg. Macht und Vertreibung der
Türken aus Europa
[* 6] auf Fälschung beruht, so gingen doch in der That H.s
Absichten dahin, den Einfluß Habsburgs durch einen
Bund aller
diesem Hause feindseligen Mächte zu brechen. 1598‒1610 arbeitete Heinrich auf allen Seiten erfolgreich für diesen
Plan und brachte
Frankreich gegen
Spanien-Habsburg in die Höhe; er rüstete rastlos und setzte schließlich diese Macht beim
Ausbruche des Jülichschen Erbfolgestreites, worin er Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg unterstützen wollte, gegen den
Hauptfeind in
Bewegung. Die Königin sollte während des
Krieges die Regentschaft führen und forderte
dazu die Krönung. Am
Tage nach der Krönung, die stattfand, fuhr der König aus, um den kranken
Sully zu besuchen,
und wurde im Wagen durch einen Messerstoß Ravaillacs (s. d.) ermordet. Sein
Tod warf
Frankreich in lange Wirren zurück. Er war der größte König der franz.
Neuzeit. Sein Reiterstandbild (von Lemot) steht seit 1818 auf dem Pont-Neuf in
Paris.
[* 7]
Vgl. Recueil des lettres missives de
Henri Ⅳ (9 Bde., 1843‒76);
Ⅰ., König von Haïti,
[* 8] s.
Christophe, ^[= und Montigny-Mitrailleuse, eine 1869 in Belgien und Österreich eingeführte, nach ihren Erfindern ...]Henri.
Ⅰ., das
Kind, erster Landgraf von Hessen,
[* 9] geb. war ein Sohn
HerzogHeinrichs
Ⅱ. von
Brabant und
Sophias, einer Tochter der heil. Elisabeth. Seine
Mutter betrachtete sich, als 1247 mit Heinrich Raspe
der landgräflich thüring. Mannsstamm ausstarb, als dessen nächste Erbin, konnte aber nach langer heldenmütiger
Wehr gegen
mehrere Prätendenten und namentlich gegen den Markgrafen Heinrich den
Erlauchten von Meißen
[* 10] kraft
Vertrags
von 1263 nur Hessen erlangen.
Als ihr Sohn, bis dahin
«Kind von
Brabant» genannt, mündig geworden war, überließ sie ihm das Land nebst dem landgräfl.
Titel. Heinrich, dessen älterer gleichnamiger Stiefbruder schon 1247 die Regierung von
Brabant übernommen hatte, schlug seinen
Sitz zuCassel auf, säuberte das Land von Raubrittern, schützte es gegen die
Anmaßungen des Erzbischofs
von Mainz
[* 11] und legte den
Grund zu der
Größe seines Hauses, dessen unmittelbare Besitzungen, anfänglich nicht sehr umfangreich,
von Heinrich bedeutend erweitert wurden. Auch in
Brabant suchte er seinen Einfluß zu wahren; doch entsagte er 1279 allenAnsprüchen.
Streitigkeiten mit Erzbischof Werner von Mainz brachten ihn in die
Reichsacht; um König
Rudolf zu versöhnen, half er ihm
im Kampfe gegen Ottokar von
Böhmen.
[* 12] Durch seine in zwei
Ehen geborenen
Söhne wurden Erbstreitigkeiten veranlaßt, die bei
seinem
Tode auf eine Landesteilung hinausliefen, welche jedoch, da nur einer der
Söhne,
Otto,
den
Stamm fortpflanzte, nicht von
Dauer war. –
Vgl.
Ilgen und
Vogel, Kritische Bearbeitung und
Darstellung der Geschichte des
thüring.-hess. Erbfolgestreits, 1247‒64 (in der «Zeitschrift
für Hessische Geschichte»,
Neue Folge, Bd. 10,Cass. 1883).
Herzog von Kärnten (1310‒35), wurde, als der letzte böhm. König aus dem Hause der
Přemysliden, Wenzel Ⅲ., 1306 ermordet und der zunächst als König anerkannte
Rudolf von
Österreich,
[* 14]
Albrechts Ⅰ. Sohn,
gestorben war, als Gemahl der ältesten Schwester Wenzels,
Anna, Aug. 1307 von den
Böhmen auf den
Thron
[* 15] erhoben. DieAngriffeAlbrechts, der für seinen zweiten Sohn
Friedrich eintrat, schlug Heinrich glücklich ab, dagegen verstand er es nicht, sich einen
festen
Anhang im
Lande zu verschaffen. So kam es, daß, als König Heinrich Ⅶ., der Luxemburger,
Annas Schwester Elisabeth
mit seinem
SohneJohann vermählte und diesem 1310
Böhmen zu
Lehn gab, Heinrich das Land räumen mußte. Dafür
erlangte er in demselben Jahre nach dem
Tode seines ältern
BrudersOtto dessen
Länder Kärnten und
Tirol;
[* 16] doch war auch hier
seine Regierung keine rühmliche.
