s. v. w.
Glasharmonika (s. d.). Auch heißt so ein Kinderinstrument, bestehend aus
einem kleinen
Kasten, dessen obere
Decke
[* 2] einen ungefähr drei
Finger breiten
Einschnitt hat, unter welchem
verschieden große, in einer
Skala abgestimmte Glasplättchen oder Metallstäbe auf zwei straff angezogenen
Bändern liegen,
die mit kleinen Hämmerchen geschlagen und so zum
Klingen gebracht werden. Verwandt damit ist die
Strohfiedel (s. d.).
Chemische
[* 3] Harmonika heißt ein von Higgins 1777 angegebener Tonerzeugungsapparat, welcher
aus einer kleinen Gasflamme (von
Wasserstoff,
Leuchtgas,
[* 4]
Kohlenwasserstoff,
Kohlenoxyd oder
Schwefelwasserstoff) und einem senkrecht
über dieselbe gestülpten
Rohr besteht. Der
Ton wird nur dann erzeugt, wenn sich die
Flamme
[* 5] innerhalb des
Rohrs in einer gewissen
Höhe befindet, und ist immer einer von denen, welche dieselbe Luftsäule gibt, wenn sie auf andre
Weise in
Schwingungen versetzt wird; er wird durch Verlängern der
Röhre, durch
Decken und Halbdecken auf dieselbe
Weise wie
beim Anblasen abgeändert, und wenn man eine
Flöte, an welcher man das
Mundloch verstopft und den
Pfropfen
[* 6] herausgezogen hat,
statt des Glasrohrs nimmt, so kann man mit derFlammeMelodien blasen.
Die Luftschwingungen, welche in der chemischen Harmonika den
Ton erzeugen, werden erregt, indem der
Wasserstoff den
Sauerstoff
der zuströmenden
Luft nicht gleichmäßig, sondern stoßweise, wie Ofenfeuer bei lebhaftem Zug,
aber in viel rascherm
Tempo, verzehrt.
Es werden sich deshalb kleinere
QuantitätenWasserstoff nach jedesmaliger
Verbrennung ansammeln und erst
plötzlich unter
Verpuffung mit dem nachgeströmten
Sauerstoff verbinden. Diese
Erschütterungen folgen sehr schnell aufeinander
und erzeugen mit dem ungleichmäßigen Luftstrom die
Schwingungen, welche ihrerseits dann wohl das
Tempo bestimmen mögen,
in welchem die
Verpuffungen stattfinden.
Wenn diese
Erklärung richtig ist, so sollte die
Flamme Schwankungen erkennen lassen, während sie scheinbar
ganz ruhig brennt. Läßt man aber nach dem
Vorschlag von
Wheatstone (1834)
vor derFlamme einen
Würfel rotieren, dessen vier
vertikale Seiten mit Spiegelglas belegt sind, so erblickt
man in der That ein leuchtendes
Bild, welches etwas einer groben
Säge
[* 7] mit sehr langen
Zähnen gleicht. Zwischen den leuchtenden
Zungen befinden sich dunkle
Intervalle, welche
auf die successiven
Explosionen hindeuten.
Ein in der
Nähe einer chemischen Harmonika erregter musikalischer
Ton, der mit dem der Harmonika nahezu im
Einklang steht oder
um eine
Oktave höher ist, übt nach
Schaffgotsch (1857) auf die schwingende Luftsäule im
Rohr einen so mächtigen Einfluß
aus, daß die
Flamme in lebhafte
Bewegung gerät und bei genügender
Stärke
[* 8] des
Tons erlischt. Eine noch
schweigende
Röhre kann durch einen äußern
Ton zum
Singen gebracht werden, wenn letzterer nur geringen Unterschied in der
Tonhöhe von dem zu erzeugenden
Ton besitzt.
Glockenharmonika, Glasharmonika, Musikinstrument, besteht aus einer Walze auf einem Fußgestell,
an der abgestimmte Glasglocken (gläserne Halbkugeln von regelmäßig abgestufter Größe) befestigt und so ineinander geschoben
sind, daß der Rand einer jeden hervorragt. Die Intonation wird durch die Fingerspitzen bewirkt, die an die Ränder der Glasglocken
gelegt werden, während die Walze durch einen Fußtritt in Umschwung gesetzt wird. Der Umfang desInstruments
beträgt drei bis vier Oktaven in chromatischer Tonfolge.
