Hauch
,
Johannes Carsten, hervorragender dän. Dichter, geb. zu Frederikshald in Norwegen, [* 2] studierte zuerst Jura, dann Philosophie und Naturwissenschaften, ward 1821 Lektor der Physik an der Akademie zu Sorö, bereiste 1821-27 Deutschland, [* 3] Italien [* 4] und Frankreich und wurde 1846 Professor der nordischen Litteratur zu Kiel. [* 5] Als er von hier durch den Ausbruch der Revolution von 1848 vertrieben ward, gewährte ihm die Königin Marie Sophie Friederike eine Zuflucht in der Nähe von Kopenhagen [* 6] auf dem Schloß Frederiksberg, wo er blieb, bis er nach Öhlenschlägers Tod (1851) die Professur der Ästhetik an der Universität zu Kopenhagen erhielt, die er bis an seinen Tod bekleidete. Er starb in Rom. [* 7]
Ein Nacheiferer
Öhlenschlägers, entwickelte Hauch
schon in seinen ersten dramatischen
Versuchen: »Contrasterne«
(1816)
und »Rosaura« (1817),
ein ungewöhnliches Talent, und seine nachfolgenden Tragödien zeichneten sich durch tüchtiges Charakterstudium und lebendiges Kolorit aus. Wir nennen davon: »Bajazeth«, »Tiberius« (deutsch, Leipz. 1836),
»Gregorius VII.« und »Don Juan«, vereinigt in der Sammlung »Dramatiske Värker« (Kopenh. 1828-29, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1836);
ferner »Karl den Femtes Död«, »Maastrichts Beleiring« (1832; deutsch, Leipz. 1834),
»Svend Grathe«, »Søstrene paa Kinekullen« (1849),
»Marsk Stig« (1850),
»Tycho Brahe's Ungdom« (1851) etc., die fast sämtlich mit vielem Beifall (auch in Deutschland und Schweden) zur Aufführung kamen.
Durch das episch-dramatische Gedicht »Hamadryaden« (Kopenh. 1830) erwarb er sich die Anerkennung der Romantiker, namentlich Tiecks. Als vortrefflicher Erzähler bewährte er sich in den Romanen: »Vilhelm Zabern« [* 8] (1834; deutsch, Leipz. 1848);
»Guldmageren« (1836; deutsch, Kiel 1837);
»En polsk Familie« (1839; deutsch, Leipz. 1840);
»Slottet ved Rhinen« (1845; deutsch, Wurzen [* 9] 1851);
»Saga om Thorvald Vidförle« (1849);
»Charles de la Bussière« (1860) und »Fortälling om Haldor« (1864).
Wie die genannten Werke, lassen ihn auch seine »Lyriske Digte« (Kopenh. 1842, 2. Ausg. 1854) als eine der edelsten und gediegensten Dichternaturen, welche Dänemark [* 10] je hervorgebracht hat, erkennen. Ihnen folgten später: »Lyriske Digte og Romancer« (1862),
worunter besonders der Romanzencyklus »Valdemar
Atterdag« sich durch einen seltenen rhythmischen Wohlklang und lebensvolle
Frische auszeichnet, und
»Nye Digtninger« (1869).
Was Hauch
charakterisiert, ist eine ungewöhnliche Tiefe des
Gefühls und der
Begeisterung, die ihn so stark zu dem Ahnungsvollen
und
Mystischen hinzieht, daß über allen seinen
Dichtungen ein tiefes, romantisches Dämmerlicht liegt.
Aber weit entfernt, daß dies seiner
Poesie schade, erhält sie gerade dadurch eine
Stärke
[* 11] in der Charakterzeichnung und einen
Reichtum an Bildern, welche ihr ihren eigentlichen Wert verleihen. In deutscher
Sprache
[* 12] erschien von ihm: »Die nordische Mythenlehre«
(Leipz. 1847) als
Frucht seiner
Kieler Vorlesungen. Ihr schlossen sich an die »Afhandlinger
og ästhetiske Betragtninger« (Kopenh. 1855) und »Aesthetiske
Afhandlinger og Recensioner« (das. 1861-69, 2 Bde.).
Zuletzt gab Hauch
noch eine Art Selbstbiographie in:
»Minder fra min Barndom og min Ungdom« (Kopenh. 1867) und
»Minder om min
förste Udenlandsreise« (das. 1871). Seine »Samlede
Romaner og Fortällinger« erschienen in 7
Bänden (Kopenh. 1873-75).