Heerwurm
,
s. Mücken;
amerikanischer Heerwurm
, s.
Eulen,
[* 2] S. 908.
¶
Mücken
(Schnaken, Tipulariae Latr.), Familie aus der Ordnung der Zweiflügler, [* 4] zart gebaute, oft sehr kleine Tiere mit schnur- oder borstenförmigen, beim Männchen nicht selten langfiederhaarigen Fühlern, hervorgestreckten oder hängenden, vier- bis fünfgliederigen Tastern, meist kurzem, dickem, fleischigem Rüssel, langen, fadenförmigen Beinen und langen, schmalen, oft dicht behaarten Flügeln. Von den zahlreichen Arten (in Europa [* 5] gegen 1000) treten manche in ungeheuern Massen auf, erscheinen in ihren Schwärmen wie Rauchsäulen über Bäumen oder Türmen und bedecken die Ufer von Gewässern zuweilen meterhoch.
Manche Arten, deren Weibchen Blut saugen (die Männchen stechen nie), wie Mücken, Moskitos, werden dadurch zur Landplage (Abbildung der Mundteile der s. Insekten, [* 6] S. 976). Die Larven leben meist in Vegetabilien und können dann sehr schädlich werden, oder im Wasser, und im letzten Fall schwimmen die Puppen mit Nacken- oder Schwanzkiemen lebhaft. Von der gemeinen Stechmücke (Culex pipiens L.) und der größern geringelten Stechmücke (C. annulatus Fab., s. Tafel »Zweiflügler«),
mit fünf Punkten auf den Flügeln, weiß geringeltem Hinterleib und Beinen, deren Männchen bei beiden Arten an den langbehaarten Tastern und Fühlern kenntlich sind, leben die Larven im Wasser, nähren sich von allerlei sich zersetzenden Substanzen und hängen mit den Atemröhren, die am vorletzten Leibesring entspringen, den Kopf nach unten gerichtet, an der Oberfläche. Auch die beweglichen Puppen hängen mit den am Thorax befindlichen Atemröhren an der Oberfläche des Wassers und liefern nach acht Tagen das geschlechtsreife Insekt, dessen Rüssel lang, fadenförmig und hornig ist.
Das Weibchen legt etwa 300 zusammenklebende, schwimmende Eier [* 7] ins Wasser, und aus diesen schlüpfen in 4-5 Wochen wieder fortpflanzungsfähige aus. Die befruchteten Weibchen der letzten Generation überwintern in Kellern etc. Mehrere Arten sind in den Tropen als Moskitos verrufen. Von dem brennenden Jucken des Mückenstichs befreit am besten Betupfen mit Ammoniak (Salmiakgeist). Alle übrigen Mücken besitzen einen kurzen, dicken, fleischigen Rüssel, mit welchem sie nicht stechen können.
Die größten Mücken sind die Schnaken oder Bachmücken (Tipula L.), die durch ihren langen Hinterleib und ihre sehr langen Beine auffallen, auf Wiesen, Gebüsch oder an Baumstämmen leben und ihre Eier einzeln in lockere Erde legen. Die Larven nähren sich von abgestorbenen Pflanzenstoffen, einige benagen aber auch junge Wurzeln und werden dadurch schädlich. Sie überwintern und verpuppen sich im nächsten Frühjahr. Die Heerwurm-Trauermücke (Sciara militaris Klg., s. Tafel »Zweiflügler«),
4,5 mm lang, überall, auch an den Flügeln fein behaart, am Körper und an den Flügeln schwarz, an den Füßen pechbraun, an den Verbindungsstellen der Glieder [* 8] des Hinterleibs gelb, findet sich sehr häufig, und ihre Larven unternehmen bisweilen vor der Verpuppung in zahlloser Menge Wanderungen, wobei sie, dicht aneinander gedrängt und durch ihre schleimige Körperoberfläche zusammengehalten, das Bild eines 3-4 m langen, bis handbreiten und etwa daumendicken Bandes darbieten.
Diese Erscheinung erregte seit dem 17. Jahrh. Aufmerksamkeit und war als Heerwurm (Kriegswurm, Wurmdrache) Gegenstand vieler Fabeleien. Erst Beling stellte 1868 fest, daß die unter feuchter Laubschicht aus den Eiern geschlüpften und von verwesendem Laub sich nährenden Larven die Wanderung antreten, um passende Weideplätze zu finden. Nach 8-12 Wochen verpuppen sie sich, und nach 8-12 Tagen schlüpfen die aus, welche nur drei Tage leben. Die Eier (je 100 Stück von einem Weibchen) überwintern unter dem Laub, und im Mai erscheinen die 7 mm langen, bleichen, durchscheinenden, schwarzköpfigen Larven. Über den Heerwurm vgl. die Schriften von Bechstein (Nürnb. 1851), Berthold (Götting. 1854) und Beling (im »Zoologischen Garten«, [* 9] Bd. 9, 10). Die Larven andrer Trauermücken leben in Birnen, und in Louisiana tritt eine Art stets zur Zeit, wo das gelbe Fieber herrscht, in großer Menge auf (daher Yellow fever fly). Die Gnitzen oder Kriebelmücken (Simulia Meig.) sind sehr klein, bucklig, mit kurzen, gedrungenen Fühlern, derben Beinen und breiten, milchig getrübten Flügeln; sie treten scharenweise auf, und die Weibchen stechen und nähren sich von ¶
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Blut. Die Larven und Puppen leben im Wasser unter tütenartigen Gehäusen. Hierher gehören manche Moskitos und die Golubatzer (fälschlich oft Kolumbaczer) Mücke (S. colombaschensis Fab., s. Tafel »Zweiflügler«),
welche in Ungarn [* 11] die Viehherden überfällt und oft die kräftigsten Tiere dergestalt plagt, daß sich dieselben in wahrer Tollwut zu Tod hetzen. Die Mücke ist 4 mm lang, schwärzlich, überall weißlich bestäubt und dicht messinggelb behaart. Der Hinterleib ist weißgelb, oben bräunlich, die Flügel sind glashell. Sie erscheinen im April und Mai und im August und brechen gleich Nebelwolken aus Höhlen hervor, in welche sie bei Unwetter flüchten. Über die Gallmücken s. d.