Haugwitz
,
Christian August Heinrich Kurt, Graf von und Freiherr von Krappitz, preuß. Staatsmann, geb. zu Peucke bei Öls [* 2] ¶
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aus einem alten, schon 1235 urkundlich genannten, jetzt in Mähren [* 4] (katholische Linie) und Schlesien [* 5] (protestantische Linie) begüterten Geschlecht, studierte in Halle [* 6] und Göttingen [* 7] die Rechte, brachte sodann mehrere Jahre in Italien [* 8] zu, lebte zehn Jahre auf seinen Gütern in Schlesien und ward von den schlesischen Ständen 1791 zum Generallandschaftsdirektor erwählt. Nach längerm Sträuben von Friedrich Wilhelm II., mit dem ihn die gleiche, zum Mystischen geneigte Sinnesart verband, in den preußischen Staatsdienst gezogen, ward er 1792 zum Gesandten in Wien [* 9] ernannt.
Ende 1792 als Kabinettsminister nach Berlin
[* 10] berufen, schloß er den Haager Subsidientraktrat ab und setzte durch seinen
Einfluß den Baseler Frieden mit Frankreich durch. Als Belohnung dafür erhielt er Güter im Wert von 200,000 Thlr.
Von 1802 ab verwaltete er das Ministerium des Auswärtigen ganz allein. Als 1803 die Franzosen Hannover
[* 11] besetzten und somit die
Neutralität des nördlichen Deutschland
[* 12] verletzten, zog sich Haugwitz
, nachdem der König die von ihm beantragte
Forderung der Räumung oder Kriegserklärung an Frankreich abgelehnt hatte, im August 1804 mit unbeschränktem Urlaub auf seine
Güter zurück, worauf Hardenberg an seine Stelle trat. 1805 ward er wieder berufen, um Napoleon ein Ultimatum vorzulegen, ließ
sich aber von diesem hinhalten, bis derselbe 2. Dez. den entscheidenden Sieg bei Austerlitz
[* 13] errungen hatte,
worauf sich Haugwitz
genötigt sah, 15. Dez. den Vertrag von Schönbrunn einzugehen, durch welchen Preußen
[* 14] Ansbach,
[* 15] Kleve und Neuenburg
[* 16] an Frankreich
abtrat und dafür Hannover erhielt.
Ein neuer Vertrag, von Haugwitz
in Paris
[* 17] abgeschlossen, isolierte Preußen vollständig und führte
den Bruch mit England herbei. Trotzdem blieb an der Spitze der Geschäfte, was Napoleon indes nicht von neuen Insulten abhielt
und das Mißtrauen der andern Mächte erweckte. Schließlich konnte Haugwitz
doch den Bruch mit Frankreich nicht hindern, und der
verhängnisvolle Krieg von 1806, eine Folge seiner Schwäche, begann. Haugwitz
befand sich anfangs im Hauptquartier,
begleitete dann den König nach Ostpreußen,
[* 18] erhielt in Osterode
[* 19] im November 1806 seinen Abschied und zog sich ins Privatleben
zurück. Im J. 1811 wurde er zum Kurator der Universität Breslau
[* 20] ernannt; doch lebte er seit 1820 meist in Italien, abwechselnd
zu Venedig,
[* 21] Padua
[* 22] und auf einer Villa in der Nähe von Este, und starb 1831 in Venedig. Seine Politik suchte
er zu rechtfertigen in der Schrift »Fragment des mémoires inédits du comte de Haugwitz«
(Jena
[* 23] 1837).
Vgl. Minutoli, Der Graf von u. Job v. Witzleben (Berl. 1844).