Titel
Handfeuerw
affen
[* 2] (hierzu die Tafeln »Handfeuerw
affen I-III«),
im
Gegensatz zu den
Geschützen diejenigen tragbaren
Feuerwaffen,
welche aus der
Hand
[* 3] abgefeuert werden. Die Handfeuerw
affen mit langem
Lauf werden schlechtweg
Gewehr, die mit kürzerm
Lauf
Karabiner, mit noch kürzerm
Pistolen,
[* 4]
Revolver,
[* 5] ganz kleine
Pistolen auch
Terzerole genannt. Je nachdem die Handfeuerwaffen
von der Mündung
oder von hinten geladen werden, heißen sie Vorder-, resp. Hinter- oder Rückladegewehre etc.
Muß das Hinterladungsgewehr zu jedem
Schuß geladen werden, so ist es ein Einlader; hat dasselbe aber
eine Einrichtung zur
Aufnahme einer Anzahl von
Patronen, welche durch den
Mechanismus in den
Lauf eingeführt werden, so heißt
es
Mehrlader,
Magazin- oder
Repetiergewehr und, wenn es nur die
Größe einer
Pistole besitzt,
Revolver. Je nachdem die innern
Laufwandungen glatt oder mit
Zügen versehen sind, hat man glatte oder gezogene
Handfeuerwaffen;
die glatten
Gewehre
heißen
Flinten, die gezogenen, mit außen kantigem
Lauf,
Büchsen, die entweder
Jäger- oder Scheibenbüchsen sind.
Jagdgewehre
sind entweder ein- oder doppelläufig, im letztern
Fall häufig mit einem glatten
(Flinten-) und einem gezogenen
(Büchsen-)
Laufe versehen und werden dann Büchsflinte genannt.
Die Handfeuerwaffen
bestehen in der
Regel aus dem
Lauf oder
Rohr,
Schloß,
Schaft, der
Garnitur und Zubehörstücken. Der
Lauf ist aus
Eisen
[* 6] oder
Stahl gefertigt und oft damasziert. Die Höhlung des
Laufs heißt
Seele, deren Mittellinie die Seelenachse, die vordere Öffnung
Mündung. Die Rohrwandungen nehmen in der
Regel nach der Mündung zu an
Stärke
[* 7] ab und haben ihre größte
Stärke an der
Kammer, wo die
Patrone liegt. Das
Schloß der Vorderlader umschließt den
Mechanismus zum Abfeuern, bei den
Hinterladern
den zum Verschließen des
Rohrs und zum Abfeuern des
Gewehrs und ist meist aus
Stahl oder auch aus
Phosphorbronze,
der
Schaft aus
Holz,
[* 8] vorzugsweise
Nußbaum, gefertigt und mit dem
Lauf durch
Ringe verbunden. - Die ersten Anfänge der Handfeuerwaffen
sind
die kurz nach dem Bekanntwerden des
Schießpulvers fast zugleich mit den
Geschützen im 14. Jahrh. aufkommenden sogen.
Donnerbüchsen,
Stand-,
Hand- (Textfig. 1) oder
Faustrohre, aus denen sich die
Hakenbüchsen (s. d.) zu Anfang des 15. Jahrh.
entwickelten.
