Hasenfelle
und
-Haare. Der gemeine oder graue Hase lebt in ganz Europa wie in Asien, kommt auch in Amerika, aber nur
an der Labrador- und Eskimoküste vor und ist überall derselbe, nur mit wenigen Varietäten in der Größe und Färbung.
Dagegen variiert die Qualität des Haars doch ansehnlich in seinen verschiednen Heimatländern. Die höchstgewertetsten
Felle liefert das asiatische Rußland; hieran schließen sich die der Ukraine und die sächsischen, dann folgen die der
Krimm und Schlesiens, ferner die ungarischen, türkischen, englischen etc. Reichtum und Feinheit
der Behaarung machen die Güte der H. aus; auf die Farbennuancen kommt nichts an, da die
Felle nicht zu
Pelzwerk, sondern lediglich dienen um für die Hutmacherei geschoren zu werden, indes die
Häute dem Leimsieder verfallen.
Bei dem so allgemeinen großen Konsum von Hüten ist aber auch der Handel mit Hasenfellen
und
Haaren ein äußerst umfänglicher
und lebhafter und konzentriert sich nicht so wie der Pelzhandel auf einem Punkte. Ein starker Anteil
fällt indes auf Leipzig, das seinen jährlichen Umsatz auf 1 Mill. mitteleuropäischer und 1½ Mill. russischer und asiatischer
Felle anschlägt. Die Preise für graue Hasen variieren von 240-390 Mk. per Ballen von 500 Stück.
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Unser Hase geht in Europa nicht über den 60., im kältern Sibirien nicht über den 57. Grad nach Norden hinauf. Weiterhin hat der nordische oder weiße Hase sein Domizil, so hoch hinauf als er noch Nahrung findet. Diese Tiere sind nur in der Jugend etwas grau, werden dann weiß und bleiben so. In neuester Zeit sind diese weißen Hasen ein bedeutender Handelsartikel für den Rauchwarenmarkt geworden; dieselben werden aber nur wenig im naturellen Zustand zu Pelzfuttern, in großen Mengen aber, der herrschenden Mode entsprechend, schwarz gefärbt verwendet und bilden so ein beliebtes Pelzwerk zu Muffen, Kragen und Pelzbesätzen.
Die Existenz einer besondern Art veränderlicher Hase, der im Sommer grau, im Winter weiß sein soll, ist etwas zweifelhaft. Eine Art halbgrauer, d. h. unten weißer, oben aschgrauer Hasen kommt indes in Rußland vor, ändert aber die Farbe nicht und lebt auch nicht im kältesten Norden. Die weißen Hasen bilden eine besondre Art für sich oder auch mehrere, denn während sie im allgemeinen viel kleiner als die grauen sind, machen doch die langohrigen weißen Bewohner der Labrador- und Eskimoküste eine Ausnahme, indem sie um die Hälfte größer sind als alle übrigen Hasen.
Die weißen Felle liefert hauptsächlich Rußland aus den am nördlichen Eismeer gelegenen Ländern; andre kommen aus dem nördlichen Amerika. Es werden auch diese zum Teil in der Hutmacherei verbraucht. Die Preise der weißen Felle gehen von 80-150 Mk. die 100 Stück. Wie mehrere andre Sorten von Fellen werden auch die von weißen und bunten Hasen für den Handel zum Teil in ein Halbfabrikat verwandelt durch Zusammennähen von Teilstücken zu ganzen Tafeln. Es werden so die Rücken-, Seiten-, Bauchstücke und Ohren gesondert und für sich zusammengesetzt. Die Ohrentafeln haben Behaarung auf beiden Seiten, und wegen der schwarzen Ohrspitzen ein hermelinartiges Aussehen, das sie beliebt macht. -
Ein Teil der in der Hutmacherei gebrauchten Haare der Hasen kommt wie gesagt bereits von den Fellen abgeschnitten in den Handel und geschieht das Schneiden entweder gleich in den Herkunftsländern oder erst an den Umsatzplätzen wie Leipzig, häufig in Frankfurt a. M., Offenbach etc. Die Haare werden dabei gleich sortiert in Rückenhaare, als die besten, Seitenhaare, etwas heller und minder gut filzend, und Bauchhaare, die schlechtesten und nur zu geringen Hüten verwendbar. Es fallen jedoch die Haare sowie die von Kaninchen jetzt nicht mehr ausschließlich der Hutmacherei anheim, sondern dienen auch als Spinnmaterial. Sie werden in England mit andern feinen Haaren schon seit ¶
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geraumer Zeit auf besonders dafür eingerichteten Maschinen fabrikmäßig zu Garn versponnen, entweder für sich oder mit kleinen Zusätzen von Baumwolle oder Flockseide. Diese Garne sind von großer Schönheit und werden zu einer Art von Samtgewebe hauptsächlich für Damenstoffe verarbeitet. Die Farben sind meist weiß und schwarz, zum Teil auch meliert, naturfarben oder schön gefärbt. Neuerdings haben auch deutsche, speziell rheinische Spinnereien sich auf den Artikel verlegt, da viel Nachfrage nach solchen Garnen sowohl im Inlande wie für Rußland und Polen ist. - Zoll: H. und Hasenhaare sind zollfrei. Garn aus Hasenhaaren, auch wenn es mit Flockseide gemischt ist, Nr. 41 c 3. des Tarifs, mit Baumwolle gemischt Nr. 2 c. Gewebe aus Hasenhaaren Nr. 41 d 6 α, halbseidne Nr. 30 f.