Hebräische
Sprache.
[* 2] Die althebräische
Sprache, welche von den
Hebräern oder Israeliten zur Zeit
ihrer nationalen Selbständigkeit, in ihren wesentlichsten
Bestandteilen auch wohl schon von den in
Palästina
[* 3] wohnenden alten
kanaanitischen Völkerstämmen, bis in das 2. Jahrh.
v. Chr. gesprochen und geschrieben wurde, bildet neben der arabischen,
aramäischen, assyrisch-babylonischen Sprachgruppe einen Hauptast des semitischen Sprachstammes, welcher in den
Ländern
Vorderasiens,
in
Äthiopien, auf den phönikischen
Kolonien, auf den
Inseln des
Mittelmeers
[* 4] und auf der
Nordküste
Afrikas
heimisch war. In dieser kräftigen, grammatisch durchgebildeten, an Wortreichtum der arabischen aber nachstehenden
Sprache
liegen uns die ältesten semitischen Schriftstücke in den ältern
Texten des Alten
Testaments vor.
Der
Name hebräische Sprache
(laschon ibrith) war früh gebräuchlich, findet sich aber im
Alten
Testament nicht, dafür
Jes. 19, 8. die poetische Benennung
»Sprache
Kanaans« (s'phat K'naan) und
Jes. 36, 11. 13, Nehem.
13, 14 u. öfter j'hudit (»jüdisch«). Zur
Zeit des
Neuen
Testaments verstand man unter hebräischer
Sprache die vorwiegend aramäische Landessprache
Palästinas. Erst
in den chaldäischen Übersetzungen des Alten
Testaments findet sich der
Name »heilige
Sprache« (lischon
d'kudscha).
Althebräische
Schriftdenkmäler sind die 24
Bücher des Alten
Testaments (s.
Hebräische Litteratur), eine 1868 in den Trümmern
der moabitischen Stadt Dibon von dem
Missionär
Klein aufgefundene, 1870 von Ganneau und dem
Grafen
Vogüé veröffentlichte
Inschrift des in der ersten Hälfte des 9. Jahrh.
v. Chr. lebenden moabitischen
Königs
Mesa (vgl.
Schlottmann,
Die Siegessäule
Mesas,
Halle
[* 5] 1870), 20
Steine mit
Schrift (vgl.
Levy,
Siegel und
Gemmen,
[* 6] Bresl. 1869), jüdische
Münzen
[* 7] aus der
Makkabäerzeit (vgl.
Madden, History of Jewish coinage, Lond. 1864) und die 1880 entdeckte Siloa-Handschrift. -
Zeigt die hebräische Sprache
im großen und ganzen auch viel Gleichmäßigkeit und Übereinstimmung
in Form und
Geist, so lassen sich doch mit
Bestimmtheit in ihr zwei
Perioden erkennen, von denen die eine, das sogen.
goldene Zeitalter,
die
Schriften vor dem
Exil, die andre, das silberne
Zeitalter, die
Schriften während desselben und nach demselben
umfaßt.
Diesen
Perioden geht eine Entwickelungsstufe der hebräisch-kanaanitischen
Sprache voraus, auf der sie mit dem gemeinsamen Sprachstamm
[* 8] noch enger verbunden war, und welche zeigt, daß die hebräische Sprache
seit den ältesten
Zeiten die
Sprache
Palästinas war und, mit einigen
dialektischen Verschiedenheiten,
bereits von den alten heidnischen
Stämmen gesprochen wurde. Eine strenge
Abgrenzung beider
Zeitalter ist aber bei der Eigentümlichkeit der hebräischen
Litteratur nicht möglich.
Der ersten Periode gehören, abgesehen von den Spuren späterer Überarbeitung, Ordnung und Redaktion, die fünf Bücher Mosis, die Bücher Josua, der Richter, Samuels und der Könige, der größte Teil der Psalmen, die Sprüche Salomos, das Hohelied, das Buch Hiob und von den Schriften der ältern Propheten in chronologischer Reihenfolge Joel, Amos, Hosea, Jesaias, Micha, Zephanja, Habakuk, Nahum, Obadja, Jeremias, Hesekiel an. Vor und während der Vertreibung des israelitischen Volkes durch Nebukadnezar entstanden die Reden der beiden letztgenannten Propheten (Kap. 40-66 und frühere Kapitel des Jesaias), in denen sich bereits Anklänge an die Sprache Babylons, die den zweiten Zeitraum charakterisiert, finden.