Der Lauf war aus Schmiedeeisen über einen Dorn geschweißt und in einem geraden Schaft befestigt. Sie wurden mit glühender Kohle oder Lunte abgefeuert. Zu Anfang des 15. Jahrh. versah man die Büchsen mit einem Hahn [* 9] in Drachenform, in dessen Kopf die brennende Lunte geschraubt wurde, daher Luntenschloß (Textfig. 2). Durch einen Abzug wurde der Hahn auf die rechts am Lauf sitzende Zündpfanne geleitet. Die Büchsen erhielten um diese Zeit Visier und Korn, eine Ladestockrinne im Vorderschaft und die Kolbendünnung. 1429 fand zu Nürnberg [* 10] bereits ein Scheibenschießen mit Handrohren statt. Ein wesentlicher Fortschritt war die Erfindung des Radschlosses (s. d.) 1517 durch einen Uhrmacher in Nürnberg. Da dasselbe häufig versagte, blieb das Luntenschloß bis zum Ende des 17. Jahrh. noch im Gebrauch. In Frankreich wurden 1543 für Reiter und Mineure die ersten Karabiner eingeführt. Um dieselbe Zeit ward in München [* 11] der Doppelabzug oder Stecher und in Spanien [* 12] das Schnapphahnschloß (Textfig. 3) erfunden, aus welchem sich das Steinschloß entwickelte, das, um 1630 in Frank-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Handrohr mit Streitaxt aus dem Jahr 1393.
Fig. 2. Luntenschloß.
Fig. 3. Schnapphahnschloß.] ¶
[* 13] Fig. 1. System Snider (England).
Geschlossen und gepannt.
[* 13] Fig. 2. System Snider à la tabatière (Frankreich).
Zum Laden geöffnet.
[* 13] Fig. 5, 6. System Remington (Schweden, [* 14] Norwegen, Dänemark, [* 15] Spanien, Ägypten, [* 16] Griechenland, [* 17] Amerika). [* 18]
Fig. 5. Geöffnet und gespannt.
[* 13] Fig. 6. Geschlossen und abgefeuert.
[* 13] Fig. 7. System Peabody (Amerika, Schweiz). [* 19]
Geschlossen und gespannt.
[* 13] Fig. 8. System Peabody-Martini.
Geschlossen und gespannt.
[* 13] Fig. 9, 10. System Henry-Martini (England).
[* 13] Fig. 9. Geschlossen und abgefeuert
[* 13] Fig. 10. Gespannt, linkes Schloßblech weggenommen.
[* 13] Fig. 16, 17. System Beaumont (Niederlande). [* 20]
Fig. 16. Verschlußmechanismus, die Handhabe zum Zurückziehen (Öffnen) gestellt und dadurch gespannt.
[* 13] Fig. 17. Gleiche Stellung der Handhabe wie [* 13] Fig. 16, im Verschlußgehäuse.
[* 13] Fig. 18. System Vetterli (Italien). [* 21]
Mit weggelassenem Schlagfedergehäuse, gespannt und zum Laden geöffnet.
[* 13] Fig. 19. Vetterli-Repetiergewehr (Schweiz).
Abgeschossen und noch geschlossen.
[* 13] Fig. 22. System Werndl (Österreich). [* 22]
Zum Laden geöffnet.
[* 13] Fig. 23, 24. Repetiergewehr von Spencer (Amerika).
Fig. 23. Nach dem Abfeuern der fünften Patrone, Vorrücken der sechsten Patrone in die Kammer.
[* 13] Fig. 24. Geschlossen und schußfertig zum Abfeuern der fünften Magazinpatrone.
Zum Artikel »Handfeuerwaffen«. ¶
Fig. 3. System Wänzl (Österreich).
Geschlossen und abgefeuert.
[* 2] Fig. 4. System Berdan I (Spanien).
[* 2] Fig. 11, 12. System Werder (Bayern). [* 24]
Fig. 11. Geschlossen und gespannt.
[* 2] Fig. 12. Abgefeuert und geöffnet.
[* 2] Fig. 13. System Dreyse (preußisches Zündnagelgewehr).
Durchschnitt des Verschlusses.
[* 2] Fig. 14. System Chassepot (Frankreich).
Zum Laden geöffnet.
[* 2] Fig. 15. System Berdan II (Rußland).
Geschlossen und abgefeuert.
Rohrdurchschnitt.
Schlagbolzen.
[* 2] Fig. 20, 21. System Mauser (deutsche Armee).
[* 2] Fig. 20. Gespannt und zum Laden geöffnet.
