[* 2]
(Integumentum, Integument), die Bekleidung der Oberfläche und der verschiedenen
Höhlen des tierischen
Körpers,
im übertragenen
Sinn auch s. v. w.
Membran (membrana), d. h. eine dünne, ausgedehnte
Schicht irgend eines
Gewebes (Sehnenhaut,
Faserhaut, Knochenhaut). Gewöhnlich unterscheidet man die äußereBedeckung des
Körpers schlechthin
als Haut von derjenigen seiner
Höhlen
(Darmkanal,
Leibeshöhle), welche als Schleimhaut (s. d.) bezeichnet wird; beide gehen
meist ohne scharfe
Grenze ineinander über.
Jede Haut besteht aus einer oder mehreren
SchichtenZellen (Epithelzellen), die je nach
Lage und
Funktion des Hautteils verschiedene
Beschaffenheit haben. Bei vielen niedernTieren sind die meisten derartigen
Zellen und zwar sowohl die der
äußern als auch der innern
(Schleim-) Haut mit
Wimpern besetzt, welche zur Fortbewegung des
Körpers im
Wasser und auch zur Fortleitung
der in den
Darm
[* 3] aufgenommenen Nahrungsteilchen oder zur
Zirkulation des
Bluts in der
Leibeshöhle Verwendung finden. Dieses sogen.
Flimmerepithel (s.
Flimmer), bei
Wirbeltieren verhältnismäßig nur noch in
¶
mehr
geringem Maß entwickelt, fehlt bei den Gliederfüßlern (Arthropoden: Insekten,
[* 5] Krebsen etc.) gänzlich; hier (und auch bei vielen
andern Tiergruppen) sind die Epithelzellen der äußern (und ihrer Fortsetzung in den Darm, die Geschlechtsorgane, Drüsen etc.
hinein) mit einer von ihr ausgeschiedenen glasartigen Schicht, dem Oberhäutchen (cuticula), bedeckt, welche bei bedeutender
Dicke als Hautpanzer (z. B. bei den Krebsen) oder als Schale (Schnecken,
[* 6] Muscheln)
[* 7] bezeichnet wird. In diesem Fall bleiben gewöhnlich
inmitten der dicken Schichten dünnere Stellen als sogen. Porenkanäle übrig. - Gewöhnlich werden ferner nicht alle Zellen
der Haut gleichförmig zur Bedeckung der unter ihnen liegenden Körperteile verwendet, vielmehr haben viele
von ihnen, die Drüsenzellen, die Aufgabe, Säfte abzusondern, und zeichnen sich meist durch Größe und andre Beschaffenheit
ihres Inhalts vor den gewöhnlichen Hautzellen aus. Häufig treten mehrere gruppenweise zu den sogen.
Hautdrüsen (s. d.) zusammen. - Die jeder Zelle
[* 8] (s. d.) zukommenden Eigenschaften der Reizbarkeit (Empfindlichkeit) und der Zusammenziehbarkeit
(Kontraktilität) infolge eines Reizes behalten bei niedern Tieren die Zellen der äußern Haut ganz allgemein,
bei höhern nur an gewissen Stellen des Körpers bei; doch sind beide gewöhnlich in der Art auf die Zellen verteilt, daß die
einen mehr empfindlich, die andern mehr kontraktil bleiben und so Sinnes-, resp. Muskelzellen repräsentieren.
Noch andre Zellen (Ganglienzellen)
[* 9] nehmen durch besondere Ausläufer die Reize von den Sinneszellen auf und
übermitteln sie den Muskelzellen. Man unterscheidet daher fünf Arten von Hautzellen: Hautdrüsen-, Hautsinnes-, Hautmuskel-,
Hautganglien- und endlich Hautdeckzellen oder Hautzellen schlechtweg. Bei den höhern Tieren sind die Hautmuskel- und Hautganglienzellen
gänzlich, die Hautsinneszellen zum größten Teil von der Haut weg in die tiefern Schichten des Körpers
verlegt worden (vgl. Muskeln,
[* 10] Nervensystem), lassen sich aber gewöhnlich noch während der Embryonalperiode als der Haut angehörig
erkennen; in einzelnen Sinnesorganen (Nase,
[* 11] Zunge) liegen auch bei den Erwachsenen die eigentlichen empfindenden Zellen noch
direkt im Bereich der Haut (vgl. Sinnesorgane). - Als besondere, entweder nur von Hautzellen oder von ihnen
in Verbindung mit den Zellen der zunächst liegenden Körperschicht hervorgebrachte Anhänge der Haut sind noch zu nennen: die
Haare,
[* 12] Nägel,
[* 13] Federn, Schuppen, Hufe, Hörner (vgl. die betreffenden Artikel). Sie finden sich nur im Bereich der äußern Haut, nicht
auf den Schleimhäuten.