Da er keine männlichen
Erben hatte, verschaffte er sich von
Ludwig dem
Bayern
[* 17] die Erlaubnis,
auch seine Reichslehen auf seine Tochter Margarete
Maultasch zu vererben, die 1330 mit einem
SohneJohanns
von
Böhmen vermählt wurde. Heinrich starb
der
Erlauchte, Markgraf von Meißen, war bei seines
Vaters, Dietrichs des Bedrängten,
Tode (1221) erst drei
Jahre alt und stand
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fangs unter Vormundschaft seines Oheims, des Landgrafen Ludwigs des Heiligen von Thüringen, der aber 1227 starb. Heinrich wurde 1230 mündig
er- klärt und heiratete 1234 die Tochter des HerzogsLeopold von Osterreich, Constantia.
Seine ersten Waffenthaten verrichtete
er in dem Kreuzzuge gegen die Preußen
[* 20] 1236. Bald nachher geriet er mit dem Markgrafen Johann von Brandenburg
[* 21] in Fehde, später aber nahmen ihn ausfchließlich die thüring. Erbschaftsstreitigkeiten in Anfpruch.
Als aber 1247 mit Heinrich Raspe (s. d.) der thüring.
Mannsstamm wirklich erlosch, konnte er nur mit dem Schwerte sein Recht gegen Sophia, die Tochter Ludwigs
des Heiligen, sowie gegen den Grafen Siegfried von Anhalt
[* 23] behaupten.
Viele thüring. Städte huldigten ihm 1249, und 1250 übernahm
er auch, jedoch nur im Namen von Sophias un- mündigem Sohne, Heinrich dem Kinde, die Negie- rung von Hessen.
Als indes Sophia
in Albrecht von Braunschweig,
[* 24] ihrem Schwiegersohne, einen Bundesgenossen erhielt, brach 1256 von neuem
Streit aus, welcher nach der Schlacht bei Besen- städt in der Nähe von Wettin mit dem Verzicht Sophias auf Thüringen
und die Pfalz Sachsen endete (Dez. 1264).
Dagegen vermochte Z. nicht nach dem Aussterben des Vabenbergischen
Hauses (1246) die mit seiner Gemahlin Constantia (gest. 1234) erworbenen Ansprüche auf die Erbfolge in Österreich gegen König
Wenzel von Böhmen, mit dessen Schwester Agnes (gest. 1268) er sich schon 1245 vermählt hatte, zur Geltuug zu bringen, er-
warb aber 1251 wenigstens Sayda und Purschen- stein.
Eine lange Reihe verderblicher Zwistigkeiten entwickelte
sich aus der Teilung von 1265, bei der er sich nur Meißen und die Niederlausitz vorbehal- ten hatte. (S.Sachsen.) Noch verwickelter
aber ge- stalteten sich H.s häusliche Verhältnisse, als er sich zum drittenmal mit einer Ministerialin, Elisabeth von Maltitz,
vermählte und dem Sohne derselben, Friedrich dem Kleinen, einen Teil seines Erbes zu- wendete. Er starb Heinrich war
tapser, edel, gerecht, prachtliebend, kunstsinnig, wieseine Minnegesänge und kirchlichen Kompositionen be- zeugen. In der
Geschichte der deutschen Poesie wird er auch (ebenso wie Frauenlob, s. d.) als Heinrich von
Meißen erwähnt. -
Vgl. Tittmann,Geschichte H.s des Erlauchten (2 Bde., Dresd. und Lpz. 1815-46).