[* 2] Fig. 21. Durchschnitt, Ansicht des Schlagbolzens und der Patrone; geschlossen und gespannt.
[* 2] Fig. 25, 26. Österreichisches Repetiergewehr für die Gendarmerie (System Fruhwirth).
[* 2] Fig. 26. Geschlossen und gespannt.
Zum Artikel »Handfeuerwaffen«. ¶
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reich erfunden, 1648 als fertiges Batterie- oder Steinschloß auftrat. Es bestand aus einem Hahn, in dessen Kopf ein Feuerstein durch eine Schraube eingeklemmt war. Er schlug gegen die aufrecht stehende Schlagfläche des stählernen Pfanndeckels, wodurch Funken erzeugt wurden, und da durch den Schlag gleichzeitig der Pfanndeckel zurückgeschlagen wurde, konnten die Funken das in der nun geöffneten Pfanne liegende Pulver entzünden. Der Schloßmechanismus war im Steinschloß von 1648 schon derselbe, wie er im Perkussionsschloß (Textfig. 4) gegenwärtig noch besteht. Letzterm liegt die Anwendung von Knallpräparaten (knallsaurem Quecksilberoxyd) zu Grunde. Die erste Anwendung desselben zur Entzündung von Gewehrladungen machte 1807 der Schotte Alexander Forsyth.
Als das Ritterwesen mit seinen Harnischen zu Falle gebracht war, konnte man mit Beginn des 17. Jahrh. eine Verminderung der Kaliber und somit auch des Gewichts der Waffe eintreten lassen. Die Muskete des Dreißigjährigen Kriegs hatte 18 mm Kaliber und wog 6 kg, die des Siebenjährigen Kriegs nur 4,75 kg. 1640 ward das Bajonett (s. d.), 1730 durch Leopold von Dessau [* 26] der eiserne Ladestock erfunden; der Schaft erhielt eine für den Anschlag bequeme Krümmung, und die Feuergeschwindigkeit mit diesen Gewehren war so groß, daß Friedrich d. Gr. in einer Minute fünf Schuß abgeben ließ.
Diese Handfeuerwaffen
schossen bleierne Rundkugeln von 26-32 g mit 9-11 g Ladung. Die Kugeln mußten des leichten Ladens
wegen mit bedeutendem Spielraum in den Lauf gehen; deshalb war trotz der bedeutenden Ladungsquotienten die Treffsicherheit
und Tragweite derselben gering. Die Züge waren zwar längst bekannt, aber als solche noch nicht verstanden. Kaspar Zöllner
in Wien
[* 27] gilt als Erfinder derselben. 1498 ward bereits in Leipzig
[* 28] ein Scheibenschießen mit gezogenen Gewehren
abgehalten.
Diese Züge waren noch gerade (Schmutzräume), die schraubenförmig gewundenen soll Augustin Kutter erfunden haben (gest. 1630 in Nürnberg). Aus diesen Büchsen wurden Rundkugeln geschossen, die, um den Spielraum aufzuheben, in gefettete Leinwand (Talgpflaster) gehüllt in den Lauf eingekeilt wurden. Die 1631 vom Landgrafen Wilhelm von Hessen, [* 29] 1641 vom Kurfürsten Max von Bayern errichteten Scharfschützenkompanien sowie die preußischen freiwilligen Jäger von 1813 führten solche gezogene Büchsen.
