Haupt
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s. Kopf.
Haupt
2 Seiten, 1'208 Wörter, 8'788 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Haupt,
s. Kopf.
Haupt,
1) Moritz, ausgezeichneter klassischer Philolog und Germanist, geb. zu Zittau, [* 2] wo sein Vater Ernst Friedrich (gest. 1843), Herausgeber der »Jahrbücher des Zittauischen Stadtschreibers Johannes von Guben« [* 3] (Görl. 1837) sowie trefflicher Übersetzer Goethescher Gedichte und deutscher Kirchenlieder ins Lateinische (»Carmina Goethii«, Leipz. 1841, und »Hymni sacri«, das. 1842), bis 1832 Bürgermeister war, erhielt seine Vorbildung in seiner Vaterstadt, studierte 1826-30 in Leipzig [* 4] unter G. Hermann, privatisierte hierauf seines schwermütigen ¶
Vaters wegen in Zittau, unterbrach jedoch den Aufenthalt daselbst 1834 durch Reisen nach Wien [* 6] und Berlin [* 7] und wurde 1837 in Leipzig Privatdozent, 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor des neugegründeten Lehrstuhls für deutsche Sprache und Litteratur. Nach den Maiereignissen von 1849 kam er wegen seiner Beteiligung am Deutschen Verein mit Theodor Mommsen und O. Jahn in Untersuchung, wurde zwar freigesprochen, aber 1851 seines Amtes entsetzt und lebte nun als Privatgelehrter in Leipzig, bis er 1853 auf Lachmanns Lehrstuhl nach Berlin berufen wurde.
Seit 1861 auch ständiger Sekretär
[* 8] der Akademie der Wissenschaften, starb er dort Ausgerüstet mit feiner Beobachtungsgabe
und seltenem Scharfsinn, übte als Dozent durch das Hindrängen auf eine feste Methode einen außerordentlichen Einfluß. Seine
Vorlesungen erstreckten sich auf die verschiedensten Gebiete der klassischen Philologie wie der Germanistik; erst 1859 verzichtete
er zu gunsten Müllenhoffs auf die letztere. In seinen Schriften erweist er sich als einer der bedeutendsten
Textkritiker überhaupt.
Von diesen beziehen sich auf das klassische Altertum: »Quaestiones Catullianae« (Leipz. 1837),
»Observationes criticae« (das. 1841),
»De carminibus bucolicis Calpurnii et Nemesiani« (Berl. 1854) sowie die durch kritische Sauberkeit und meisterhafte Beschränkung ausgezeichneten Ausgaben der »Halieutica« Ovids nebst der »Cynegetica« des Gratius und Nemesianus (Leipz. 1838),
des »Epicedion Drusi« (das. 1850),
des Horaz (das. 1851; 4. Aufl. von Vahlen, 1882),
des Catull, Tibull, Properz (das. 1853; 5. Aufl. von Vahlen, 1885),
der »Metamorphosen« Ovids (Bd. 1, Berl.
1853; 7. Aufl. von Haupt
J. Müller, 1885; Bd. 2 von Korn, 1876) in der von ihm 1848 mit Sauppe begründeten
Weidmannschen »Sammlung griechischer und römischer Schriftsteller mit deutschen
Anmerkungen«, der »Germania«
[* 9] des Tacitus (das. 1855) und des Vergil (Leipz. 1858, 2. Aufl.
1874). Doch hat er in seinen kleinern Schriften (»Opuscula«, gesammelt von U. v.
Wilamowitz-Möllendorf, Leipz. 1875-77, 3 Bde.)
meist überzeugende, immer beachtenswerte Konjekturen fast für die gesamte griechische und lateinische
Litteratur beigesteuert. Auch gab er aus G. Hermanns, seines Schwiegervaters, Nachlaß Bion und Moschos (Leipz. 1849) sowie den
Äschylos (das. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl.
1859) heraus.