Die äußere Haut
[* 2]
(Fig. 1) der Wirbeltiere besteht aus zwei Schichten, von denen nur die äußere (Oberhaut, epidermis. Ep) aus
Epithel (epithelium) gebildet ist und somit der Haut der niedern Tiere gleichkommt, die innere (Lederhaut, cutis, corium, C)
dagegen dem Bindegewebe zugehört und sich erst während des Embryonallebens mit jener zu einem Ganzen
vereinigt. In der Lederhaut sind nur die Lagen dicht unter der Oberhaut fest und derb, die untern dagegen bleiben locker und
weich (sogen. Unterhautzellgewebe); in ihr verbreiten sich die Nerven
[* 14] und Gefäße, liegen allerlei Farbstoffe, finden sich glatte
Muskelfasern vor, entstehen Verknöcherungen (Hautknochen, s. Hautskelett) und haben auch Drüsen ihren
Sitz (s. unten).
Die Oberhaut ist stets mehrschichtig; bei den im Wasser lebenden Fischen und Amphibien ist sie sehr locker, zuweilen gallertig,
bei den übrigen hingegen werden ihre äußern Lagen hart, hornig, platten sich ab und heißen darum Hornschicht (stratum corneum)
im Gegensatz zu den tiefern, stets weich bleibenden Lagen, der Schleimschicht oder dem MalpighischenNetz
(stratum mucosum s. rete Malpighii). Auch in der Oberhaut kommen Farbstoffzellen, und zwar mitunter bewegliche (sogen. Chromatophoren,
s. d.) vor. Die der Oberhaut angehörigen Drüsen sind entweder einzellig (sogen. Schleimzellen, Becherzellen) oder vielzellig
und erreichen dann oft bedeutende Größe. Als Talg-, Schweiß-, Öl-, Milchdrüsen etc. je nach ihrer Absonderung
unterschieden, sind diese Hautdrüsen (s. d.) meist in der Lederhaut oder noch tiefer gelegen und stehen dann durch einen langen
Ausführungsgang mit der Oberfläche der Haut in Verbindung (SD in der
[* 2]
Figur). - Die Papillen oder Wärzchen (papillae,
[* 2]
Fig. 2)
der Haut sind warzenförmige, oft sehr lange Erhebungen der Lederhaut, die von der Oberhaut in derselben Weise
wie die zwischen ihnen gelegenen flachen Stellen bekleidet sind u. gewöhnlich reichliche Blutgefäße mit oder ohne feine
Nervenendigungen enthalten. Ragen sie hoch und spitz über das Niveau der Haut hervor, so geben sie die Grundlage für die
Haare ab; wachsen sie in die Breite,
[* 15] so bilden sie die Basis für die Schuppen etc.
von der der übrigen Säugetiere (s. d.) vornehmlich durch die geringere Dicke, die meist sehr schwache Behaarung und die Beschränkung
größerer Abscheidungen von Hornsubstanz auf die Nägel. Sie hat bei Erwachsenen im Mittel eine Oberfläche von 1,6 qm, wovon
auf die behaarte Kopfhaut etwa 600 qcm kommen. IhreDicke wechselt ungemein: so beträgt diejenige der
Lederhaut an den Augenlidern weichlicher Personen nur 0,5, von Vagabunden 0,8 mm, an der Fußsohle dagegen 2-3 mm (Neger haben
im allgemeinen eine dickere Haut), bei dem Unterhautzellgewebe am Kopf 0,6-2, am übrigen Körper 4-9, bei dicken Personen am Bauch
[* 19] sogar 30 mm; diejenige der Oberhaut im Mittel 0,07-0,17 (Schleimschicht 0,03-0,1), dagegen die ihrer Hornschicht
an der Fußsohle sogar 2 mm.-
Die Epidermis ist gefäß- und nervenlos. Die äußerste Lage reibt sich an manchen Stellen (Hand)
[* 20] sehr rasch und unmerklich
ab, löst sich an andern (Kopfhaut) in Form von Schüppchen, die aus Zellgruppen bestehen, los (Abschuppung)
und wird stets in der Art ersetzt, daß die nächstfolgende an ihre Stelle rückt. Die Erzeugung der neuen Zellen geschieht
in der Schleimschicht. In denZellen der letztern liegen auch die feinen Pigmentkörnchen, welche die dunkle Farbe einiger Rassen
sowie die Farbflecke der hellen Rasse (Sommersprossen, Leberflecke, Farbe am After, an der Brustwarze etc.)
