1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Wiesbaden,
[* 2]
Kreis
[* 3]
Biedenkopf, an der
Eder, hat eine Oberförsterei, Papierfabrikation
[* 4] und (1885) 959 evang.
Einwohner. Hatzfeld erhielt 1340
Stadtrecht.
Von hier leitet die später fürstliche
FamilieHatzfeld (s. unten)
ihren Ursprung
her. - 2) (ungar. Zsombolya) Dorf im ungar.
KomitatTorontál, an der BahnstreckeSzegedin-Temesvár,
in sehr fruchtbarer Gegend, mit (1881) 8626 Einw. (meist Deutsche)
[* 5] und Bezirksgericht.
altes hess. Dynastengeschlecht, das mit dem Anfang des 13. Jahrh.
in die Geschichte eintritt und bald eine solche Bedeutung erlangte, daß es den
Landgrafen, namentlich in der 30jährigen
Fehde derselben mit den
Löwenrittern seit 1379, nachdrücklichenWiderstand leisten konnte. Es gehörte
zu der rheinischen
Reichsritterschaft, hatte
Schloß an der
Eder (jetzt
Ruine) zur Stammburg und besaß in
Franken die Herrschaft
Rosenberg, in
Thüringen einen Teil der Herrschaft
Gleichen und in
Schlesien
[* 6] die Herrschaft
Trachenberg.
Nachdem die
Familie ihr Besitztum durch Erwerbung der Herrschaft Wildenburg beträchtlich erweitert, teilte
sie sich in der Mitte des 15. Jahrh. in die wildenburg-wildenburgische und die (1783) erloschene
wildenburg-hessische
Linie. Mit Melchior von Hatzfeld (s. unten) wurde das
Geschlecht in den Grafenstand erhoben.
Friedrich II. von
Preußen
[* 7] erhob 1741 in der
Person des
GrafenFranzPhilippAdrian einen
Zweig zum fürstlichen und
Kaiser Franz
I. 1748 zum reichsfürstlichen
Rang, doch so, daß nur der regierende
Fürst und seine Gemahlin den Fürstentitel, die übrigen
den Grafentitel führen.
Dieser
Stamm erlosch 1794; der
Anteil an der
GrafschaftGleichen wurde als erledigtes
Lehen von
Mainz
[* 8] eingezogen, die Allodialgüter
fielen an den
Grafen von
Schönborn, die andern
Lehen sowie die Herrschaft
Trachenberg gingen an die wildenburgische
Linie über, welche in die ältere
Linie Wildenburg und die jüngere Schönstein (jetzt
Trachenberg) zerfällt; letztere erbte
Trachenberg und die Fürstenwürde, erstere besitzt die Standesherrschaft Wildenburg-Schönstein bei
Koblenz
[* 9] und seit 1870 auch
die Fürstenwürde. Die namhaftesten Sprößlinge des
Geschlechts sind:
3) Sophie, Gräfin von, geb. Tochter des vorigen, seit 1822 vermählt mit dem GrafenEdmund von Hatzfeld-Wildenburg und
seit 1851 von demselben geschieden. Während des Scheidungsprozesses, im August 1846, entwendeten, wie man sagte, auf Anstiften
F. Lassalles, AssessorOppenheim und Dr. Mendelssohn im MainzerHof
[* 28] zu Köln der Baronin Meyendorf eine Kassette,
in welcher sie für die Gräfin Hatzfeld wertvolle Urkunden vermuteten, welcher Diebstahl einen seiner Zeit aufsehenerregenden Prozeß
zur Folge hatte. Seitdem war die Gräfin Lassalles mütterliche Freundin und beteiligte sich namentlich an seiner sozialistischen
Agitation, auf die sie auch nach LassallesTod 1864 ihren Einfluß geltend zu machen suchte. Sie starb in
Wiesbaden.