Hartguß
,
aus besonderm
Metall und auf besondere
Weise erhaltener Eisenguß von großer
Härte und
Festigkeit.
[* 2] Das
Material
zum Hartguß
gewinnt man entweder direkt aus manganhaltigem
Braun- oder
Spateisenstein durch Verhüttung mit
Holzkohle oder häufiger durch Zusammenschmelzen von stahlhartem weißen und weichem tiefgrauen Roheisen, bisweilen unter
Zusatz von
Mangan, Schmiedeeisen oder
Stahl: Gewöhnlich wird nun dies
Material in metallene Koquillen
(Schalen-,
Koquillenguß,
Kapselguß) gegossen, welche die
Wärme
[* 3] schnell ableiten und dadurch die chemische
Bindung des
Kohlenstoffs in der äußern
Schicht
des Gußstückes, mit andern
Worten die
Bildung einer äußern
Schicht von weißem Roheisen bewirken, welches
nach dem Innern zu ohne merkbare
Grenze in halbiertes und endlich in graues Roheisen übergeht.
Die verschiedenen
Schichten des Hartgusses
können, dem
Zweck des Gußstückes entsprechend, in ihrer
Stärke
[* 4] reguliert werden
und zwar sowohl durch die Modifizierung der Mischungsverhältnisse der
Grundstoffe als auch vor allem
durch die
Dimensionen der Koquille im
Verhältnis zu der
Masse des ganzen
Stückes und durch eine entsprechende Vorwärmung der
Koquille.
Da aber die Bearbeitung der auf Koquillen gegossenen
Flächen wegen ihrer
Härte große Schwierigkeiten bietet, so
läßt man die Koquille sich nur auf diejenigen Teile des Gußstückes erstrecken, welche eine harte
Oberfläche erfordern.
Erst nach langen Bemühungen ist es gelungen, mit Anwendung von besonders konstruierten und gehärteten
Schleifsteinen und
Schmirgelscheiben eine praktisch brauchbare Bearbeitungsmethode für die harten
Flächen zu finden. Kaum geringere Bedeutung
als die in Koquillen gegossenen haben für den Maschinenbau die ohne Anwendung von Koquillen erzeugten
Hartguß
fabrikate, welche sich vor dem gewöhnlichen
Gußeisen durch ihre große Widerstandsfähigkeit gegen
Stöße und Durchbiegungen
auszeichnen und diese
Eigenschaft lediglich der sorgfältigen Auswahl und Mischung der Materialien verdanken.
Die Benutzung des Hartgusses
ist eine sehr vielseitige. Man verwendet ihn zu Eisenbahnschienen,
Kreuzungs- und Herzstücken,
Rädern für
Eisenbahn- und Pferdebahnwagen und
Lokomotiven, Signalglocken, Läufersteinen, Mühlenbahnen, Rammbären,
Hämmern
und andern
Werkzeugen,
Ambossen,
Gesenken, Lochplatten, Zieheisen, vor allem aber zu
Walzen aller Art, dann zu Maschinenteilen,
besonders für
landwirtschaftliche Maschinen, wo
er den
Stahl mehr und mehr verdrängt hat, und zu
Geschossen.
Der ohne Koquillen hergestellte Hartguß
dient zu Bremsklötzen,
Balanciers, gekröpften
Wellen,
[* 5]
Kurbeln,
Bleuelstangen,
Dampfkolben und Kolbenringen, Pumpenkolben und ganzen
Drucksätzen in
Bergwerken, ferner zu hydraulischen
Cylindern, Schmelzgefäßen,
Kesseln, in welchen Salzlösungen oder
Säuren gekocht werden sollen, zu Planroststäben etc. In Bezug auf Kugelguß in Koquillen
leistet
Gruson zu
Buckau bei
Magdeburg
[* 6] das Bedeutendste, hauptsächlich infolge genauer Kenntnis des richtigen
Schwindmaßes für die beste Gußtemperatur des zur Anwendung gebrachten ausgezeichneten Roheisens (vom
Harz), von welchem
ein in
Masse (fettem
Sand) gegossener
Barren von 2,6
cm im
Quadrat, auf 94
cm weit voneinander entfernte
Stützpunkte gelegt, ohne
zu zerbrechen, 600-700 kg trägt und dabei nur eine 1,64-2,29
cm betragende, nach der Entlastung wieder verschwindende Einbiegung zeigt. Mit solchem
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Material lassen sich Gußstücke, z. B. Eisenbahnherzstücke, bis auf 5 cm Tiefe abschrecken. Die Geschosse
[* 8] aus Grusonmetall,
welche einen grauen bis halbierten Kern bei strahlig silberweißem Rand zeigen und 2,15-2,40 Proz. Kohlenstoff enthalten, werden
in der Weise geformt, daß auf einer massiven Koquille von äußerlich kelchartiger Gestalt die Formkasten für Mantel und
Böden festsitzen und im obern Formkasten bei Hohlgeschossen die Kerne aufgehängt und befestigt werden. Die Hartguß
fabrikation
von Ganz in Budapest
[* 9] soll darin bestehen, daß in die Gußform eine dicke Lage von mit Weingeist angerührtem metallischen Antimon
gebracht und in die getrocknete Form flüssiges Roheisen gegossen wird, wobei sich eine harte Legierung
von Eisen
[* 10] und Antimon auf der Oberfläche der Gußstücke bildet.
Vgl. Dürre, Handbuch des Eisengießereibetriebs, Bd. 2 (2. Aufl., Leipz. 1875).