Dieses
goldene Zeitalter zeigt uns die hebräische Sprache
im allgemeinen ungetrübt. Zeit,
Ort, Eigentümlichkeit und Quellenverwertung
der Schriftsteller geben dem einzelnen, namentlich bei historischen
Texten, häufig eine merkliche Verschiedenheit; übrigens
wird der gleiche
Charakter, die Reinheit des
Ausdrucks, der Schwung der
Rede, die Einfachheit und
Kürze
bewahrt. Die
Sprache der Dichter, von den prosaischen
Texten verschieden, tritt durch einen in strenger abgemessenen parallelen
Satzgliedern sich bewegenden
Rhythmus, durch eigentümliche Wortbedeutung und Formbildung hervor.
In der zweiten
Periode gewöhnten sich die
Juden in
Babylon bald an den dem
Hebräischen nahe verwandten
aramäischen
Dialekt, welcher sich auch bei ihrer Rückkehr mehr ausbreitete, zumal die
Sprache der Behörden und des
Verkehrs
die aramäische war.
Daher schwand nach und nach die reine hebräische Sprache
aus dem
Leben und war nach einigen
Jahrhunderten im Volksmund
viel verdorbener, als sie in den gleichzeitig erscheinenden schriftstellerischen Erzeugnissen erscheint.
Bei dem Übergewicht des
Aramäischen bildete sich eine aramäisch-hebräische
Sprache aus.
Die hebräische Sprache
blieb mit mehr oder minder chaldäischer Färbung als heilige
Sprache
Eigentum der
Priester und Schriftgelehrten,
welche in ihr schrieben
und sie zu gottesdienstlichen und pädagogischen
Zwecken verwerteten. Dieser
Periode (536-160) gehören
die
Bücher
Esra und
Nehemia, der
Chronik,
Esther, die prophetischen
Bücher
Jonas,
Haggai, Zacharia,
Maleachi und
Daniel, von den
poetischen der
Prediger und viele
Psalmen, rein an
Sprache und von ästhetischem Wert, wie
Psalm 120, 137,. 139 u. a., an. Aus
der
Erzählung
Richt. 12, 6,. wonach die
Ephraimiten im
Gegensatz zu den im
Osten des
Jordans wohnenden Israeliten
statt Schibbolet
(Ähre) Sibbolet sagten, also das sch nicht sprechen konnten, und aus
Neh. 12, 23. und 24,
wo von einer aschdodischen
Aussprache die
Rede ist, schließt man auf dialektische Verschiedenheiten der hebräischen
Sprache.
Einzelne Eigentümlichkeiten beider
Perioden gehören der frühern Volkssprache des nördlichen
Palästina
an. Mit dem allmählichen
Absterben der althebräischen
Sprache und dem
Abschluß des
Kanon pflanzte sich dieselbe bis zum 10. Jahrh.
ohne
Grammatik und Lexikographie, nur durch
Überlieferung der jüdischen
Gelehrten und durch den bis auf unsre Zeit erhaltenen
Gebrauch beim jüdischen
Gottesdienst fort. Tiefe, lebendige Kenntnis der Ursprache beweisen die älteste
griechische, vermutlich unter
Ptolemäos
Philadelphos zu
Alexandria veranstaltete
Bibelübersetzung der 70
Dolmetscher
(Septuaginta)
und die chaldäischen
Übertragungen (Targumim) des Jonatan ben Usiel und
Onkelos.
¶
mehr
Nach der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil (536) hörte die hebräische
Sprache nach und nach als Umgangssprache auf und erhielt
sich nur in den Kreisen der Gebildeten, bis sie im 2. Jahrh. durch das Griechische verdrängt und nur noch als Schrift- und
Kultussprache benutzt wurde. Denn die gelehrten Leiter des in hebräischer
Schrift fortgeführten Gottesdienstes,
die Übersetzer der biblischen Vorlesungen in den Synagogen, die Gesetzlehrer überhaupt bildeten sie, unterstützt durch
eine lebendige traditionelle Sprachkenntnis, zu einer religiösen Gelehrtensprache aus, die in ähnlicher Weise wie das Lateinische
im Mittelalter benutzt wurde.
