Bisweilen werden diese
Blätter mit
Hilfe von
Maschinen in
Fäden zerschnitten, auch durch
Schwefel oder durch längeres Eingraben
inSchnee
[* 4] gebleicht und in
Ringel- oder Lyraform aufgerollt (Klammerhausenblase).
GuteHausenblase ist hornartig,
gelblichweiß, bläulich schillernd, zäh, faserig, geruch- und geschmacklos, quillt in kaltem
Wasser und wird undurchsichtig,
löst sich fast vollständig in heißem
Wasser und schwachem
Spiritus
[* 5] und erstarrt zu einer durchsichtigen, farblosen
Gallerte,
wobei sie ihr 30faches
GewichtWasser festhält.
Beim Verbrennen gibt sie nur 0,5 Proz.
Asche. Die meiste Hausenblase liefert Rußland (jährlicher
Export 100,000 kg), und die beste
ist die
Astrachaner. Geringere Hausenblase wird aus dem
Wels (Samovy-Hausenblase), aus dem
Seehecht,
Gadus merlucius (nordamerikanische aus dem
Fingerfisch, Polynemus plebejus (ostindische aus
Silurus Parkerii (brasilische,Cayenne-Hausenblase) gewonnen. Auch
Haut,
Magen
[* 6] und
Därme des
Störs werden auf Hausenblase verarbeitet (deutsche Hausenblase). Man benutzt Hausenblase zum
Klären von
Wein,
Bier und
Likören,
ferner zum
Leimen (obwohl sie vom
Leim an Bindekraft übertroffen wird), zur Bereitung von
Kitt für
Glas
[* 7] und
Porzellan, zum
Appretieren
seidener
Zeuge, bei der
¶
mehr
Verfertigung künstlicher Perlen, um die Perlenessenz in der innern Höhlung der Perlen zu befestigen, zur Bereitung des EnglischenPflasters und Gelatinepapiers, in der Konditorei und in der Küche zur Darstellung von Gelees. Taucht man feine Drahtgitter in
Hausenblasenlösung, so bleibt in jeder Masche ein feines Häutchen zurück, und nach dem Trocknen erhält
man eine glasartige Scheibe, die, auf beiden Seiten mit Harzfirnis überzogen, statt des Horns in Laternen benutzt werden kann.
Die Glanzgaze ist ein ähnliches Präparat mit Gaze. Übrigens wird die Hausenblase in der Technik immer mehr durch den Knochenleim verdrängt.
Ein Surrogat der Hausenblase, Ichthyocolle française, wird aus Blutfibrin bereitet und soll sich zum Klären von
Wein und Bier eignen. ChinesischeHausenblase, s. v. w. Agar-Agar.
(Fischleim, Colla piscium oder Ichthyocolla, frz. colle de poisson, engl.
Isinglass);
dieselbe besteht aus der getrockneten innern Haut der Schwimmblase verschiedner großer Fischarten vom Geschlecht
der Störe, unter welchen zwar auch der Hausen (russ. Beluga) vertreten ist,
aber keineswegs so hervorragend, daß sein Name mit Fug als Gesamtfirma gelten könnte;
seine Ware bildet vielmehr eine geringere
Sorte;
die beste H. liefert der eigentliche Stör, wozu noch einige kleinere Verwandte, der Osseter, Sterlet, der Sewruga
(Scherg) kommen. Es sind also meistens dieselben Tiere, welche auch den Kaviar liefern, und über welche
in dem betreffenden Artikel einiges Nähere angeführt ist.
Rußland ist dasjenige Land, welches Europa vor allem mit dem
Artikel und zwar reichlich versorgt, denn es exportiert jährlich gegen 100000 kg H., die meist über Petersburg kommen.
Außer dieser russischen „echten“ Ware erscheint aber noch manche andre aus den verschiedensten Weltgegenden
am Markt, amerikanische von der Hudsonsbai, brasilische, ostindische etc., auch wohl in fälschender
Untermischung mit der echten. An den Küsten Norddeutschlands, Englands, Nordamerikas ist hauptsächlich der Kabliau derjenige
Großfisch, der am meisten auf Hausenblase benutzt wird, dann Lachse, Welse und Seehechte.
Die nicht russischen Sorten sind alle von geringerer Qualität als diese, meist dunkler gefärbt, gelblich,
bräunlich etc., mit widrigem Fischgeruch und Geschmack behaftet, beim Kochen mit Wasser weit
mehr unlöslichen Rückstand hinterlassend, als die echte. Von der russischen Sorte unterscheidet man wieder: Astrachaner,
uralische und sibirische H. Die Primafeineware besteht aus harten, schwer zu biegenden Blättern mit
runzlicher Oberfläche, welche bei auffallendem Lichte mit prachtvoll blauer Farbe schillert.
Die Primaware zeigt dieses Irisieren im geringeren Grade, die Sekundaware gar nicht. Die gangbarsten Marken der russischen
H. sind jetzt: Saliansky, Beluga und Samovy oder Samova, nächst diesen Assetowa und Premislowoi. Die Zubereitung der russischen
H. ist eine einfache, meist von Knaben besorgte Arbeit. Die frischen, oder wenn getrocknet, in Wasser
wieder aufgequellten Blasen werden der Länge nach aufgeschnitten, durch sorgfältiges Waschen, Reiben und Pressen von Unreinigkeiten
befreit und geschmeidig gemacht, halb getrocknet, dann die äußere unbrauchbare Muskelhaut abgezogen, die innere weiße
in eine der gangbaren Handelsformen gebracht (gebrakt) und vollends getrocknet.