hervorbringen.
Die rote Farbe der Wangen, Lippen etc. rührt von dem Durchschimmern des Bluts durch die an dieser Stelle dünne Haut her. Die Lederhaut
ist nicht gefärbt. Auf ihrer Außenfläche erscheint sie (nach Entfernung der Oberhaut) mit einer sehr großen Menge kegelförmiger
Papillen bedeckt, welche bis zu 0,2 mmhoch und in sehr verschiedener Weise angeordnet sind. An den Fingern
z. B. sind sie zu den bogenförmigen Rissen gruppiert, welche man dank der eng anliegenden Epidermis an deren Oberfläche sieht.
Ihre Anzahl beträgt hier bis zu 80 auf 1 qmm, an den übrigen Körperteilen die Hälfte oder noch
weniger. Man unterscheidet Gefäß- und Nervenpapillen (s. unten). Mehr in der Tiefe der Lederhaut liegen die Drüsen und die
Haarwurzeln
[* 18]
(Fig. 1). Die unterste Schicht der Unterhautzellgewebe ermöglicht durch ihre lockere Beschaffenheit die Verschiebung
der Haut auf ihrer Unterlage und heftet sie zugleich an die Knochenhäute, Sehnen, Binden etc. an. Vollkommen
unbeweglich ist die Haut nur an den Nägeln, doch zeigen auch die Runzeln der an der Hohlhand etc. an, daß sie dort fester als
an den benachbarten Stellen mit den darunterliegenden Teilen zusammenhängt.
Bei magern, muskulösen Individuen sieht man deutlich die Haut den Bewegungen der Muskeln an der Brust folgen,
weil dort das Unterhautzellgewebe gänzlich frei vonFett ist; bei fetten Leuten hingegen lagert sich das Fett gerade in dieser
Schicht der Haut ab, daher sie auch wohl Fetthaut (panniculus adiposus) heißt. Von den in der Lederhaut befindlichen Muskeln dienen
diejenigen am Grunde der Haare zum Aufrichten derselben (s. Haare). Auch an Nerven ist die Haut reich und zwar
am meisten die der Finger- und Zehenspitzen, am wenigsten die des Rückens und Oberschenkels.
Gewöhnlich durchsetzen die Nervenstämmchen die Lederhaut, bilden in den obern Schichten derselben ein dichtes Netz von Fasern
und dringen von da entweder in die Papillen ein, oder enden auch frei dicht unter der Schleimschicht der
Oberhaut und zwar stets mit einem besondern Apparat, dem Endkörperchen. Dieses besteht aus einem Kölbchen von Bindegewebe,
in dessen Innerm die Nervenfaser gleichfalls angeschwollen endet. Nach der Form
des äußern Kölbchens unterscheidet man
kugelige oder längliche Kolben, Endkapseln, Tastkörperchen, Herbstsche Körperchen, Vatersche Körperchen
etc. Letztere, auch Pacinische Körperchen genannt, finden sich beim Menschen hauptsächlich in der Handfläche und Fußsohle,
aber auch in der Haut mancher Eingeweide
[* 21] etc. Sie sind etwa 2 mm lang; ihr Außenkolben ist aus einer großen Menge von Häuten
zusammengesetzt, die wie die Schalen einer Zwiebel angeordnet und durch Flüssigkeit voneinander getrennt
sind.
Letztere übt bei Zerrung und Dehnung des Körperchens einen Druck auf das kolbenförmige Nervenende aus und ruft so eine Empfindung,
z. B. an den Gliedern diejenige ihrer Stellung und Lage, hervor. Speziell zum Tasten dienen die Tastkörperchen (Meißnersche Körperchen),
die nahezu ausschließlich in der Hohlhand und Fußsohle vorkommen und hier in den sogen.
