Hauff
,
Wilhelm, Erzähler, geb. zu Stuttgart, [* 2] besuchte die Klosterschule in Blaubeuren und widmete sich sodann zu Tübingen [* 3] dem Studium der Theologie. Als Erzieher im Haus des Kriegsratspräsidenten v. Hügel zu Stuttgart begann er seine schriftstellerische Laufbahn mit dem »Märchenalmanach auf das Jahr 1826«, dem ein 2. und 3. Jahrgang folgten, und fand mit seinen durch phantasiereiche Behandlung wie durch abgerundete Darstellung ausgezeichneten Erzählungen den allgemeinsten Beifall (dieselben erschienen u. d. T.: »Märchen« 1883 in 17. Auflage). Weiterhin folgten die »Mitteilungen aus den Memoiren des Satans« (Stuttg. 1827, 2 Bde.),
ein an Phantasie und Darstellungskunst reiches, aber unvollendet gebliebenes Werk, und »Der Mann im Monde« (das. 1827),
ein
Roman, welcher die Claurensche
Manier persiflieren sollte, von der
Menge
aber als ein echtes Werk
Claurens aufgenommen wurde.
Besser erreichte ihren
Zweck die sarkastische »Kontroverspredigt über
Hauff
Clauren und den Mann im
Monde, gehalten an das deutsche
Publikum« (Stuttg. 1826). Der
Roman
»Lichtenstein« (Stuttg. 1826, 3 Bde.)
ging aus W. Scottschen Einflüssen hervor und zeichnet sich namentlich durch treffliche Charakterbilder
und Lokalschilderungen aus. Die
¶
mehr
»Phantasten im Bremer Ratskeller« (Stuttg. 1827) sind unstreitig die originellste und gemütlichste
Schöpfung Hauffs.
Beifällige Aufnahme fanden auch die Novellen: »Die Bettlerin vom Pont des Arts« und »Das Bild des Kaisers«,
die mit andern kleinen Erzählungen unter dem Titel: »Novellen« (Stuttg. 1828, 3 Bde.)
gesammelt erschienen. Von einer Reise durch Frankreich, die Niederlande
[* 5] und Norddeutschland zurückgekehrt,
übernahm Hauff
im Januar 1827 die Redaktion des »Morgenblattes«, starb aber schon 18. Nov. d. J.
Durch frische Erfindung, Humor und seltenes Talent des Erzählens haben sich die Werke Hauffs
in ungeschwächter Wirkungskraft
behauptet. Seine »Sämtlichen Werke« wurden mit seiner Biographie von seinem Landsmann G. Schwab herausgegeben
(Stuttg. 1830; 18. Aufl. 1882, 5 Bde.),
neuere Ausgaben besorgten Ad. Stern (Berl. 1878, 4 Bde.),
Hauff
Fischer (Stuttg. 1885, 6 Bde.)
u. a. 1840 wurde ihm bei der Burg Lichtenstein ein Denkmal gesetzt. - Hauffs
Bruder Hermann, geb. Redakteur des Cottaschen
»Morgenblattes« schrieb: »Moden und Trachten« (Stuttg. 1840),
»Skizzen aus dem Leben der Natur« (das. 1840, 2 Bde.) u. a., übersetzte Humboldts »Reisen in die Äquinoktialgegenden« ins Deutsche [* 6] (das. 1858) und starb in Stuttgart.