Früher gab es im Handel unaufgeschnittene, nur äußerlich gereinigte Blasen, dann solche, die geöffnet und zu einem Kuchen
zusammengeklappt waren. Diese Stücke mußten vor dem Gebrauch erst lange gewässert, geklopft und auseinandergelegt resp.
gereinigt werden. Dies ist auch der Fall bei der in Ringel- oder Lyraform (Ringelhausenblase) aufgerollten
und gebogenen Ware, welche noch vorkommt, aber nicht mehr beliebt ist, da die H. in Blättern und in Fäden sich bequemer
verwenden läßt.
Zur Herstellung der Blätter werden die noch feuchten gereinigten Stücke stark ausgereckt, mit Nägeln über Bretter gespannt
und so in der Sonne fertig getrocknet. Die dünnen Fäden erhält man durch Zerschneiden der Blätter
auf Maschinen, welche mit stählernen Schneidscheiben arbeiten. Diese Zurichtung wird ebenfalls von den Russen an Ort und Stelle
besorgt und die geschnittene Ware ist nicht teurer als andre. Seit einer Reihe von Jahren hat sich in Rußland die Gewohnheit
eingebürgert, daß schon die rohe H. nach Petersburg geschafft und dort gebrakt wird; man richtet sie
dort für das Auge her, bleicht sie, verringert aber dadurch ihren Wert; auch trocknet man sie nicht vollständig aus oder
befeuchtet sie absichtlich wieder, sodaß der Käufer durch Eintrocknen häufig einen Verlust bis zu 20%
erleidet.
Das Bleichen geschieht entweder mittels Schwefeldampf oder durch die Schneebleiche, die besonders an der Wolga betrieben
werden soll. Von den dort im Winter unter dem Eise gefangenen Fischen vergräbt man nämlich die Blasen so wie sie sind in
den Schnee und wartet mit der Zubereitung bis im Frühling die Sonne wieder warm genug scheint. In der
Zwischenzeit hat sich ihre Qualität verbessert. Die Beluga, also die eigentliche H., besteht aus großen dicken und rauhen
Blättern und hat keine reine Farbe, ist wohlfeiler, aber sonst gut brauchbar in Fällen wo nicht auf schönes Äußere gesehen
wird. Sterletblase ist nicht größer als ein Handteller; Samowy in dünnen weißen Blättern, aber den
übrigen Sorten an Güte sehr nachstehend, kommt vom Wels. Die Fischblase ist nicht der alleinige Fischleim, sondern nur
der beste; alle andern Membranen großer Fische geben ebenfalls Leim. So nutzt man an der untern Donau, in der
¶
mehr
Walachei, die dort gefangenen Störe in der Art aus, daß man nicht nur die Blase, sondern auch die Haut, den Magen und die
Därme klein schneidet, wäscht und so lange mit Wasser siedet, bis das meiste in Auflösung gegangen ist. Der Absud, geklärt
und erkaltet, bildet eine konsistente Gallert, die in dünne Blätter geschnitten und so getrocknet,
auch wohl in Lyraform gebracht wird. Fabrikate dieser Art, die leicht von der echten Ware zu unterscheiden und von viel geringerer
Qualität sind, auch noch anderwärts erzeugt werden, pflegt man künstliche H. zu nennen. Die H. ist in kaltem Wasser nicht
löslich, sondern quillt nur stark darin auf. Durch Erhitzen löst sich der gequellte Stoff in Wasser
wie auch in verdünntem Spiritus leicht, und gute Ware hinterläßt dabei nur eine ganz geringe Menge faseriger Reste. Beim
Erkalten gesteht die Lösung zu einer Gallerte, die schon bei 4 Tln. Masse auf 100 Tle.
Wasser eine solche Konsistenz hat, wie sie zum Küchengebrauch passend ist.
Die Verwendung der H. ist sehr mannigfaltig. Man benutzt sie in Küche und Konditorei als Grundmasse feiner Gelées, welche
Obstsäfte, Milch, Zucker, Wein, Gewürze etc. als Zusatz erhalten. Als Klebstoff dient sie in Form von Mundleim und durchsichtigen
farbigen Oblaten; auf Tafft gestrichen als englisches Pflaster, ferner zu Kitten, besonders in weingeistiger
Lösung und mit Harzen verbunden als sog. Diamantkitt, als Bindemittel für Farben und bei Anfertigung der
künstlichen Perlen aus Glas und Fischschuppen.
Als durchsichtiger Körper gibt sie Leimfolie oder Glaspapier, das zu Durchzeichnungen und zum Bedrucken mit Bildern
gebraucht wird, ferner Tafeln für Schiffsfenster, die aber mit einem wasserdichten Lack zu überziehen sind. Als Glanzstoff
wird sie zum Appretieren von seidnen und andern feinen Zeugen und Bändern benutzt. Den stärksten Verbrauch aber macht man
von ihr als Klärmittel für trübe Biere und Weine, denen sie im aufgequellten Zustande beigemischt wird.
- Die russische Ware gelangt in den Handel entweder in Ballen von 10 Pud (1 Pud = 16,38 kg) oder in Fässern von 12-14 Pud,
in welchen sie in grobe Säcke verpackt enthalten ist. - Zoll: Echte und unechte getrocknete zollfrei, ebenso englisches
Pflaster. Aufgelöste H., Mundleim, Kitt etc. gem.
Tarif im Anh. Nr. 5 e.