Eine größere Treffsicherheit (Präzision) konnte nur durch Aufhebung des Spielraums, durch Einpressung des Geschosses in die Züge und die dadurch herbeigeführte Rotation, die größere Tragweite (leichte Überwindung des Luftwiderstandes) aber nur durch eine bedeutende Länge und die ogivale (spitzbogenförmige) Zuspitzung des Geschosses erreicht werden. Das störende Einkeilen des Geschosses in die Züge vermieden Delvigne (1826) und Thouvenin (Auftreiben auf den Kammerrand oder einen Zapfen), [* 30] erfolgreicher aber der französische Kapitän Minié 1849 durch die Erfindung der Expansionsgeschosse. Es waren dies lange Spitzgeschosse mit einem am Geschoßboden beginnenden Kanal [* 31] (s. Geschoß, [* 32] S. 214), in den ein eisernes Näpfchen (culot) eingesetzt wurde. Die Pulvergase trieben dasselbe bis zum Boden des Kanals, wodurch die Geschoßwandungen nach außen, also in die Züge eingedrückt wurden. In der Folge wurden zahlreiche Abänderungen und Verbesserungen dieses Geschosses angegeben.
Die ersten gezogenen Vorderlader hatten zumeist, wie die glatten Gewehre, ein Kaliber von 15-18 mm, das seiner Größe wegen für die letztern vorteilhaft, für erstere aber ein Hindernis zur Erreichung einer rasanten Flugbahn war, weil seine Langgeschosse zu schwer wurden. Dieserhalb mußte das Kaliber verringert werden. Für die Konstruktion der Gewehre wurden folgende Grundsätze aufgestellt: Das Gewehr darf mit Bajonett 5,3 kg, ohne 4,5-4,8 kg wiegen;
um das Feuern in zwei Gliedern zu gestatten, muß es ohne Bajonett 1,3 m lang sein;
da ferner eine Rasanz der Flugbahn nur mit wenigstens 2,5 Kaliber langen Geschossen bei einem Ladungsquotienten von 0,25-0,20 zu erreichen ist, so ergibt sich hieraus ein Kaliber von 10-11 mm, ein Geschoßgewicht von 22-25 g und eine Ladung von 4,5-5,5 g. Eine Vermehrung der Ladung oder Verringerung des Gewehrgewichts würde eine Verstärkung [* 33] des Rückstoßes zur Folge haben, wie sie für die Schulter des Schützen auf die Dauer unerträglich wäre. Um aber einem so dünnen Lauf, wie ihn das Gewicht der Waffe bedingt, die erforderliche Biegungsfestigkeit für den Bajonettkampf zu geben, muß er aus Gußstahl gefertigt werden.
Von allen Vorderladegewehren ist diesen Grundsätzen allein das 1851 eingeführte schweizerische Ordonnanzgewehr des Obersten Wurstemberger von 10,5 mm nahegekommen; vollständig konnten sie nur durch Anwendung der Hinterladung und der Einheitspatrone erfüllt werden.
Hinterladungsgewehre.
Versuche mit Hinterladungsgewehren traten schon früh, im 15. Jahrh., auf, wenn auch nicht so zahlreich wie mit solchen Geschützen. Textfigur 5 ist ein revolverähnliches Gewehr aus dem Anfang des 17. Jahrh. Chaumette konstruierte 1751 ein solches, das 1776 von Montalembert verbessert wurde. Der französische Gewehrfabrikdirektor Pauli erhielt 1812 ein Patent auf ein Hinterladungsgewehr, welches als der Vorläufer des Lefaucheux-Gewehrs (s. unten) anzusehen ist. Alle diese Versuche waren aber noch technisch unvollkommen, weil ihnen der gasdichte Verschluß fehlte. Die Erfindung der Patrone ist gleichfalls alt. Die Italiener verwendeten 1597 vor Neapel [* 34] die seit längerer Zeit gebräuchliche Flintenpatrone, d. h. die Vereinigung von Geschoß und Ladung in einer Papierhülse. Die Erfindung der Einheitspatrone,
[* 25] ^[Abb.: Fig. 4. Perkussionsschloß.
