Harnsäure
C5H4N4O3 findet sich frei
oder an
Basen gebunden im
Harn des
Menschen,
der fleischfressenden
Säugetiere, der noch saugenden
Kälber und der
Vögel
[* 2] (daher im
Guano), in den
Exkrementen der
Reptilien
und vieler
Insekten,
[* 3] ferner in
Harnsteinen, Gichtknoten, auch im
Blut, in der
Milz,
Lunge,
[* 4]
Leber etc. Zur
Darstellung
behandelt man
Guano zweimal mit warmer verdünnter
Salzsäure, um
Ammoniak, phosphorsaure, kohlensaure und oxalsaure
Salze zu
entfernen, wäscht den unlöslichen Rückstand aus, behandelt ihn mit verdünnter siedender
Natronlauge, welche die Harnsäure
löst,
fällt Verunreinigungen durch
Kalkmilch und dann aus dem
Filtrat die Harnsäure
mit
Salzsäure.
Zur
Reinigung löst man die Harnsäure
in
Kalilauge, setzt 5 Proz. chromsaures
Kali zu, filtriert durch
Tierkohle, fällt die Harnsäure
mit
Salzsäure und kocht sie mit konzentrierter
Salzsäure, bis sie farblos geworden ist. Harnsäure
bildet ein farb-, geruch- und geschmackloses
kristallinisches
Pulver, löst sich sehr
schwer in
Wasser, nicht in
Alkohol und
Äther, leicht in konzentrierter
Schwefelsäure
[* 5] (und daraus durch
Wasser unverändert fällbar), auch in kohlensauren, phosphor- und milchsauren
Alkalien, reagiert
sauer und gibt bei Einwirkung chemischer Agenzien zahlreiche Umwandlungsprodukte.
Beim Erhitzen zersetzt sie sich in
Blausäure,
Harnstoff etc. Unter dem Einfluß oxydierender
Stoffe, wie
Salpetersäure etc.,
liefert sie
Harnstoff und
Alloxan.
Letzteres gibt mit
Ammoniak
Murexid, und wenn man daher eine kleine
Menge
Harnsäure
mit einigen
Tropfen
Salpetersäure befeuchtet und erhitzt, so färbt sich der trockne Rückstand mit
Ammoniak purpurrot.
Die Harnsäure
bildet im allgemeinen nicht leicht lösliche
Salze
(Urate), aus den
Lösungen der neutralen fällt
Kohlensäure saure
Salze.
Saures harnsaures
Ammoniak C5H3N4O3.NH4 ^[C5H3N4O3.NH4] ist der Hauptbestandteil der Schlangenexkremente
und findet sich auch in Fiebersedimenten, der saure harnsaure
Kalk (C5H3N4O3)2Ca ^[(C5H3N4O3)2Ca]
in
Harnsteinen,
Harnsedimenten, besonders in Gichtknoten. Auch das saure harnsaure
Natron C5H3N4O3Na kommt
in Fiebersedimenten vor. Harnsaures
Lithium ist in
Wasser leicht löslich, und deshalb trinkt man lithiumhaltige
Mineralwässer, um gichtische
Ablagerungen von Harnsäure
salzen zu lösen.
Die Harnsäure
ist eins der letzten
Produkte, in welche die stickstoffhaltigen
Substanzen durch den
Stoffwechsel im tierischen
Körper
zerfallen; der größte Teil der im
Organismus gebildeten Harnsäure
wird
aber alsbald weiter zersetzt, und ihr
Stickstoff verläßt
schließlich den
Körper in der Form von
Harnstoff. Jede Anhäufung von Harnsäure
im
Harn ist als ein
Symptom der
Störung des normalen
Stoffwechsels zu betrachten.
Technisch benutzt man die Harnsäure
zur
Darstellung von
Murexid, welches aber durch
die
Anilinfarben in den
Hintergrund gedrängt ist.