Flotte. Als Statthalter
führte er eine streng konstitutionelle Regierung. Er starb kinderlos. Heinrich war in erster Ehe 19. Mal 1853 vermählt
mit dcr Prinzessin Amalie (geb. gest. Tochter des HerzogsBernhard von Weimar,
[* 25] in zweiter Ehe mit
der Prinzessin Marie von Preußen (geb. einer Tochter des Prinzen FriedrichKarl. Heinrich Jasomirgott
(so genannt nach einem von ihm angeblich viel gebrauchten Ausruf), Markgraf von Österreich, aus dem Haufe der Babenberger,
folgte seinem BruderLeopoldIV., dem sein Halbbruder König Konrad III. das dem Welsen Heinrich dem Stolzen abgesprochene Herzog-
tum Bayern verliehen hatte, 1141 in Österreich und erhielt 1143 auch
Bayern, nachdem er HeinrichsWitweGertrud
geheiratet hatte. Da diese aber 1143 starb, kam Heinrich in eine üble Lage, da er sich zugleich m Bayern gegen Heinrichs des StolzenBruder Wels VI. und m Osterreich gegen den König Geisa von Ungarn
[* 26] zu wehren hatte und von letzterm1146 geschlagen
wurde. Er verschaffte sich Frieden durch die Teilnahme am zweiten Kreuzzuge;
aber bald nach der Rückkehr begann auch Heinrichs
des Stolzen Sohn, Heinrich der Löwe, Ansprüche auf Bayern zu erheben. Nach mancherlei Verhandlungen wurde in der That dieses
Herzogtum Heinrich dem Lö- wen 1154 von KaiserFriedrich I. zuerkannt und 1155 förmlich verliehen, aber
auf dem Reichs- tage zu Regensburg
[* 27] (Sept. 1156) dadurch entschä- digt, daß die MarkOsterreich von dem Lehnsver- bande mit
Bayern gelöst, zu eiuem Herzogtum er- hoben und mit weitgehenden Befugnissen ausge- stattet ward, die in dem?i ivilsZium
minus enthalten sind. So wird die echte Urkunde Friedrichs I. von Osterreich genannt, im Gegensatz zu dem?rivii6Zium
M3^n8, das der HerzogRudolf IV. im 14. Jahrh, zur Erlangung noch weiterer Vorrechte gefälscht hat. H.s spätere Regierungszeit
verlief ebenso stürmisch;
doch verdankt Wien
[* 28] erst ihm größere Bedeutung, da er es zur Residenz des neuen
Herzogtums machte und dort auch das Schottenkloster gründete, das er zur Fanliliengrabstätte bestimmte. Er starb infolge
Sturzes mit dem Pferde.
[* 29] Heinrich der Seefahrer (portug. Tom En- riqueelNavegador), InfantvonPortugal, Herzog von Vifeo, der vierte
Sohn König Johanns I., geb. zu Oporto,
[* 30] zeichnete sich frühzeitig ebmjo
in ritterlichen Übungen wie durch ernste wissenschastliche Studien aus.
Schon seine ersten Waffenthaten bei der Eroberung
von Ceuta
[* 31] 1415 und als Oberbefehlshaber der Flotte bei dem Ent- satz dieser wichtigen Festung
[* 32] 1419 machten ihn be- kannt. Seit 1420 als
Großmeister des zur Ver solgung der Mauren gestifteten Christusordens mit der Führung der afrik.
Angelegenheiten
beauftragt, nahm er scincn Wohnsitz zu Sagres, an der äußersten Südwestspitze Portugals.
Hier errichtete er außer einem
Arsenal auch eine Sternwarte,
[* 33] mit der er eine Seeakademie, die erste nautische Schule der Welt, in Verbindung setzte.
Jährlich
sandte er Schiffe
[* 34] ckuf Entdeckungen aus. So fanden 1419 Tristam Vaz und Gonsalves Zargo, durch Sturm verschlagen,
die schon früher von Genuesen entdeckten und auf der Florentiner
[* 35] Seekarte 1351 verzeichneten Inseln Porto-Santo und Madeira
[* 36] auf.
Beide Inseln wur- den alsbald kolonisiert, die benachbarten Eilande Tcsertas sowie 14^ oder 1423 auch die Gruppe der
Salvages besetzt.
Gonsalves Velho Cabral fand 1431 die ersten Inseln der Azorengruppe wieder. An der afrik.
Küste waren die vor Heinrich ausgesandten Ex- peditionen nur bis zum KapBojador vorgedrungen, dis es dem kühnen Gil Eannes (Gilianes) 1434 ge-
lang, dieses Vorgebirge zu passieren.