Nervenpapillen (s. oben) angebracht sind. An den Fingern und Zehen kommt auf je drei Gefäßpapillen eine Nervenpapille; von
letztern sind am Endglied des Zeigefingers auf jedem Quadratmillimeter Haut etwa 20 vorhanden. - Blut- und Lymphgefäße finden
sich in der Haut in großer Anzahl. Im Unterhautzellgewebe geben die eintretenden Arterienstämmchen zahlreiche
Äste ab, welche sich zu einem Kapillarnetz um die Haarbälge, Drüsen etc. auflösen, noch dichter aber in der obersten Schicht
der Lederhaut verbreitet sind, um von dort aus in jeder Papille eine Gefäßschlinge zu bilden und sich darauf zu den in
umgekehrter Richtung verlaufenden feinen Venenstämmchen zu sammeln. Ähnlich verhalten sich die Lymphgefäße.
Die physiologische Bedeutung der Haut
ist eine vielseitige und überaus wichtige. Die äußere Haut schützt den Körper vermöge ihrer Dichtigkeit und Festigkeit
[* 22] vor
mechanischen Verletzungen und vor den schädlichen Einwirkungen der ihn umgebenden Medien, indem sie zugleich vermöge
ihrer Geschmeidigkeit, Dehnbarkeit und Elastizität dem Körper selbst die freieste Bewegung gestattet. Ferner ist die äußere
als ein den ganzen Körper umschließendes Sinnesorgan zu betrachten, dazu bestimmt, Eindrücke verschiedener Art von außen
aufzunehmen und zum Bewußtsein zu bringen. Weiter ist die Haut vermöge ihres reichen, einer wechselnden Füllung fähigen
Blutgefäßnetzes ein überaus wichtiger Regulator
[* 23] der Körpertemperatur, und sodann spielt sie eine weitere Rolle als respiratorisches
Organ.
In der Unterdrückung der Hautausdünstung hat man lange Zeit die Ursache für zahlreiche Krankheiten erblickt, namentlich
der Erkältungskrankheiten. Wenn man aber die Natur und die Quantität der Stoffe erwägt, welche normalerweise durch die
Haut abgegeben werden, so wird man von vornherein nicht geneigt sein, der Unterdrückung der Hautabsonderung erhebliche
Folgen zuzuschreiben, zumal da der erkältete Hautbezirk in der Regel von geringer Ausdehnung
[* 24] ist gegenüber der gesamten Körperoberfläche.
Um die Wirkung der unterdrückten Hautthätigkeit auf den Körper festzustellen, hat man das Experiment zu Hilfe
genommen.
Man hat die Hautausdünstung dadurch aufgehoben, daß man Tiere mit einem luftdichten Überzug von Firnis, Ölfarbe, Gummi u.
dgl. versah. Solche lackierte Tiere gehen nach einiger Zeit regelmäßig zu Grunde, und hieraus hat man geschlossen, daß eine
unterdrückte Hautthätigkeit durch Zurückhaltung eines schädlichen Auswurfstoffs (perspirabile retentum) zum Tod führe.
Es hat sich indessen das völlig Unhaltbare dieser Vorstellung ergeben und vielmehr gezeigt, daß die Tiere deshalb
¶
1839 m. Alpweide mit etwa 15 Hütten und einem Stadel, in einem kleinen Thalkessel
zwischen den beiden Ausläufern der Dent du Midi (Cime de l'Est) und 2,5 km oder 1½ Stunden wsw. über
Mex. Eigentum der Bürgergemeinde Mex. Wird im Hochsommer während etwa 50 Tagen mit Grossvieh bezogen.
(Membrana, Tunica), am menschlichen und tierischen Körper im allgemeinen jedes flache und dünne, aus gleichartigen
Elementen bestehende Gewebe,
[* 27] das sich leicht von seiner Umgebung trennen läßt. Diese Beschaffenheit besitzen die Gewebe
an der Oberfläche aller Organe, bilden also Überzüge derselben. Andererseits setzen sie allein ganze
(schlauchförmige) Organe zusammen, so denDarm und die Gefäße. Ihrer Zusammensetzung nach unterscheidet man fibröse, aus
straffem, dichtverfilztem Bindegewebe gebildete Haut, wie z. B. die harte Hirnhaut, die Sehnen- und Muskelscheiden, die Knochen-
und Knorpelhaut u. a., und seröse, mit reichlichen Lymphgefäßen versehene Haut, welche die innere Oberfläche gewisser Höhlen
und röhrenförmiger Organe überziehen und eine klare, eiweißhaltige, zur Befeuchtung der freien Fläche
dienende Flüssigkeit absondern.