Diese Gelehrtensprache, deren sich vorwiegend Rabbiner bedienten, nannte man wenig korrekt die rabbinische, richtiger die neuhebräische Sprache. Sie ist die durch die veränderten Lebensverhältnisse, durch neue Rechtsbegriffe u. a. teils erweiterte, teils umgebildete hebräische Sprache Die Umbildung der aus dem Aramäischen und aus den klassischen Sprachen, besonders dem Griechischen, aufgenommenen Wörter geschah nach Geist und Form des Althebräischen, so daß die fremden Bestandteile oft als echt semitisch erscheinen. In dieser neuhebräischen Sprache sind bis zum 9. und 10. Jahrh. abgefaßt: die Mischna (s. Talmud), ältere Teile der Liturgie, die aber noch echte biblische Färbung tragen, einzelne Partien des Talmuds, die Tossefta (s. d.) und die Midraschim (s. d.). Die Sprache der Mischna, das Vorbild späterer Schriften, entlehnt dem Aramäismus Flexionen und Derivationen, neue Wortbildungen, Konstruktionen, Verbalstämme, nimmt Bezeichnungen für Abstrakta und Konkreta aus der griechischen Umgangssprache u. a. auf und bürgert so die Barbarismen in die ein. hebräische Sprache
Vom 10. Jahrh. ab bedienten sich die gelehrten Juden, die zahlreichen Theologen, Philosophen, Historiker, Dichter, Exegeten, Grammatiker u. a., in allen Ländern wieder der hebräischen Sprache als Büchersprache. Diese, oft ein treues Abbild des Althebräischen, ist das Ergebnis rein gelehrten Strebens. Neue Wörter, Kunstausdrücke, Partikeln zur Satzverbindung entstehen, ja bei der Übersetzung der philosophischen Schriften der Araber muß eine neue Terminologie, eine an die arabische Grammatik sich anlehnende Ausdrucksweise für neue Begriffe und Denkformen, geschaffen werden.
Mit dem Aufblühen der arabischen Wissenschaften näherte sich die neuhebräische Sprache wieder der Reinheit des Althebräischen, ging aber über dasselbe in Wortvorrat, Neubildungen, Aufnahme fremdsprachlicher Elemente hinaus. (Über die in neuhebräischer Sprache geschriebenen Werke jüdischer Autoren s. Jüdische Litteratur.) In den slawischen Ländern ist die neuhebräische Sprache im letzten Jahrhundert als vorzügliches Kulturelement gehandhabt worden.
Sie hat den Juden in Polen und Rußland das europäische Wissen, die Litteratur der zivilisierten Welt, Geschichte und Politik vermittelt; sie hat einzelne Dichter erweckt, in deren Poesien die Sprache Jesajas' in verjüngter Gestalt wieder auflebte. Wir nennen hier den Dramatiker A. B. Löwensohn in Wilna, [* 10] den Novellisten und Romanschriftsteller A. Mape, den Gelehrten und Übersetzer R. Schulmann in Wilna, den Journalisten P. Smolensky, Herausgeber des »Haschachar« und trefflicher Schilderungen aus dem jüdischen Volksleben Rußlands, den Dichter M. L. Lilienblum, S. Mandelkern, Verfasser einer Geschichte Rußlands in hebräischer Sprache, die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Markel in Subolk, Hebräische Rabbinowicz in Petersburg [* 11] (»Lehrbuch der Mathematik, Physik und Chemie«),
S. J. Abramovitz in Sitomir (über jüdisches Erziehungswesen in Rußland und Romane aus dem jüdischen Volksleben), den Novellisten J. Baermann in Taer, den Verfasser kritisch-historischer Werke über Kabbala, D. Kahane in Odessa, [* 12] Josua Chaimowitz in Dünaburg, den geistreichen Publizisten und Redakteur der in hebräischer Sprache zu Lyck [* 13] seit 1857 erscheinenden Wochenschrift »Hamagid«, D. Gordon, und den Lieblingsdichter der russisch-jüdischen Jugend, L. Gordon.
Die althebräische Schrift, wie sie auf der Inschrift des Mesa, aus makkabäischen Münzen und alten Steinen sich zeigt, stammt wahrscheinlich aus Babylon und wurde auch von den Phönikern gebraucht. Aus ihr ging die etwas abweichende aramäische Schrift hervor, von der eine Abart, die palmyrenische Schrift (auf den Denkmälern Palmyras), uns bekannt ist. Diese beiden Arten faßt man als assyrische Schrift zusammen, und aus ihr schufen die jüdischen Bibelschreiber (soferim).