Fig. 5. Revolverähnliches Gewehr aus dem 17. Jahrhundert.] ¶
mehr
welche Geschoß, Ladung und Zündung verbindet, ist Dreyses Verdienst. Derselbe legte 1829 der preußischen Regierung ein Zündnadelgewehr vor, das ein glatter Vorderlader mit Rundkugel und Einheitspatrone unter Anwendung eines Zündspiegels war. 1836 trat er mit seinem Hinterladungs-Zündnadelgewehr hervor, das 1841 in Preußen [* 36] eingeführt wurde und durch seine Erfolge im Krieg Preußens [* 37] gegen Österreich 1866 eine vollständige Umwälzung in der Bewaffnung aller Armeen hervorrief. Wenn dieses Gewehr auch bei seinem großen Kaliber von 15,43 mm, dessen Nachteile durch den sinnreichen Notbehelf der Spiegelführung, um ein Geschoß (das Langblei, s. Geschoß, S. 214) von 13,6 mm größtem Durchmesser schießen zu können, nicht beseitigt werden konnten, in ballistischer Beziehung den gezogenen Vorderladungsgewehren nicht überlegen war, so bekundete es doch durch die Hinterladung einen taktischen Fortschritt von so eminenter Bedeutung, daß kein Staat sich gegen denselben mehr verschließen konnte. In kurzer Zeit traten zahllose Konstruktionen von Hinterladungsgewehren auf, die jahrelange Versuche zur Folge hatten.
Die Gewehrfrage gliederte sich nach drei Hauptrichtungen: in die Konstruktion des Laufs, der Hinterladung und der Munition. Als die Versuche 1866 begannen, wurde bald erkannt, daß bis zu ihrem Abschluß Jahre vergehen müßten, wollte man nicht durch voreiligen Entschluß dem Staat unnützerweise ungeheure Geldopfer auferlegen. Aus militärisch-politischen Rücksichten war es aber unzulässig, die bisherigen gezogenen Vorderladungsgewehre bis dahin unverändert beizubehalten, und man griff deshalb zu dem Aushilfsmittel, diese Gewehre vorläufig in Hinterlader umzuändern, und sie erst später durch Gewehre einer Neukonstruktion zu ersetzen. Hieraus gingen eine Anzahl sogen. Transformationsverschlüsse hervor. Von diesen unabhängig wurden die Neukonstruktionen verfolgt. Während jene den alten Lauf von 14-18 mm Kaliber behielten, wurde für diese ein solcher von 10-11,5 mm festgesetzt, ebenso der Ladungsquotient von ¼-⅕, weshalb sich jene Gewehre in ihrer ballistischen Leistung nahezu gleichen.
Die ersten Neukonstruktionen der Hinterladungsverschlüsse waren unvollkommen, weil sie noch nicht die Einheitspatrone zur Grundlage hatten und meist eines besondern Dichtungsmittels am Patronenboden bedurften. Es sind dies die Systeme von Westley-Richard, Green, Benjamin, Mont-Storm etc., deren Patrone eine Papierhülse und Filzplatte am Boden hat. Die Entzündung erfolgt durch Perkussionsschloß mit Zündhütchen. Diese Konstruktionen gestatten kein wesentlich schnelleres Feuern als die Vorderlader und sind daher wenig zur Anwendung gekommen.
Die Lebensfähigkeit des Hinterladungsgewehrs wurde erst ermöglicht durch die Anwendung der Einheitspatrone u. die metallische Dichtung des Verschlusses. Den Amerikanern gebührt das Verdienst, die Metallpatronenhülsen erfunden zu haben, deren überstehender Bodenrand die Dichtung des Verschlusses, unabhängig von dem mechanischen Konstruktionssystem, bewirkt, während er es gleichzeitig ermöglicht, die abgefeuerte Hülse [* 38] aus dem Lager [* 39] herausziehen zu können. Die amerikanischen Patronenhülsen waren ursprünglich aus dünnem Kupferblech mit hohlem Boden (Textfig. 6) geprägt, welcher ein Knallpräparat als Zündsatz enthielt. Die englischen (Boxer-) Patronen (Textfig. 7) waren aus gewalztem Messingblech gerollt, mit Papier überklebt und in einer Bodenkappe mit eiserner Bodenplatte befestigt, in deren Mitte das Zündhütchen saß.