Hierher gehören das Rippen- und Bauchfell, der Herzbeutel, die sog. Synovialsäcke der Gelenke, die Schleimbeutel und Sehnenscheiden
u. s. w. In der Regel besitzt die freie Fläche einer solchen Membran noch ein sog. Epithel, d. h.
einen eigenartigen, aus verschieden geformten, bald cylindrischen, bald plattenförmigen, bald wimpernden
Zellen zusammengesetzten, gefäßlosen Überzug, und zwar ist die Oberfläche des ganzen Körpers, sowohl die nach außen
wie die nach innen gekehrte, ununterbrochen mit einer derartigen charakteristischen Zellschicht überkleidet.
Die Haut im engern Sinne oder die äußere Haut(integumentumcommune) überzieht als allgemeine Hülle des
Körpers die ganze Körperoberfläche gleichmäßig und ist nur an den Körperöffnungen (Mund, After, Harnröhre, Scheide,
Auge)
[* 28] durchbrochen, wo sie in Schleimhaut (s. d.) übergeht. Sie besteht
im wesentlichen aus drei deutlich gesonderten, verschiedenartig gebauten Schichten, nämlich aus der Lederhaut, dem Unterhautzellgewebe
und der Oberhaut oder Epidermis.
Die Lederhaut (corium. cutis, s. die umstehende
[* 29]
Figur:
c) bildet eine durchschnittlich 2–3 mm dicke, aber an verschiedenen Körperteilen nicht gleich starke (an den Augenlidern,
den Brustwarzen sehr dünne, an der Handfläche und den Fußsohlen sehr dicke), gefäß- und nervenreiche, durch große Festigkeit,
Elasticität und Dehnbarkeit ausgezeichnete Haut, die aus filzartig durcheinander gewirkten Bindegewebssträngen
und elastischen Fasern besteht und gewissermaßen die Grundlage der ganzen äußern Haut darstellt. Unter ihr liegt das Unterhautfett-
oder
¶
mehr
Unterhautzellgewebe, auch Fetthaut (s. d.) genannt (d), welches eine Art Polster für die Lederhaut
darstellt, aus weichem Bindegewebe und Fett besteht und die Lederhaut bald fester, bald lockerer mit den tiefer liegenden
Organen verbindet. Im Unterhautzellgewebe, welches im Durchschnitt 4–9 mm, bei fetten Leuten aber auch 2–3 cm und darüber
dick ist, verlaufen größere Blut- und Lymphgefäßstämme, so wie zahlreiche Nervenästchen, welche
für die Lederhaut bestimmt sind. In der Lederhaut und zum Teil
auch im Unterhautzellgewebe liegen die Hauttalgdrüsen, die Schweißdrüsen und die Wurzeln der Haare (s. d.). Die Hauttalg-
oder Hautsalbendrüsen (glandulae sebaceae) sind kolbenförmige, dicke, kurze Schläuche, die mit einem
fettabsondernden Epithel ausgekleidet und entweder einzeln verteilt sind oder zu mehrern einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang
haben. Dieselben münden entweder frei auf die Hautoberfläche oder in einen Haarbalg, zeigen sich nicht an allen Körpergegenden
gleich groß, vorzüglich groß aber an der Nase und den Öhren.
In der Hohlhand und in der Fußsohle fehlen sie. Ihre Bälge sind an der Außenseite mit organischen Muskeln versehen, welche
die die Haut schief durchbohrenden Drüsen aufrichten können und so der Haut das Ansehen erteilen, welche als Gänsehaut (s. d.)
bekannt ist. Das Sekret der Hauttalgdrüsen, der sog. Hauttalg oder die Hautschmiere(sebum cutaneum),
erhält die Haut geschmeidig und erschwert die Benetzung derselben. Die knäuelförmigen, tief in die Unterhautgegend
reichenden Schweißdrüsen (glandulae sudoriparae, s. Figur: e) finden sich allenthalben in der
und dienen der Absonderung des Schweißes (s. d.). Ihr korkzieherförmig gewundener Ausführungsgang,
der sog. Schweißkanal (s. Figur: f), durchbohrt
die Oberhaut und mündet mit einer Öffnung (Schweißpore, g) an der Hautoberfläche.
