Heinicke
,
Samuel, Begründer der sogen. deutschen oder Artikulationsmethode im Taubstummenunterricht und der ersten Taubstummenanstalt in Deutschland, [* 2] geb. zu Nautschütz bei Weißenfels, [* 3] war erst Landmann, trat 1750 in die kurfürstliche Leibgarde zu Dresden, [* 4] wo er sich durch Privatfleiß einige wissenschaftliche Kenntnisse erwarb, ward im Siebenjährigen Krieg bei Pirna [* 5] gefangen und nach Dresden gebracht, entkam aber und ließ sich 1757 in Jena [* 6] als Student inskribieren. Im folgenden Jahr ging er nach Hamburg, [* 7] wo er durch Privatunterricht seinen Unterhalt erwarb, und ward auf Klopstocks Empfehlung 1760 Sekretär [* 8] und Hauslehrer beim Grafen Schimmelmann, 1768 Kantor in Eppendorf.
Schon als
Soldat hatte er einen Taubstummen nach
Ammans (s. d.) »Surdus loquens«
mit
Glück unterrichtet. Der gleiche Erfolg bei einem jungen
Mann in
Eppendorf erwarb ihm solchen
Ruf, daß ihm seit 1772 Taubstumme
aus allen Gegenden anvertraut wurden und der
Kurfürst von
Sachsen
[* 9] ihn 1778 in sein Vaterland zurückrief.
Heinicke
gründete in
Leipzig
[* 10] eine
Taubstummenanstalt, der er bis zu seinem
Tod, vorstand. 1881 wurde ihm daselbst ein
Denkmal errichtet. Seine Hauptschriften sind: »Beobachtung über
Stumme und die menschliche
Sprache«
[* 11] (Hamb. 1778);
»Über die Denkart der Taubstummen« (Leipz. 1783);
»Wichtige Entdeckungen und Beiträge zur Seelenlehre und zur menschlichen Sprache« (das. 1786).
Vgl. Stötzner, S. Heinicke
(Leipz. 1874);
Walther, Geschichte des Taubstummenbildungswesens (Bielef. 1882);
Eck, S. als Kämpfer für die Entwickelung der Volksschule (Wien [* 12] 1884).