oder
Harnstoffvergiftung des
Blutes (Uraemia) tritt ein, wenn die
Absonderung des
Harns durch die
Nieren unterbrochen wird und dadurch gewisse schädliche Auswurfsstoffe, insbesondere der
Harnstoff, im
Blute
zurückgehalten werden; sie wird am häufigsten bei der
Brightschen Nierenkrankheit, bei manchen akuten
Infektionskrankheiten
und bei der
Eklampsie der Gebärenden beobachtet. Die
Symptome bestehen außer mehr oder minder vollständigerHarnverhaltung
und vorausgegangener
Albuminurie (s.
Eiweißharnen) in
Kopfschmerzen, Schwindel und Angstgefühlen,
Erbrechen und Übelkeit,
wozu sich meist sehr bald
Schlafsucht, Delirien und tiefe
Betäubung (urämisches
Koma), allgemeine
Krämpfe oder lähmungsartige
Zustände gesellen; dabei nehmen der Schweiß und das Erbrochene oft
einen deutlich urinösen
Geruch an und die
Haut
[* 2] ist nicht
selten von einem zarten weißlichen reifähnlichen
Beleg von
Harnstoff bedeckt
(Uridrosis). Die Harnvergiftung tritt
meist ziemlich plötzlich ein und führt in schweren Fällen gewöhnlich nach wenigen
Stunden oder
Tagen durch
Gehirn- oder
LungenlähmungzumTode; nur leichtere
Grade der
Krankheit gehen in Genesung über. Die Behandlung besteht in Anwendung stark
harntreibender und abführender
Mittel, Eisumschlägen auf den
Kopf und Dampfbädern oder oft wiederholten
feuchten Einpackungen des ganzen Körpers. -
Vgl. Leube, Die Behandlung der
Urämie (Wiesb. 1883);
(griech.), die Vergiftung des Bluts mit Urin, resp. dem wichtigsten Bestandteil desselben, nämlich Harnstoff,
tritt ein, wenn die Abscheidung des Harns durch die Nieren unterbrochen ist und die durch den Harn ausscheidenden Stoffe im Blut
zurückbleiben. Namentlich geschieht dies bei der Brightschen Nierenkrankheit (vgl. Nierenentzündung)
und bei akuten Infektionskrankheiten. Außer der verminderten oder gänzlich unterdrückten Ab- und Ausscheidung des Harns,
welcher, wenn vorhanden, stets stark eiweißhaltig ist, äußert sich die Urämie auch noch durch die nach Harn riechenden Absonderungen,
namentlich durch den urinösen Schweiß, welcher, wenn er auf der Haut eintrocknet, einen pulverförmigen,
weißlichen Belag zurückläßt (Uridrosis).
Das Gehirn
[* 5] ist bei der Urämie stets schwer affiziert, denn Kopfweh, Schwindel, Angst und Unruhe, später Schlafsucht, lähmungsartige
Zustände, tiefe Betäubung (sogen. urämisches Koma) sind konstante Symptome der Urämie Gewöhnlich ist auch heftiges Fieber vorhanden.
Die Krankheit tritt fast immer ziemlich plötzlich ein in Form von urämischen Krampfanfällen, welche
oft eine große Ähnlichkeit
[* 6] mit epileptischen Anfällen darbieten können, sich jedoch dadurch unterscheiden, daß sie vorher
gesunde, nicht erblich belastete oder anEpilepsie leidende Personen befallen, daß sie nicht so plötzlich enden, sondern in
längere komatöse Perioden übergehen, und daß man wohl immer durch den stark eiweißhaltigen Harn ein
Nierenleiden feststellen kann.
Leichtere Grade der Urämie gehen vorüber, können sich aber je nach der zu Grunde liegenden Ursache
leicht wiederholen und deuten
auf schwere, nicht selten unheilbare Nierenaffektionen hin. Die urämischen Anfälle, welche bei Schwangern durch den Druck
des Uterus auf die Harnleiter mitunter zu stande kommen, gestatten die günstigste Vorhersage, da mit der
Entfernung des Kindes auch die Ursache der Urämie beseitigt wird. Tritt Urämie bei lange bestandenem Nierenleiden ein, wenn etwa schon
Wassersucht und allgemeine Blutarmut besteht, so ist sie von übelster Bedeutung und geht häufig unmittelbar in den Tod
über. Die Behandlung fällt zusammen mit der Behandlung der Nierenkrankheit, besteht vornehmlich in schweißtreibenden Mitteln,
besonders Einhüllung in wollene Decken, Dampfbädern, Abführmitteln.
Vgl. Leube, Die Behandlung der Urämie (Wiesb. 1883);
Landois,
Die Krampferscheinungen bei Urämie (Wien 1889).