Die Gesamtzahl der Schweißdrüsen schätzt man beim Menschen auf 2 ¼ Mill. und den gesamten, der Schweißabsonderung dienenden
Flächenraum auf fast 30 qm. Die äußerste, der Oberhaut zugewandte Schicht der Lederhaut
ist nicht glatt und eben, sondern mit zahllosen, dicht gedrängt stehenden feinen Erhabenheiten oder
Wärzchen, den sog. Hautwärzchen oder Hautpapillen(papillae cutis), besetzt, welche zapfenförmig in die weiter unten zu
beschreibende Schleimschicht der Oberhaut hineinragen und mit ihr in inniger Verbindung stehen.
Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Hautpapillen, die sog. Gefäßpapillen, welche ein Netz feinster
blutführender Haargefäße enthalten, und die sog. Nervenpapillen, welche die Endapparate der Gefühlsnerven umschließen.
Besonders in den Hautwärzchen der Handfläche (namentlich an den vordern Fingergliedern) und der Fußsohle,
ferner in der
Zungenspitze, in den Lippen, in der Eichel und dem Kitzler sind zahlreiche derartige kolbenförmige, aus feinen Nervenfasern
gebildete Endanschwellungen der Gefühlsnerven enthalten, die Meißnerschen Tastkörperchen, welche die
Tastempfindungen (Druck- und Temperaturempfindung) vermitteln. (S. Tastsinn.) Von ähnlicher Art sind die sog. Vaterschen oder
Pacinischen Körperchen sowie die Krauseschen Endkolben, welche gleichfalls specifische Endorgane der sensibeln Hautnerven
darstellen.
Drei Viertel der Hautwärzchen an den nervenreichsten Stellen (letztes Glied
[* 31] des Zeigefingers) enthalten
indes nur Gefäßschlingen und keine Tastkörperchen. Eine Quadratlinie Haut enthält etwa im ganzen 400 Wärzchen. Die Lederhaut
ist sehr reichlich mit Blutgefäßen versehen, die unter der Herrschaft des Sympathikus (des sympathischen Nerven) stehen,
bei dessen Lähmung sie sich stärker füllen und so eine stärkere Rötung (z. B. der Wangen), eine stärkere
Schwellung und das Gefühl erhöhter Wärme
[* 32] hervorbringen (s. Erröten).
Bei Reizung des Sympathikus dagegen verengern sich die Blutgefäße der Haut, diese wird blaß, kalt, fällt zusammen. Die Gefäße
der Lederhaut stehen mit den tiefer, aber immer noch oberflächlich liegenden Geweben (Muskeln, Knochen,
[* 33] dem Bauch- und Rippenfell)
in unmittelbarer Verbindung, sodaß ein Blutaustausch zwischen den beiderlei Gefäßbezirken nicht unschwer
vor sich geht. Die Lücken zwischen den festen Gewebselementen bilden, wie in allen andern zusammengesetzten Geweben, die
Anfänge der Lymphgefäße, von denen aus sich diese füllen. Behinderung des Abflusses der Lymphe (z. B. durch eine umgelegte
Schnur) veranlaßt Stockung der Lymphe und Schwellung oder Ödem der Haut.