Zum Gebrauch der heiligen Urkunden eine Schrift, die mit geringen Abänderungen sich bis heute als hebräische Quadratschrift erhalten hat. Die Samaritaner bewahrten die althebräische Schrift. Aus der Quadratschrift rundeten sich die rabbinische, im Vulgärjüdischen Raschi-K'saw, d. h. Schrift Raschis, dessen populär gewordene Kommentare in diesen Charakteren gedruckt sind, und die Kursivschrift ab. Das Hebräische wird, wie alle semitischen Sprachen mit Ausnahme des Äthiopischen, von der Rechten zur Linken geschrieben und gelesen.
Das Alphabet (s. die »Schrifttafeln«) besteht aus folgenden 22 Konsonanten, von denen 3 auch Vokalpotenz haben: Aleph (^, spiritus lenis), Beth (b), Gimel (g), Daleth (d), He (h), Waw (w, wie das englische w) ^[offenbar unrichtig, das Waw ו entspricht dem deutschen w], Zajin (z nach französischer Aussprache), Chet (ch, starker Kehlhauch), The (t), Jod (j), Kaph (k, ch), Lamed (l), Mem (m), Nun (n), Samech (s), Ajin (^, eigentümlicher Kehllaut), Pe (p, ph), Szade (starkes s), Koph (q), Resch (r), Szin (s) und Schîn (sch), Taw (t, th).
Die Konsonanten werden auch als Zahlzeichen benutzt. Am Ende anders als in der Mitte und am Anfang des Wortes werden Kaph, Mem, Nun, Pe und Szade geschrieben (Finalbuchstaben). Sechs Konsonanten, Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Pe und Taw, sind uns in doppelter Aussprache überkommen: in härterer (literae tenues) und in weicherer (l. aspiratae). Die hebräische Sprache wurde ohne Vokalzeichen geschrieben, erst um das 7. Jahrh. n. Chr. wurden diese fixiert. Es hat sich aber eine zwiefache Aussprache der hebräischen Vokale erhalten, die nach dem Weg, den sie zu uns genommen, die portugiesische (bei den Philologen übliche) und polnische Aussprache genannt wird.
Die Interpunktions- und Tonzeichen der hebräischen Sprache (beim Vortrag des Pentateuchs und andrer Bibelstücke in den Synagogen als Deklamationszeichen gebräuchlich) sind später entstanden und als Accente über und unter den Wörtern der Bibel [* 14] zu finden. Die Accente in Hiob, in den Sprüchen, Psalmen sind von denen der übrigen Bücher verschieden. Die Wortbildung geschieht entweder durch den Wechsel der Vokale oder durch Anfügung von Buchstaben und Silben. Ursprünglichster und einfachster Bestandteil der Sprache ist das Pronomen;
der Artikel ha, stets mit dem Wort, vor dem er steht, verbunden, scheint aus hal (arab. al) entstanden zu sein;
der wichtigste Redeteil, das Verbum (starkes und schwaches Verbum), wird in sieben Konjugationen (bei den hebräischen Grammatikern Formationen) flektiert, wodurch die verschiedensten Bedeutungen ausgedrückt werden. Es hat zwei ¶
mehr
Zeitformen, Perfektum und Imperfektum; dann einen Imperativ, Infinitiv und ein Partizipium, durch welche wie auch durch Umschreibung alle Formen gebildet werden. Das Nomen (mit zweifachem Geschlecht) ist meistens vom Verbum abzuleiten und wird durch Präfixe und Suffixe, durch eine Art Genitivbezeichnung (status constructus) in seine verschiedenen Beziehungen gebracht. Die Syntax der hebräischen Sprache ist um so wichtiger, da die Wortgestalt nicht immer vollkommen ausgebildet ist und der richtige Sinn des Textes sich nur durch ein genaues Beobachten des Wortes in seiner Stellung und Ordnung im Satz ergibt.
Was die grammatische Bearbeitung der hebräischen Sprache anbelangt, so liegen die umfangreichsten Erklärungen im Talmud und Midrasch vor (vgl. A. Berliner, [* 16] Beiträge zur hebräischen Grammatik im Talmud und Midrasch, Berl. 1879). In der Zeit zwischen dem Abschluß des Talmuds und der grammatischen Bearbeitung der Sprache (10. Jahrh.) ward die Bibel vokalisiert, mit Accenten versehen und die Sammlung kritischer Bemerkungen, die sogen. Massora (s. d.), veranstaltet, die allen spätern Bibeltexten zu Grunde liegt.
