Heidekorn
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s. v. w. Buchweizen.
Heidekorn
7 Wörter, 67 Zeichen
Heidekorn,
s. v. w. Buchweizen.
(Heideform, Heidegrütze, Haden, Gricken, Blende, Franzweizen, Fagopyrum Tourn., s. Tafel »Nahrungspflanzen«); [* 3] Gattung aus der Familie der Polygonaceen, meist einjährige Kräuter mit aufrechten, meist verzweigtem Stengel, [* 4] abwechselnden, dreieckig herzförmigen bis etwas spießförmigen, gestielten Blättern, in den Achseln von Hochblättern stehenden, Scheintrauben bildenden Blütenwickeln, Zwitterblüten und dreikantiger Frucht. Der gemeine Buchweizen (F. esculentum Mönch., Polygonum Fagopyrum L.), einjährig, bis 60 cm hoch, mit meist doldenrispig gehäuften Scheintrauben, rötlichweißen Blüten und dreikantigen, glänzend braunen Nüßchen, welche den Bucheckern ähnlich sind (daher der Name und mit scharfen, ganzrandigen Kanten, gedeiht auf den magersten Sandfeldern und Gegenden. Er verlangt einige Frische und gedeiht daher gut im Heideland, in wolkenreicherer Gebirgsregion und in der feuchten Luft Norddeutschland. Er saugt den Boden nicht aus und kann daher als Vorfrucht für Roggen benutzt werden.
Man säet ihn, der er empfindlich gegen die Kälte ist, ziemlich spät und zwar breitwürfig 2,2-3,2 Neuscheffel auf 1 Hektar, gedrillt 1-1,5 Neuscheffel. Der Buchweizen bedarf 3 Monate der Reife, verlangt während der Entwickelung Feuchtigkeit, in der Blüte [* 5] Wärme [* 6] und einige Regenschauer und dann heiße Witterung; er ist also in seinen Erträgen unsicher, da er aber allmählich blüht, so ist eine völlige Mißernte, aber auch ein recht hoher Ertrag selten. Die wohlriechende Blüte bietet den Bienen die reichste Nahrung dar.
Sie dauert 3-4 Wochen, die Ernte [* 7] fällt gewöhnlich in die Mitte des Augusts. Man rechnet von 1 Hektar 26-51 Neuscheffel nebst 2350-3130 kg Stroh. Die Keimfähigkeit des Samens dauert 2 Jahre; 1 Neuscheffel wiegt durchschnittlich 31,9 kg. Man benutzt auch als Schutzfrucht für Klee und Luzerne, als Grünfutter und Gründüngung. Das Grünfutter hat frisch und als Heu hohen Wert und wird vom Vieh sehr gern gefressen; gutes Stroh gilt in der Fütterung dem Weizenstroh gleich.
Der tartarische Buchweizen (Polygonum tartaricum L.), ein 30-45 cm hohes Sommergewächs mit herz-pfeilförmigen Blättern, kleinen, grünlichen Blüten und an den Kanten buchtig gezahnten Nüßchen, leidet weniger durch Frost und Reif und ist im Ertrag sicherer; indes ist sein Korn ungleich dickschaliger, weniger ausgiebig und nicht so wohlschmeckend wie das des gewöhnlichen Buchweizens, auch fällt es leicht aus und verunreinigt daher den Acker im folgenden Jahr. Seit Beginn der 60er Jahre wurde der schottische (silbergraue) in Deutschland [* 8] mit Erfolg eingeführt. Er erreicht eine Höhe von 1,5 m, ist sehr blattreich und verdient auf besserm Boden den Vorzug vor den andern Sorten; Bienennahrung gewährter hingegen nicht.
Das Buchweizenkorn enthält Kleber, lösliches Eiweiß und Legumin; der Gesamtgehalt an eiweißartigen Stoffen (7,8 Proz.) ist nahezu so groß wie der des Maises, aber erheblich größer als der des Reises. Der Stärkemehlgehalt beträgt 45 Proz. Man benutzt es bei und hauptsächlich in der Form von Grütze. Man mästet mit auch Schweine [* 9] und Geflügel und benutzt ihn als Zusatz in der Bierbrauerei [* 10] und Branntweinbrennerei; 50 kg Buchweizenschrot sollen 33,3 Lit. Spiritus [* 11] von 50 Proz. Tralles oder 1665 Literprozent liefern.
Der Buchweizen stammt wahrscheinlich aus China; [* 12] im östlichen Rußland wächst er fast wild, im südlichen Rußland und Sibirien, vielleicht auch in Taurien, kommt er wirklich wild vor, ebenso ist er in Nordasien sehr verbreitet, aber in Nordindien und Ceylon, [* 13] wo seine Kultur noch sehr jung ist, nur auf geringe Strecken beschränkt. Man baut ihn viel im nördlichen China, enthülst ihn dort ähnlich wie Reis oder benutzt das Mehl [* 14] zu Pasteten. Auch in Japan ist er eine bekannte Feldfrucht, und sein Mehl wird nicht selten zu Fadennudeln verarbeitet. Der Buchweizen war den Alten nicht bekannt; man nimmt gewöhnlich an, daß er nicht lange vor 1530 nach Europa [* 15] gekommen sei, aber im »New Kräuterbuch« des Hieronymus Tragus (Straßb. 1546) findet sich bereits eine genaue Beschreibung der Pflanze, woraus man wohl auf eine ältere Einführung schließen darf.
Nach Pritzel haben denn auch alle vorluther. Bibeln Jesaias 28,25 das Wort »bokwte«, »bokweit«, und dasselbe Wort erscheint in Berckmanns »Stralsunder Chronik«. Die frühste Erwähnung des Buchweizens findet sich in Originalregistern des mecklenburgischen Amtes Gadebusch vom J. 1436. Viel weiter hinauf wird aber das Erscheinen des Buchweizens in Europa nicht reichen, da der Name in allen bis ins 14. Jahrh. zurückgehenden, an Kulturpflanzen überaus reichen Glossarien fehlt.
Der Buchweizen dürfte zuerst im Mittelmeer bekannt und von dort durch die Sarazenen weiter verbreitet worden sein, wofür die französische Bezeichnung Blé saarasin spricht. Die Polen nennen ihn Tarka (Tattar), und der russische Name Grezicha, Grikki scheint darauf hinzudeuten, daß durch orientalische Griechen die Vermittelung über Byzanz und Taurien geschehen sei. Zu Ende des 16. Jahrh. bildete der Buchweizen schon ein ziemlich allgemeines Nahrungsmittel [* 16] der Armen in manchen Gegenden Frankreichs. Gegenwärtig wird er in ganz Europa (im Süden nur wenig), nördlich bis zum Hof [* 17] Dönaes im Nordland unter 66° nördl. Br. kultiviert, namentlich in der Lüneburger Heide, [* 18] im Bremischen, in Flandern, in der Bretagne, aber auch in Nordamerika. [* 19] Der tartarische Buchweizen aus Sibirien kam im vorigen Jahrhundert durch deutsche Botaniker nach Petersburg, [* 20] von wo aus er über Europa verbreitet wurde.