Heiliges
Grab, das in den
Evangelien erwähnte Felsengrab
des
Joseph von
Arimathia außerhalb der damaligen
Mauer von
Jerusalem
[* 2]
(Hebr. 13,12; Joh. 19,17;.
Matth. 27,32),. in das
Jesus
Christus nach der Kreuzabnahme gelegt wurde. Wie die gegenwärtig dafür
geltende
Stätte bekannt und Gegenstand der Verehrung wurde, hat der
Bischof Eusebius von
Cäsarea in
Palästina,
[* 3] ein Zeitgenosse und Augenzeuge dieser Begebenheit, in seiner Vita Constantini 3,25–40 berichtet.
Eusebius bezeichnet es in seiner
Darstellung als ein «wider alle Erwartung» eingetretenes Ereignis,
d. h. als ein Wunder, daß die auf Wunsch des
Kaisers
Konstantin angestellte Nachforschung nach
dem
Grabe Jesu
von Erfolg begleitet war. Demnach ist damals in
Jerusalem selbst eine sichere Kenntnis der Grab
esstätte Jesu durchaus nicht
vorhanden gewesen, wie noch immer vielfach geglaubt wird.
Konstantin ließ nun 326–335 an jenem Platze, der damals einen
Venustempel trug, einen Rundbau, genannt Anastasis,
d. i.
Auferstehung, und östlich daneben über dem
Orte der Kreuzeserfinduna (s. d.) eine
Basilika
[* 4] mit einem
Atrium und Propyläen errichten.
Das Heiliges Grab
wurde von dem umgebenden Felsen isoliert, sodaß nur die im Felsen ausgehauene Grabkammer wie
eine kleine Kapelle stehen blieb, die außen mit Marmorplatten und kleinen
Säulen
[* 5] verziert wurde und oben ein Kreuz
[* 6] trug.
In dem Neubau der Kreuzfahrer (seit 1130) verzierte man das Heiliges Grab
außen durch
Spitzbogen, baute an die Ostseite eine kleine Vorhalle mit drei
Thüren, an die Westseite einen überdachten und von Schranken
umgebenen
Altar
[* 7] und krönte das Ganze durch eine kleine
Kuppel, während das
Innere des Heiliges Grab
mit Mosaiken geschmückt
wurde (vgl. die Nachbildung des Heiliges Grab
durch den
Bürgermeister
Georg
Emmerich
[* 8] in
Görlitz,
[* 9] 1481–89). Weder der Neubau von 1555 durch
Bonifacius von Ragusa,
[* 10] noch die Erneuerung durch die Griechen 1809–10 hat den
Plan des
Gebäudes wesentlich verändert.
Nur wissen wir nicht genau, wann das ursprüngliche Felsengemach zerstört und, abgesehen von den untern Teilen, Mauerwerk dafür an die Stelle getreten ist. Wahrscheinlich ist diese Veränderung im Anfang des 11. Jahrh. geschehen. Das gegenwärtige geschmacklose Gebäude ist nicht ganz 8 m lang und 5,5 m breit. Das vordere Gemach heißt die Engelskapelle, das innere Gemach (2 m lang, 1,8 m breit) enthält das Grab Christi; jetzt eine mit Marmor überkleidete Bank (1,55 m lang, 0,64 m breit, 0,94 m hoch).
Das erste ist von 15, das zweite von 43 kostbaren Hängelampen erleuchtet. Das H.G. ist gemeinsamer
Besitz der griech.-orthodoxen,
armenischen und röm.-kath.
Kirche; doch haben die kleinern Konfessionen
[* 11] der Kopten,
[* 12] der syr. Jakobiten
und der Abessinier (sämtlich
Monophysiten) auch
Rechte auf das Heiliges Grab
(S.
Stätten, heilige.) Die vielbestrittene Echtheit des
Heiliges Grab
hängt zum
Teil von der Feststellung des Laufs der zweiten
Mauer
Jerusalems ab. Die neuesten Forschungen sprechen nicht
gegen die Möglichkeit der Echtheit. –
Vgl. M. de Vogüé, Les églises de la Terre sainte (Par. 1800).
Als Heiliges Grab
bezeichnet man ferner die kleinen, meist runden oder vieleckigen Kapellen, welche an deutsche
Kirchen angebaut wurden und dem heil.
Michael als Führer der abgeschiedenen Seelen geweiht waren.
Über den
Orden
[* 13] vom Heiliges Grab
s. Heiligen-Grab
es-Orden.