Für die Litteratur des deutschen Mittelalters lieferte er Ausgaben des »Erec« von Hartmann von Aue (Leipz. 1839, 2. Aufl. 1871),
des »Guten Gerhard« von Rudolf von Ems (das. 1840),
der »Lieder und Büchlein« und des »Armen Heinrich« von Hartmann von Aue (das. 1842),
des »Engelhard« von Konrad von Würzburg (das. 1844),
des »Winsbeke« (das. 1845),
der »Lieder« Gottfrieds von Neifen (das. 1851),
des Neidhart von Reuenthal (das. 1858),
endlich des Moritz von Craon (Berl. 1871). Auch wurde Lachmanns
Ausgabe der ältesten mittelhochdeutschen Lyriker (»Des Minnesangs Frühling«, Leipz. 1857; 3. Aufl. von Voigt, 1882) von Haupt
vollendet
sowie die 3. und 4. Auflage von ebendessen Ausgabe der »Nibelungen« (Berl. 1852 u. 1867) und der Gedichte Walthers von der Vogelweide
(das. 1853 u. 1864) u. a.
von ihm besorgt. Mit Hoffmann von Fallersleben gab er »Altdeutsche Blätter« (Leipz. 1836-40, 2 Bde.)
heraus; 1841 gründete er die fördernde »Zeitschrift für deutsches
Altertum«. Von seinen Studien zu den romanischen Sprachen
geben Zeugnis die aus seinem Nachlaß von Tobler veröffentlichten »Französischen Volkslieder« (Leipz. 1877).
Vgl. Kirchhoff,
Gedächtnisrede auf M. Haupt
(Berl. 1875);
Belger, M. als akademischer Lehrer (das. 1879).
2) Erich, protest. Theolog, geb. zu Stralsund, [* 10] studierte 1858-61 in Berlin, ward 1861 Gymnasiallehrer zu Kolberg [* 11] und darauf in Treptow a. d. Rega, wurde 1878 ordentlicher Professor der neutestamentlichen Exegese zu Kiel, [* 12] seit 1882 zu Greifswald. [* 13] Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Der erste Brief des Johannes« (Kolberg 1869);
»Die alttestamentlichen Citate in den vier Evangelien« (das. 1871);
»Die Kirche und die theologische Lehrfreiheit« (Kiel 1881).
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Haupt,
1) Ottomar, Finanzschriftsteller, geb. zu Penig in Sachsen, [* 14] war längere Zeit als Leiter großer Bankinstitute in Wien, Amsterdam [* 15] und London [* 16] thätig und lebt gegenwärtig als Privatmann in Paris. [* 17] Er widmete sich besonders dem Studium der Münz- und Währungsverhältnisse, war auf dem Pariser Münzkongreß 1873 Vertreter der ungarischen Regierung und schrieb: »Arbitrages et parités. Traité des opérations de banque« (7. Aufl., Par. 1887; deutsch, Wien 1874);
»Gold, [* 18] Silber und Währung« (das. 1877);
»Währungspolitik und Münzstatistik« (Berl. 1884);
»L'histoire monétaire de notre temps« (Par. 1886).
2) Paul, Assyriolog, geb. zu Görlitz, [* 19] studierte in Leipzig und Berlin, habilitierte sich ¶
1880 in Göttingen, [* 21] erhielt 1883 daselbst die Professur der Assyriologie, vertauschte dieselbe aber noch im Herbst d. J. mit derjenigen an der John Hopkins-Universität zu Baltimore. [* 22] Er veröffentlichte: »Die sumerischen Familiengesetze« (Leipz. 1879) in der von ihm mit Friedrich Delitzsch [* 23] herausgegebenen »Assyriologischen Bibliothek«;
»Akkadische und sumerische Keilschrifttexte« (das. 1881-82,4. Teil) und »Das babylonische Nimrodepos« (das. 1884);
ferner: »Der keilinschriftliche Sintflutbericht« (das. 1881);
»Die akkadische Sprache« [* 24] (Berl. 1883);
»Beiträge zur assyrischen Lautlehre« (Götting. 1884);
»Prolegomena to a comparative Assyrian grammar« (Newhaven 1888).
Mit Friedr. Delitzsch gibt er auch die »Beiträge zur Assyriologie« (Leipz. 1890, Bd. 1) heraus.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Haupt
(Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart).
1401 m. Konischer und bis zu oberst bewaldeter Gipfel, 4 km ö. über Landquart und 1,5 km sw. der am Eingang in die Prätigauer Klus liegenden Station Felsenbach-Valzeina der Rätischen Bahn (Landquart-Davos).
Fällt nach W. und NW. zum Eingang der Klus mit senkrechten und stellenweise beinahe völlig glatten Felswänden ab.
Vom Haupt
zieht sich nach S. zum Hochwang ein langer und schmaler Kamm, der das Rheinthal vom höher gelegenen Valzeinerthal
trennt.
Haupt
(Kt. Wallis, Bez. Visp). 3103 m. Felssporn, zwischen den beiden Zungen des Festigletschers, unmittelbar ö. über Randa und gegenüber der Dom- oder Festihütte des S. A. C.