Die Oberfläche der Lederhaut ist von der Oberhaut oder Epidermis(epidermis, cuticula, s. Figur: a.) überzogen,
welche sich in die Grübchen der Lederhaut (die Hautsalbendrüsen, die Haarbälge, Schweißdrüsen) hinein fortsetzt, die
Wandungen derselben auskleidet und ebenso alle Erhebungen der Haut (Hautwärzchen) überzieht. Die Oberhaut besteht aus
zwei deutlich gesonderten Lagen, aus einer untern Schleimschicht und einer obern Hornschicht. Unmittelbar auf der Lederhaut
liegt eine mehrfache Schicht saftreicher, weicher, rundlicher Zellen (Schleimschicht oder Malpighisches Schleimnetz, stratummucosum, rete Malpighii, s. Figur: b), die von den nachwachsenden Zellen nach der Oberfläche geschoben
werden und je mehr sie sich derselben nähern, desto trockner und platter werden, untereinander verkitten
und so die sog. Hornschicht (stratum corneum, s. Figur: a.) der Oberhaut bilden. Die Zellen der Hornschicht (Epidermiszellen)
schilfern sich beständig von der Oberfläche ab und werden in demselben Maße wieder ersetzt (s. Abschuppung). Sie sind vollkommen
¶
mehr
gefäß- und nervenlos, aber durchscheinend. Im Schleimnetz befindet sich das Pigment (s. d.), welches der Haut der verschiedenen
Individuen und der verschiedenen Menschenrassen
[* 35] die eigentümliche Färbung (Teint) erteilt und durch die Schichten der Oberhaut
ebenso wie das in der Lederhaut cirkulierende Blut hindurchscheint. Einzelne Stellen (der Warzenhof, die Mittellinie des Bauchs
u. s. w.) sind auch beim Weißen stärker pigmentiert als die übrige Haut. Die Haut schützt als dichte und dicke Bekleidung mit
der unter ihr liegenden Fettschicht die tiefern und lebenswichtigen Gebilde des Körpers vor der unmittelbaren und zu heftigen
Einwirkung äußerer Einflüsse.
Dieselbe ist unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht bloß für feste Körper undurchdringlich, sondern
auch für flüssige, eine Eigenschaft, welche sie teils der chem. Beschaffenheit ihrer Kornschicht,
teils ihrer Einfettung durch den Hauttalg verdankt. Ihre Elasticität ist so groß, daß sie bei Stößen nur schwer einreißt.
Gegen die chem. Einwirkung vieler Substanzen, insbesondere gegen Gift der verschiedensten Art, leistet die Kornschicht
der Epidermis kräftigen Widerstand; nur ätzende Alkalien und konzentrierte Säuren lösen den Zusammenhang der Zellen und
die Zellsubstanz selbst auf.
Wasser und in Wasser aufgelöste Substanzen werden nicht von der Haut aufgesaugt, höchstens für kurze Zeit von den aufquellenden
Epidermiszellen imbihiert und bald darauf durch Verdunstung wieder abgegeben, weshalb durch medikamentöse
Bäder keine Resorption der im Badewasser gelösten Substanzen erzielt werden kann, wohingegen nach Entfernung der Epidermis
die Haut sehr leicht Stoffe von außen in sich aufnimmt. Für den tierischen Haushalt ist die Haut weiterhin insofern von großer
Bedeutung, als sie großenteils die Wärmeverhältnisse des Körpers reguliert, indem sie durch direkte
Wärmeabgabe und durch die Verdunstung des Schweißes die Temperatur des Körpers auf einer gleichen Höhe erhält. (S. Wärme,
tierische.) Außerdem verläßt durch die Haut ein Teil des in den Körper eingeführten und im Körper selbst erzeugten Wassers
den Körper wieder.
Man bezeichnet diese wässerige Ausscheidung der als Hautausdünstung (perspiratio cutanea) und pflegt
sie, je nachdem sie sichtbar oder unsichtbar vor sich geht, mit zwei verschiedenen Namen zu bezeichnen: als Schweiß, wenn
sie in tropfbarflüssiger Form, als Hautdunst oder unmerkliche Perspiration, wenn sie in der Form eines unsichtbaren Dunstes
erfolgt. Beide Formen der Hautausdünstung sind ihrer Natur nach identisch: der Hautdunst wird zum Schweiß,
wenn seine Ausscheidung so schnell und reichlich vor sich geht, daß er nicht Zeit zum Verdunsten hat. (Weiteres hierüber
s. Schweiß.) Auch ein Teil der im Körper gebildeten Kohlensäure wird durch die Haut abgegeben, während niedere Tiere mit dünner,
stets feuchter Oberhaut (z. B. Frösche)
[* 36] auch einen Teil ihres Sauerstoffs durch die Haut aufnehmen (sog.
Hautatmung). Die Haut ist überdies auch der Sitz eines sehr wichtigen Sinns, des Tastsinns (s. d.).
