Harmonie
der
Evangelien, s.
Evangelienharmonie.
Harmonie der Evangelien
5 Wörter, 48 Zeichen
Harmonie
der
Evangelien, s.
Evangelienharmonie.
Evangelien
harmonie,
Zusammenarbeitung der vier Evangelien
in eine zusammenhängende Darstellung
unter möglichster Wahrung des gesamten Textbestandes und ohne Zuthaten des Bearbeiters. Das erste Werk dieser Art lieferte
in griechischer Sprache
[* 3] um 170 Tatian in seinem »Diatessaron« (d. h. durch vier), welches besonders in syrischen Gemeinden stark
verbreitet und noch um die Mitte des 4. Jahrh. in Edessa beim Gottesdienst im Gebrauch war, aber später
als ketzerisch verdammt wurde,
so daß der Bischof Theodoret um 400 in seinem Sprengel alle Exemplare konfiszieren und vernichten
ließ. So ging das »Diatessaron« verloren, doch kennen wir den Inhalt desselben zum größten Teil aus einem vom heil. Ephräm
(s. d.) dazu verfaßten Kommentar. Es begann mit den Anfangsworten des Evangeliums Johannis und scheint
mit dem Texte der Evangelien
ziemlich frei umgegangen zu sein.
Ein zweites »Diatessaron« bearbeitete Ammonius von Alexandria im 3. Jahrh., indem er das Evangelium des Matthäus zu Grunde legte
und auf die andern Evangelien
durch Randbemerkungen verwies. Es war gleichfalls in griechischer Sprache
abgefaßt. Von deutschen Bearbeitungen der Evangelien
ist die älteste der »Deutsche
[* 4] Tatian«, eine althochdeutsche Übersetzung von Tatians »Diatessaron«, das in lateinischer, aber stark veränderter Ausgabe 544 von
Viktor von Capua erschienen war. Dieser deutsche Tatian wurde neuerdings (Paderb. 1874) von Sievers herausgegeben.
Vgl. Zahn, Tatians Diatessaron (Erlang. 1881).
Selbständige harmonistische Arbeiten in deutscher Sprache sind der »Krist« des Mönchs Otfried zu Weißenburg
[* 5] und der »Heliand«,
beide aus dem 9. Jahrh. Augustin gab für derartige Bemühungen eine wissenschaftliche Direktive in seinem Werk »De consensu
evangelistarum«. Bestimmtere Grundsätze strebte man seit der Reformation an (Calvin, Chemnitz,
[* 6] Osiander u. a.).
Damals wurde auch zuerst die Bezeichnung Evangelien
harmonie
(harmonia evangelica) gebraucht und zwar für die von
Martin Chemnitz begonnene und von Joh. Gerhard vollendete Bearbeitung der vier Evangelien.
Eine Zusammenstellung des griechischen
Textes der vier Evangelien
zu wissenschaftlichen Zwecken wird von neuern Theologen Synopsis (s. d.) genannt.