Hieraus haben sich die heutigen Patronenhülsen entwickelt, die aus Messingblech gezogen sind und am offenen Ende eine Verengerung als Geschoßraum haben (Textfig. 8). Durch den Boden der Zündglocke, in welche das Zündhütchen eingepreßt ist, gehen ein oder mehrere Löcher, durch welche sich das Feuer des Zündhütchens der Pulverladung mitteilt. Auf dem Boden der Zündglocke erhebt sich ein abgerundeter Kegel, der Amboß, gegen welchen das Zündhütchen durch den Schlagbolzen getrieben und zur Explosion gebracht wird.
Das Geschoß, meist aus Weichblei, in England und Frankreich aus Hartblei, ist am untern cylindrischen Teil mit Papier umwickelt, wodurch dem leichten Verbleien der Züge vorgebeugt wird. Geschoß u. Ladung werden durch einen zwischen zwei Kartonblättchen liegenden Wachspfropfen getrennt, der zur Reinhaltung des Rohrs dient und verhüten soll, daß das Geschoß beim Eintreten in die Züge von Pulvergasen umspielt wird. Dem Konstruktionssystem nach unterscheidet man:
1) Scharnier- oder Klappenverschlüsse, 2) Blockverschlüsse, 3) Cylinder- oder Kolbenverschlüsse, 4) den Wellenverschluß. Haben die Gewehre noch ein zur Aufnahme von 7-13 Patronen dienendes Magazin, so werden sie Magazin- oder Repetiergewehre, auch Mehrlader, gegenüber den Einladern, genannt, die solche Einrichtung nicht besitzen.
1) Die Scharnier- oder Klappenverschlüsse. Die Erfahrungen des dänischen Kriegs veranlaßten England zur Umwandlung des Enfield- (Vorderlade-) Gewehrs in einen Hinterlader nach dem System Snider, welchem das in Frankreich mit geringer Abänderung nachgebildete System à la tabatière entspricht, das auf Tafel I, [* 35] Fig. 1 u. 2, dargestellt ist. Das Gewehr wird durch eine nach der rechten Seite zu öffnende Klappe geschlossen, durch welche schräg ein Schlagstift geht, auf dessen Kopf ein Hahn schlägt.
Das Ausziehen der Patronenhülse ist sehr mangelhaft; das Einsetzen der Patrone muß sehr sorgfältig mit der Hand geschehen. Von ähnlicher Konstruktion mit nach links zu öffnender Klappe ist das System Krnka (Rußland). In technischer Beziehung vollkommener sind die Scharnierverschlüsse mit nach vorn zu öffnender Klappe. Das Verschlußstück ist um ein auf dem Lauf, senkrecht zu seiner Achse sitzendes Scharnier drehbar, nach vorn aufzuklappen; durch dasselbe geht der Schlagstift, auf welchen ein Hahn schlägt.
Die verschiedenen Systeme unterscheiden sich im wesentlichen durch die Art der Festhaltung des Verschlußstücks in der Kammer zur Verhütung des selbstthätigen Aufschlages beim Schießen. [* 40] Beim System Milbank-Amsler dient hierzu ein Schließkeil, beim System Wänzl (Österreich) wird beim Abfeuern durch den Hahn selbst ein Keil in das Verschlußstück geschoben (Tafel II, [* 35] Fig. 3). Ähnlich ist das System Albini-Brändlin, nach dem Belgien [* 41] transformiert
[* 35] ^[Abb.: Fig. 6. Peabody-Patrone.
Fig. 7. Boxer-Patrone.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Handfeuerwaffen.