Bereits 1435 gelangten Gil Eannes und Valdaya nach Angra
[* 37] dos Ruivos, und 1436 ankerte
der letztere am Rio
[* 38] dos Lobos marinhos (Rio oe Oro).
Durch Betei- ligung an der Ordnung der innern Angelegenheiten Portugals
für die nächsten Jahre abgehalten, nahm Heinrich seine Entdeckungspläne erst 1441 wieder auf. In demselben Jahre
drang Nuno Tristam bis zum Kap Vlanco vor, und 1443 gelangte dieser bis zur Insel und Bucht von Arguin. 1445 erreichte
Dinis Diaz das Grüne Vorgebirge, 1446 nahmen Lancerota,
¶
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Gomes Pires u. a. die Arguingruppe in Besitz und fanden den Senegal, und 1447 drang Alvaro Fer- nandez säst bis zur Serra
Liona vor.
Nachdem Heinrich 1449 auf Arguiu eine Festung angelegt hatte, ent- wickelte sich alsbald ein gewinnrcicher Handelsver-
kehr mit den Bewohnern der afrik.
Westküste. Cada- mosto befuhr 1455 den Senegal und tani zum Gambia. In den
nächsten Jahren entdeckten Diogo Gomez und Antonio de Noli die Kapverdischen In- seln. Nachdem Z. 1458 nochmals als Feldherr
glücklich gegen die Mauren gekämpft hatte, starb er zu Sagres.
H.hat den Grnnd gelegt zu dem spätern Welthandel,
der Kolonialmacht und der welthistor.
Bedeutung Portugals und durch seine Unternehmungen die Schiffahrt
in neue Bahnen gelenkt. Er erkannte die Schwächen der damaligen Nautik, daß es den Seefahrern an guten Instru- menten und
Methoden zur Ortsbestimmung
[* 40] auf See fehlte, und betraute die größten Mathematiker seiner Zeit mit der Lösung dieser Aufgaben.
-
Vgl. Azurara, Orouica ä6 (Fuw6 (Par. 1841);
Major, 1^t6 ok princ6 lleni-)' ok I^orwßlü äurnaineä tde I^Hvi^tor (Lond.
1868), und die populäre Bearbei- tung u. d. T. Lb6 äi8cov6i'i68 ol prmck Ilsni^ tQ6
XaviMwr aiiä t1i6ir r68u1t8 (ebd. 187?);
Heinrich, FriedrichLudwig, Prinz von Preu- ßen, preuß. Generallieutenant, geb. zu Berlin,
[* 42] BruderFriedrichs d. Gr., erhielt ^seine militär. Ausbildung
durch den Oberst von stille und durch seinen königl. Bruder, den er während der schles. Kriege begleitete. 1742 wohnte er
der Schlacht bei Oaslau bei, verteidigte 1744 mit Er- folg die Stadt Tabor in Böhmen und that sich 1745 in der
Schlacht bei Hohenfriedberg hervor. Im Ver- lauf des Siebenjährigen Krieges entwickelte sich Heinrich zu einem der hervorragendsten
Führer;
doch bildete sich das Verhältnis zu seinem Bruder im Laufe der Jahre immer mehr zu einer gegenseitigen Abneigung
heraus, da der König häufig nicht mit der zurück- haltenden und hinziehenden Kriegführung feines
Bruders einverstanden war.
Bei Prag
[* 43] trua, der Prinz durch einen erfolgreichen Bajonettangriff an der Spitze des Regiments Itzenplitz
viel zur Ent- scheidung der Schlacht bei;
bei Rohbach führte er einen Angriff in die Flanke des Feindes mit großer Umsicht
aus.
Als der König dann nach Schlesien
[* 44] ging, blieb er mit 18000 Mann an der Saale stehen, behauptete Sachfen den Winter bindurch
und entledigte sich 1758 des gleichen Auftrages mit vielem Gefchick.
Nach der Niederlage von .yochkirch vereinigte er sich
schnell mit dem Könige und deckte dessen Marsch nach Schlesien, während er selbst wieder nach Landshut
[* 45] zurückkehrte.
Den glänzenden Feldzug 1759 eröffnete er angriffsweise, drang in Böhmen ein, zerstörte die Magazine der
Österreicher und wandte sich hierauf gegen die Reichsarmee nach Franken.