Als Verfasser grammatischer, lexikalischer und exegetischer Schriften sind zu nennen: Rabbi Saadja (gest. 942), der den frühsten lexikalischen Versuch machte;
Rabbi Jehuda Chajjug (arab. Abu-Zakarja-Jachja) um 1000;
Rabbi Jona (arab. Abu'-l-Walid Marwan ibn Ganach) um 1030;
Rabbi Menachem ben Seruk (zu Anfang des 11. Jahrh.), Verfasser eines Wörterbuchs nach Anordnung der Stämme;
die Familie Kimchi, deren bedeutendstes Glied, [* 17] Rabbi David Kimchi um 1200), Verfasser des »Wurzelbuchs« war;
Raschi, d. h. Rabbi, Salomo ben Isaak (gest. 1105);
Rabbi Abraham ibn Esra (gest. 1168);
Rabbi David Kimchi und Tanchum aus Jerusalem, [* 18] bedeutende Exegeten;
Elia Levita (gest. 1549), der Lehrer von Fagius und Münster, [* 19] ein scharfsinniger und bedeutender Grammatiker und Lexikograph;
Rabbi Salomo ben Melech (16. Jahrh.) u. a. Das Studium der hebräischen Sprache ging am Ausgang des 15. und Anfang des 16. Jahrh., durch die Reformation gefördert, von der jüdischen Überlieferung beeinflußt, zu den Christen über und fand in Reuchlin (gest. 1522) einen würdigen Vertreter, dessen Arbeiten jedoch von den vollkommnern Sebastian Münsters (gest. 1552) und Johann Buxtorfs (gest. 1629) verdrängt wurden.
Eine neue Ära für das Hebräische begann mit der Erforschung der semitischen Schwestersprachen. Zunächst wußten A. Schultens (gest. 1750) und Nik. Wilh. Schröder (gest. 1798), die Repräsentanten der sogen. holländischen Schule, das Arabische für die hebräische Forschung zu benutzen; in der Folge nahmen besonders die deutschen Grammatiker auch andre Idiome, namentlich das Aramäische und Altarabische, zur Erklärung der hebräischen Spracherscheinungen zu Hilfe. Besondere Verdienste haben sich in unserm Jahrhundert Gesenius, Ewald und J. Olshausen um die hebräische Sprache erworben.
Als die vorzüglichsten Grammatiken sind zu nennen: Ewald, Ausführliches Lehrbuch der hebräischen Sprache (8. Aufl., Götting. 1870), und dessen kleinere Grammatik (4. Aufl., das. 1874);
Gesenius, Grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache (Leipz. 1817, 2 Bde.);
Derselbe, Hebräische Grammatik (24. Aufl., neu bearbeitet von E. Kautzsch, das. 1885);
J. Olshausen, Lehrbuch der hebräischen Sprache (Braunschw. 1861);
Böttcher, Ausführliches Lehrbuch der hebräischen Sprache (hrsg. von F. Mühlau, Leipz. 1866-68, 2 Bde.);
A. Müller, Hebräische Schulgrammatik (Halle 1878);
B. Stade, [* 20] Lehrbuch der hebräischen Grammatik (1. Teil, Leipz. 1879);
König, Historisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache (das. 1881).
Von lexikalischen Werken verdienen Hervorhebung: Gesenius, Thesaurus linguae hebraicae (vollendet von Rödiger, Leipz. 1829-58, 3 Bde.);
Derselbe, Handwörterbuch (9. Aufl. von Mühlau und Volck, das. 1883; lateinische Ausg., 2. Aufl. 1846);
Fürst, Handwörterbuch (3. Aufl. von Ryssel, das. 1876).
Die Geschichte der hebräischen Sprache behandelten Gesenius, Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift (Leipz. 1815); Ewald und Dukes, Beiträge zur Geschichte der ältesten Auslegung und Spracherklärung des Alten Testaments (Stuttg. 1844, 3 Bde.); Renan, Histoire et système des langues sémitiques, Bd. 1. (4. Aufl., Par. 1864), und L. Geiger, Das Studium der hebräischen Sprache in Deutschland [* 21] vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (Bresl. 1870).
Vgl. Steinschneider, Bibliographisches Handbuch über die Litteratur der hebräischen Sprachkunde (Leipz. 1859).