Erfunden ist die Harmonika von Franklin gegen 1763, verbessert von Renaudin und Pfeifer. Der Klang hat etwas Außergewöhnliches,
sentimental Überirdisches, was der Zeit der Romantiker die überschwenglichsten Vergleiche entlockte; aber
die langsame Intonation
des Instruments und sein allzu mystischer Klang veranlaßten in neuerer Zeit das Verschwinden desselben,
das auch die Erfindung der Klavierharmonika, deren Glasglocken man nicht mehr mit den bloßen Fingern, sondern durch einen
Tastenmechanismus spielte, nicht verhindern konnte. Notiert wurden die Stücke für Glasharmonika auf zwei Liniensystemen mit
Violinschlüsseln. –
Eine andere Art Glasharmonika oder Glasklavier, jetzt allverbreitetes Kinderinstrument, besteht aus einem kleinen Kasten, in
dem auf zwei straff angezogenen Bändern schmale Glasstreifen liegen, die mit einem kleinen Hammer
[* 10] von Korkholz geschlagen
und dadurch zum Tönen gebracht werden. Die Tiefe und Höhe der Töne hängt von der Länge und Kürze der
Glasplatten ab, wobei zu berücksichtigen ist, daß nur der Raum zwischen den beiden tragenden Bändern, nicht aber der über
diese hinausgehende an der Schwingung
[* 11] teilnimmt und tönt. – In gleicher Weise wird auch die Metallstabharmonika hergestellt,
nur daß die tönenden Streifen aus Stahl, Messing oder anderm Metall bestehen und nicht auf Bändern aufliegen,
sondern angepflöckt oder ausgeschraubt sind. – über Mundharmonika und Ziehharmonika s. Ziehharmonika,
über Holzharmonika s. Strohfiedel.
chemische oder singende Flamme, eine von Higgins (1777) erfundene Vorrichtung zum Hervorrufen von Tönen
mittels Flammen in offenen oder geschlossenen Röhren
[* 12] oder andern abgegrenzten Lufträumen, z. B. in Flaschen,
Retorten, Kolben u. dgl. m. Die einfachste chemische Harmonika besteht
aus einer kleinen Wasserstoffflamme, die an einem durch Versuche leicht zu findenden Punkte in einer Röhre ein Tönen erzeugt,
das, wie schon Chladni 1794 gefunden, der Hauptsache nach die Gesetze der Pfeifen befolgt. Als Tonerreger
können auch andere brennende Gase,
[* 13] am besten aber die Flamme des Wasserstoffs oder des Leuchtgases dienen. (S. vorstehende
[* 14]
Fig. 1.) Das Rohr RR der chemischen Harmonika ist gewöhnlich aus Glas
[* 15] und steht meist lotrecht. Hat man Röhren, die sich (wie beim
Fernrohr)
[* 16] verlängern und verkürzen lassen, so läßt sich zeigen, daß die Schwingungszahl steigt,
wenn das Rohr kürzer wird, und umgekehrt. Schaffgotsch hat
¶
mehr
(1857) gefunden, daß ein in der Nähe einer chemischen Harmonika erregter musikalischer Ton, der mit dem der Harmonika nahezu in Einklang
steht oder um eine Oktave höher ist, auf die schwingende Luftsäule im Harmonikarohr vermöge der Resonanz einen so mächtigen
Einfluß übt, daß die Flamme dabei lebhafte Bewegungen zeigt und, wenn sie genügend klein ist, bei
wachsender Stärke des äußern Tones sogar erlischt. Selbst eine noch schweigende Flamme kann durch einen äußern Ton zum
Singen gebracht werden. Damit dies geschehe, darf nur ein geringer Unterschied in der Tonhöhe zwischen dem erzeugenden
und dem anzuregenden Tone bestehen. Der Ton der chemischen Harmonika ist die Folge einer Reihe von Explosionen.
Dies hat Wheatstone (1834) durch Betrachtung der Flamme im rotierenden Spiegel
[* 18] S
[* 17]
(Fig. 1) nachgewiesen, wobei sich das in
[* 17]
Fig. 2 dargestellte Bild zeigte.
Verwandt mit den Resonanzerscheinungen der chemischen Harmonika von Schaffgotsch sind die schallempfindlichen oder
sensitiven Flammen von Barret und Tyndall (1865‒67). Solche brennen frei, es muß jedoch zu denselben
das Leuchtgas unter einem höhern Drucke als gewöhnlich zuströmen. Belastet man einen kleinen, Leuchtgas enthaltenden Kautschuksack
derart, daß aus einem damit verbundenen Brenner das Gas durch eine enge kreisförmige Mündung mit Geräusch strömt, das angezündet
eine flatternde, etwa 4 Decimeter hohe Flamme giebt, so hat man eine Flamme von der höchsten Schallempfindlichkeit.
Eine solche verkürzt sich und teilt sich in Zweige, sobald aus der Entfernung hohe Töne und Zischlaute, z. B. his, bst u.
dgl. m., erregt werden.