[* 2] Nachdem Österreich und Deutschland [* 43] Schnellfeuergewehre kleinsten Kalibers eingeführt haben, sind die bezüglichen Versuche in den meisten Ländern so weit zum Abschluß gekommen, daß man sich über die Wahl eines Systems schlüssig machen konnte; selbst Rußland soll, nachdem langjährige Versuche mit den verschiedensten Systemen von Magazingewehren die Entscheidung nicht zu reifen vermochten, weil man das Berdan-Gewehr für vollkommen ausreichend hielt, sich schließlich für Annahme des französischen Lebel-Gewehrs entschieden und der französischen Regierung die Anfertigung von 1,5 Mill. dieser Gewehre übertragen haben.
Da aber bereits darauf hingewiesen wurde, daß das Lebel-Gewehr veraltet sein wird, noch bevor die angeblich von Rußland bestellten Gewehre geliefert sind, so sind Zweifel um so mehr berechtigt, als von vielen das Lebel-Gewehr schon jetzt als veraltet betrachtet wird, zu welchem Urteil das Röhrenmagazin im Vorderschaft mit Einzelfüllung der Patronen und die Patronenhülsen mit überstehendem Auszieherrand berechtigen. Anderseits verlautet, daß Frankreich das Geheimnis seines rauchlosen Pulvers von Vieille an Rußland mitgeteilt habe und letzteres sich vorläufig auf die Verwendung dieses Pulvers beim Berdan-Gewehr beschränken wolle.
Nach einem Vortrag des Obersten Patocki sei ein kleinkaliberiges Repetiergewehr für Rußland angenommen, bei welchem die Mängel des Lebel- wie des deutschen und österreichischen Gewehrs vermieden seien. Vom deutschen Karabiner 88 ist bekannt geworden, daß er die Munition des Gewehrs 88 verschießt; das Geschoß hat aber 25 m von der Mündung nur eine Geschwindigkeit von 570 m, die Gesamtschußweite von 3200 m wird bei einer Erhöhung von etwa 35° erreicht. Die Schußleistungen entsprechen denen des Gewehrs 88. In Österreich hat man Anfang 1890 Versuche mit dem in der Preßburger Dynamitfabrik hergestellten rauchlosen Kornpulver des Majors Schwab begonnen, bei welchem man mit einer Ladung von 2,75 g dem 15,8 g schweren, dünn gefetteten Stahlmantelgeschoß 600 m Anfangsgeschwindigkeit gab.
Bulgarien [* 44] hat 60,000 Gewehre des österreichischen Modells 88 in Steier bestellt. Belgien hat 1889 ein Gewehr System Mauser von 7,65 mm Kaliber mit 4 Zügen von 25 cm Dralllänge eingeführt. Die randlose Patrone gleicht der deutschen, sie ist 78 mm lang, das 14 g schwere Geschoß besteht aus einem Nickel-Kupfermantel mit Weichbleikern. Die Ladung von 3,05 g rauchlosem Wetterenpulver gibt dem Geschoß 615 m Geschwindigkeit. Hinter dem Laufe befindet sich ein unten geschlossener Magazinkasten, in welchen die 5 Patronen aus dem Patronenhalter abgeschoben werden.
Dieser Halter ist ein Stahlbandstreifen von ^[img]-form, in welchem die Patronen durch eine Plattenfeder so gehalten werden, daß sie sich leicht abstreifen lassen. Lauf mit Laufmantel und Kolbenverschluß mit Drehbewegung und gegenüberstehenden Nasen am Kammerknopf zum Auffangen des Rückstoßes sind dem deutschen Gewehr nachgebildet. Eine Repetiersperre hat das Gewehr nicht. Letzteres ist (ohne Säbelbajonett) 1,275 m lang, wiegt leer 3,9, mit vollem Magazin 4,043 kg. 120 Patronen mit Patronenrahmen wiegen 3,576 kg, ein Rahmen wiegt 6 g. Dänemark hat Anfang 1890 nach vielen Versuchen das Repetiergewehr »Krag- (norwegischer Kapitän, Direktor der Gewehrfabrik zu Kongsberg und Erfinder des norwegischen Marinerepetiergewehrs M/77) Jörgensen« angenommen.
