(spr. háh-thörn), Nathaniel, amerikan.
Romanschriftsteller, geb. 4. Juli 1804 zu Salem in Massachusetts, studierte im Bowdoin College (Maine), beschäftigte sich sodann
litterarisch, nahm aber 1839 eine Anstellung beim Zollwesen in Boston an. Nachdem er sich für kurze Zeit einer Genossenschaft
von Fourieristen, der sogen. Brook-Farm-Community, in der Grafschaft Roxburgh angeschlossen, übernahm er eine
Stelle in der Postverwaltung zu Salem, seiner Vaterstadt. Er widmete sich jedoch bald für längere Zeit ausschließlich der
schriftstellerischen Thätigkeit, zu welchem Zweck er sich 1837 nach Concord, in der Nähe von Boston, zurückzog. Zunächst
erschien eine Sammlung seiner in Almanachen und Zeitschriften zerstreuten Beiträge unter dem Titel: »Twice-told tales«
(Bost. 1837-42, 2 Bde.; neue Aufl.
1855; deutsch, Bielef. 1852) sowie die Kinderschrift »Liberty tree« (1842). Darauf folgten: »Mosses from an old manse«, Skizzen
mit anziehenden Erinnerungen aus seinen Kinderjahren, welche seinen Namen zuerst bekannt machten, und das »Journal of an African
cruiser« (1845). 1846 nahm er wiederum in Boston eine Stelle als Zollinspektor an und wurde 1853 vom Präsidenten
Pierce zum Konsul der Vereinigten Staaten zu Liverpool ernannt, welchen Posten er bis 1861 bekleidete. In Europa wurde er bekannt
durch die Romane: »The scarlet letter« (1850) und »The
house of the seven gables« (1851; beide deutsch, Bielef. 1851). Andre seiner Erzählungen sind: »The
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snow-image, and other tales« (Bost. 1852);
»The Blithedale-romance« (das. 1852, 2 Bde.;
deutsch von Peters, Brem. 1870);
»The wonderbook, for girls and boys« (1851);
»Grandfather's chair, true stories from history
and biography« (1851);
»Tangle wood tales« (1853) u. a. Auch schrieb
er um jene Zeit eine Biographie des ihm befreundeten Generals Pierce: »Life of Franklin Pierce« (Bost. 1852).
Zur Herstellung seiner leidenden Gesundheit hatte eine Reise nach Italien unternommen, die ihm Stoff zu dem phantastischen Roman
»Transformation« (Lond. 1860; deutsch u. d. T.:
»Mirjam, oder Gras und Künstlerin« von Klara Marggraff, Leipz. 1862) lieferte. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er sein
letztes Werk: »Our old home« (Boston 1863, 2 Bde.),
eine Reihe von lebenswahren Schilderungen des englischen
Landes und Volkes. Er starb 19. Mai 1864 zu Plymouth in Massachusetts. Nach seinem Tod erschienen noch der Roman »Septimius« (1872)
und das halbvollendete Werk »Dr. Grimshawe's secret« (1882). Hawthorne zeichnet sich durch vollendeten
Stil und scharfe Charakteristik aus und bekundet ein tiefes moralisches Gefühl bei unbegrenzter Liebe zur
Natur. Mit Vorliebe behandelt er das Seltsame, Geheimnisvolle und Schreckliche. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
zu Boston in 12 Bänden (1883), in 24 Bänden (1884) und in 6 Bänden (1886).
Vgl. Page, Memoir of Nathaniel Hawthorne (Lond. 1872);
Lathrop, A study of Hawthorne (Bost. 1876);
Hawthorne James, N. Hawthorne (New York 1880). -
Seine Gattin Sophia, die sich ebenfalls als Künstlerin und Schriftstellerin einen Namen erworben hat, lebte nach seinem Tod
erst in Dresden, dann in London, vorzugsweise mit der Herausgabe der von ihrem Mann hinterlassenen »Note books«,
einer reichen Sammlung von Notizen, Sentenzen und Brieffragmenten des Dichters, beschäftigt, die in einer Reihe von Bänden
(1868-71) erschienen; starb 26. Febr. 1871 in London. Sein Sohn Julian Hawthorne, geb. 22. Juni 1846 zu Boston, welcher in Dresden Ingenieurwissenschaften
studierte, schrieb das biographische Werk »Nathaniel and his wife« (Lond.
1884, 2 Bde.),
außerdem »Saxon studies« (1876) und mehrere Novellen (»Bressant«, »Idolatry«, »Fortune's fool«, »Beatrix Randolph«
u. a.).