Hieraus ist ersichtlich, von welch hoher Bedeutung eine sorgsame Hautpflege für die gesundheitlichen Verhältnisse des Körpers
ist; zu ihr gehören regelmäßige Bäder und Waschungen des ganzen Körpers, unterstützt von Seife (zur
Entfernung des fettigen, bloßem Wasser widerstehenden Schmutzes) und Frottierungen mit Flanell oder Bürste (zur Entfernung
der abgestoßenen Oberhautzellen), ebenso
sind fleißiger Wechsel der Leibwäsche und zweckmäßige Bekleidung für das Wohlbefinden
und die Gesundheit von größter Wichtigkeit, und die fortgesetzte Vernachlässigung der Hautpflege zieht nach längerer
oder kürzerer Zeit infolge der unterdrückten Hautthätigkeit schwere Gesundheitsstörungen nach sich.
Die Haut ist den Einwirkungen vielfacher äußerer Verhältnisse ausgesetzt, unter denen die die Erkältung bedingenden
obenan stehen. Die Erkältung (s. d.) kommt durch einseitige Abkühlung(Zug,
durchnäßte Fußbekleidung) namentlich der feuchten
Körperoberfläche zu stande und hat häufig schwere Krankheiten, namentlich Rheumatismen und Lungenentzündungen
zur Folge. (S. Hautkrankheiten.)
[* 37] In der Medizin gehören die Einwirkungen auf die Haut schon seit den ältesten Zeiten zu den
wichtigsten therapeutischen Verfahrungsweisen. Um auf die unter der Epidermis liegenden Gewebe einzuwirken, streicht man das
Arzneimittel(epispasticum) direkt auf die Haut auf (Jod), oder reibt es ein (Quecksilbersalbe), oder macht
Überschläge damit.
Doch dringen nur sehr wenige Substanzen durch die unverletzte Oberhaut. Um die Arzneimittel wirksamer zu machen, hebt man daher
nach der endermatischen Methode die Oberhaut durch ein aufgelegtes Blasenpflaster ab und streut die Substanz ein (Morphium),
oder spritzt eine Lösung derselben direkt unter die Haut (subkutane Injektion
[* 38] bei Nervenschmerzen). Eingestreute
oder injizierte Substanzen wirken aber nicht bloß auf die Stelle, an welcher sie einverleibt wurden, sondern auch auf den
ganzen Organismus, weshalb man die Injektion vielfach da anwendet, wo man eine schnelle Wirkung in bequemer Weise herbeiführen
will (z. B. bei Vergiftungen).
Um das Blut von tiefer liegenden Organen auf die Haut abzuleiten (derivantia), setzt man trockne
oder blutige Schröpfköpfe, legt Senfteige oder macht warme Überschläge, Blasenpflaster, ätzt und brennt, oder bewirkt
und unterhält eine Eiterung. Die beabsichtigte Wirkung ist indes nur da möglich, wo die Hautgefäße mit denen der tiefer
liegenden Organe, auf welche man einwirken will, zusammenhängen. Vielfach kommt dabei die Reflexwirkung
gleichzeitig zur Wirkung, und ein auf die Wade gelegter Senfteig kann die Brustschmerzen ebenso gut lindern wie ein auf die
Brust selbst gelegter.
Durch kalte Überschläge will man die Blutgefäße der tiefer liegenden Partien entleeren; hier kommt indes gleichfalls der
Hautreiz in Betracht. Mittel, welche die Hautausdünstung vermehren, üben häufig ebenfalls einen günstigen
Einfluß auf den Organismus aus. Die Wirkung der Bäder auf die Haut ist eine sehr komplizierte. Dieselben entfernen zunächst
die alte, den Hautstoffwechsel hindernde Epidermis, wirken aber zugleich als allgemeiner Hautreiz und bringen durch Nerveneinfluß
eine Änderung des gesamten Stoffwechsels im Körper hervor. Bei Badekuren kommen auch noch die Entfernung
aus den häuslichen Verhältnissen, veränderte Diät und Lebensweise, klimatische Verhältnisse u. s. w.
als wichtige unterstützende Momente zur Geltung. –
Vgl. Schultz, Haut, Haare und Nägel (3. Aufl., Lpz. 1885);
Clasen, Die
und das Haar (4. Aufl., Stuttg. 1892);
Mantegazza, Die Hygieine der Haut (deutsch, Königsb. i. Pr. 1891).