Nach der
Schlacht von Kunersdors eilte der Prinz an die Elbe und verstand es durch geschickte Operationen dem König Zeit zu verschaffen,
seine Kräfte aufs neue zu sammeln. Besondere Verdienste erwarb sich der Prinz 1760. Durch seine Gefchicklichkeit in der
Defensive wußte er ohne Schlacht die Vereinigung derÖsterreicher mit den Russen zu verhindern. 1761 beschränkte
er sich ganz auf die Verteidigung Sachsens und Berlins. Durch den Sieg, den er 1762 in der Schlacht bei Freiberg
[* 47] (29. Okt.) gewann,
trug er nicht wenig dazu bei, das Ende des Krieges herbeizuführen. Nach dem Friedensschlüsse ging er
nach Rheinsberg, das ihm der König 1752 bei seiner Vermählung mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Cassel angewiesen
hatte; doch war seine Ehe unglücklich, sodah er sich von seiner Gemahlin trennte. Der Anteil, den er während seines Aufenthalts
in Peters- burg 1770 an den Verhandlungen über die TeilungPolens nahm, erwarb ihm den Ruf eines geschickten
Diplomaten. Im Bayrischen Erbfolgekriege führte er seine Armee über Dresden
[* 48] und das LausitzerGebirge nach Böhmen und ebenso
umsichtig nach Sachsen zurück. 1784 war er mit Verhandlungen in Paris betraut, deren Spitze sich gegen Österreichs Vergröherungspläne
richtete, und auch später noch an dem Abschluß des Friedens zu Basel,
[* 49] 1795 be- teiligt. Er starb zu
Rheinsberg. 1889 erhielt ihm zu Ehren das brandenb. Füsilier- regiment Nr. 35 seinen Namen. Teile seiner Me- moiren über den
Siebenjährigen Krieg hat Naudö' in den «Forschungen zur brandenb.
und preuß. Ge- schichte», Bd. 1 (Lpz.
1888) herausgegeben. -
Vgl. Guyton de Morveau, Vis priv66 ä'uu prin"6 I6dr6 ou loiäil'Z än princ6
llern-i äauL 8a r6tr2.it" ä6 I5.k6iii8d6i'L (unter dem Pseudonym Brumore; angeblich Veropolis 1784, in Wirklichkeit Verl.
1785);
.5. von Bülow, Feldzüge des Prinzen Heinrich von Preußen (2 Bde., ebd. 1805);
Schöning, Der Siebenjährige Krieg (3 Bde., Potsd. 1851);
Schmitt,
Prinz Heinrich von Preußen als Feldherr im Siebenjährigen Kriege (Greifsw. 1885).
Heinrich, Albert Wilh., Prinz von Preußen, geb. zu Potsdam,
[* 50] zweiter Sohn des KaisersFriedrich III., machte nebst seinem
ältern Bruder, Kaiser Wilhelm II., seine Gymnasialstudien in Cassel 1875-77 und widmete sich von da an
dem Seedienst. Er trat an Bord der Korvette Prinz Adalbert, unter Leitung des Kor- vettenkapitäns von Seckendorff,
seine erste große Sce^ reise um die Erde an. Am kehrte der Prinz wieder in die Heimat zurück
und bestand 1. Okt. in der Marineschule zu Kiel
[* 51] die Seeoffiziersprüfung. Am unternahm er auf der Korvette Olga eine
Reife nach Westindien
[* 52] und andern TeilenAmerikas und lief13.März 1884 wieder im Hafen von Kiel ein.
Kaiser Wilhelm I. ernannte
ihn zum Kapitänlieutenant. Im Winter 1884/85 besuchte H- den ersten Cötus der Marineakademie
in Kiel, that im nachfolgenden Sommer Dienst als Wachtofsizier an Bord der Kreuzerfregatte Stein, studierte im Winter 1885/80
im zweiten Cötus der Marineakademie und fungierte im Sommer 1880 als erster Offizier der Panzerkorvette Oldenburg.
[* 53] Vom bis war
als Compagnieführer der 1. Matrosendwision in Kiel mit der Ausbildung von Rekruten beschäftigt. Im Sommer 1887 war' Heinrich Chef
einer Torpedoboots- division und Kommandant des Torpedodivisions- bootes «I). 2»;
am wurde er zum Kor- vettenkapitän
befördert. Im Sommer 1888 nahm als Kommandant der Dacht Hohenzollern
[* 54] an der nor- dischen Kaiserreise
teil. Im Winter 1888/89 war Heinrich Abteilungscommandeur bei der 1. Matrosendivision und wurde Kapitän
zur See.