(spr. hahthŏrn), Julian, amerik. Schriftsteller, Sohn von Nathaniel Hawthorne, geb. 22. Juni 1846 zu
Boston (Massachusetts), studierte am Harvard College und an der Scientific School zu Cambridge vor allem Baukunst. 1868-70 lebte
er in Dresden, 1870-72 arbeitete er als Ingenieur in den Docks zu Neuyork. 1875 veröffentlichte er in der
Londoner «Contemporary Review» die «Saxon
studies», außerdem verfaßte er Erzählungen und Romane, wie: «Bressant» (1873),
«Idolatry» (1874),
«Ellice Quentin», «Prince
Saroni's wife,» «Sebastian Strome» (1880),
«Fortune's fool» (1883),
«Beatrix Randolph» (1884). (S. die unter Nathaniel Hawthorne erwähnte
Biographie.)
(spr. hahthŏrn), Nathaniel, amerik. Dichter und Schriftsteller, geb. 4. Juli 1804 zu
Salem (Massachusetts). 1821-25 studierte er am Bowdoin College, zu gleicher Zeit mit Longfellow, Horatio Bridge und Franklin
Pierce. Nach seiner Promotion lebte er einsam und wenig anerkannt in Salem von seiner Feder und veröffentlichte 1826 anonym
seine erste Erzählung «Fanshawe». Seine nächsten Geschichten erschienen in «The Token», «The
New England Magazine» und in der «Salem Gazette» (1837-42 gesammelt als «Twice told tales», 2 Bde.,
Boston; neue Aufl. 1855; deutsch, Bielef. 1851) und erlangten
Longfellows Beifall und den des Londoner «Athenæum». 1839-41 war Hawthorne Wiegemeister am
Zollhause zu Boston, mußte die Stelle aber aufgeben, als die Whigpartei ans Ruder kam. Nach der Veröffentlichung
von «Grandfather's chair» (einer Geschichte von Neuengland für Kinder) schloß er sich April 1841 der Brook-Farm-Bewegung
an und verbrachte den Frühling und Sommer zu West-Roxbury als fleißiger Farmer, vermochte sich jedoch niemals recht für
die Fourieristischen Ideen zu erwärmen. In poet. Gewande läßt er jene Zeit in der «Blithdale
romance» (Bost. 1852; deutsch von Peters, Brem. 1870) erscheinen. 1842 zog er sich von Brook-Farm zurück und bewohnte The Old
Manse in Concord (Massachusetts),
woselbst er 1845 den zweiten Band der «Twice told tales», 1846 die «Mosses from an old Manse»
herausgab. 1846-49 war er Inspektor am Zollhause zu Salem (Massachusetts). 1850 veröffentlichte er sein
Meisterwerk «The scarlet letter» (deutsch, Bielef.
1851),
eine feinsinnige psychol. Studie, die Schilderung des Kampfes zwischen Schuldgefühl und Verheimlichung der Schuld,
zugleich ein histor. Roman im besten Sinne. 1851 erschien «The house of the seven gables» (ebenfalls der
Lösung eines tragischen Problems gewidmet, und von Hawthorne selbst dem «Scarlet
letter» vorgezogen; deutsch, Bielef. 1851) und «The
wonder-book». 1852 folgte «The snow image and other twice told tales»,
ferner eine Biographie von Franklin Pierce (damals Kandidat für die Präsidentschaft). 1853 erschienen die «Tanglewood
tales». 1853-57 lebte er als amerik. Konsul in Liverpool, dann bereiste er Frankreich und Italien und kehrte 1859 nach
London zurück, wo er seinen in Italien begonnenen Roman «The marble Faun» (der in der engl.
Ausgabe den Titel «Transformation» führt; deutsch von Marggraff u. d. T. «Miriam
oder Graf und Künstlerin», Lpz. 1862) vollendete und 1860 veröffentlichte.
Nach einer Pause von vielen Jahren war er so wieder vor das Publikum getreten, seine Feder hatte aber
die alte Kraft behalten und seine Stärke war noch immer unübertroffen in der Schilderung von seelischen Konflikten, von dem
Schatten, welchen
die Schuld wirft. 1860 kehrte er nach Concord (Massachusetts) zurück und vollendete die später (1863)
u. d. T. «Our old home»
gesammelten Aufsätze über England, ferner «The Dolliver romance», «Septimus
Felton» (1871) und «Dr.
Grimshawe's secrets» (erschien erst 1882). Hawthorne starb 18. Mai 1864 auf einer Reise zu Plymouth (Neuhampshire). Die beste Ausgabe
seiner Werke erschien in Boston (1883; 12 Bde., mit Index und biogr. Skizze von G. P. Lathrop); eine billigere
Gesamtausgabe ist die «Globe edition» oder «Little
classic edition» (Bost. 1878, in 24 Bdn.).
- Die reichhaltigste Biographie veröffentlichte sein Sohn Julian u. d. T. N. and his wife (Boston 1884).
Vgl. auch Page, Memoir
of N. Hawthorne (Lond. 1873);
Lathrop, Study of Hawthorne (1876);
Bridge, Personal recollections of N. Hawthorne (Lond. 1893)
und die wichtigen American, English, French, Italian note books in 3 Werken zu je 2 Bänden, die seine Witwe 1868-71 veröffentlichte.