Der ummantelte Lauf von 8 mm Kaliber mit sechs bogenförmigen Zügen (Madsen-Rasmussen) von 30 cm Dralllänge und 0,14 m Tiefe ist aus verdichtetem Stahl (Daelens Erfindung, verwertet von Marcotty in Berlin) [* 45] gefertigt. Der Kolbenverschluß hat die allgemeinen Einrichtungen zum Selbstspannen, Auswerfen und Abfeuern, der Schlagbolzen ist jedoch mit dem eigentlichen Schlagstift durch eine Art Kugelgelenk verbunden, so daß der letztere nach Abnutzung der Spitze ersetzt werden kann. Der Kammerkopf bildet gleichzeitig den Verschlußkopf mit Lager für den Patronenboden, er trägt eine starke Nase [* 46] (Stützwarze) a [* 42] (Fig. 1), welche sich beim Rechtsdrehen der Kammer zum Schließen in eine Ausdrehung b [* 42] (Fig. 2) der Verschlußhülse c legt und hier, senkrecht unter der Laufachse, den Rückstoß auffängt. Das Magazin d [* 42] (Fig. 3) hat unter der Forderung, daß das Gewehr keine hervorstehenden, die gewohnte Handhabung störenden Teile besitzen solle, die Form eines flachen, unter der Verschlußhülse liegenden Kastens erhalten, der rechts die durch eine Thür e verschließbare Füllöffnung und links in einer Aufwärtsbiegung eine schlitzartige Öffnung f hat, durch welche die Patronen in den Lauf fallen. Diese Öffnung verengert sich
[* 42] ^[Abb.: Fig. 1. Verschluß und Magazinthür halb geöffnet.]
[* 42] ^[Abb.: Fig. 2. Wagerechter Durchschnitt durch die Verschlußhülse und die Magazinthür.]
[* 42] ^[Abb.: Fig. 3. Senkrechter Durchschnitt durch das gefüllte Magazin. Dänisches Repetiergewehr »Krag-Jörgensen«.] ¶
mehr
nach hinten jedoch so weit, daß der Patronenboden nur ein wenig vor den Kammerkopf tritt. Wird nun die Kammer g vorgeschoben, so nimmt sie die Patrone mit, deren Geschoßspitze, an der gewölbten Fläche bei h entlang gleitend, durch die Öffnung in den Lauf tritt, und sobald der Boden an der Erweiterung der Ausfallöffnung bei i ankommt, fällt sie herunter und wird nun ganz in den Lauf geschoben. Der Zubringerhebel k, um l drehbar, trägt an seinem schaufelartig gebildeten Ende m, um n drehbar, den Zubringerlöffel o und wird durch die an der Magazinthür e sitzende Zubringerfeder p nach dem Innern des Magazins gedrückt, wobei er die Patronen der Magazinöffnung q zudrängt; der am Magazin angebrachte Daumen r läßt die Magazinfeder p jedoch nur bei geschlossener Magazinthür zur Wirksamkeit kommen.
Zum Füllen des Magazins wird die letztere durch einen Druck gegen den Knopf s geöffnet, aus dem vor die Öffnung gehaltenen Patronenrahmen rollen dann die fünf Patronen desselben in das Magazin. Das Füllen kann demnach bei geschlossenem Gewehr geschehen. Nach Herunterdrücken einer federnden Magazinsperre t mit einem nach außen vorstehenden Knopfe (in der [* 47] Figur nicht sichtbar) wird mit Einzelladen geschossen. Das Kupfermantelgeschoß wiegt 15,4, die gepreßte Ladung 5, die randlose Patrone 33 g, das Gewehr 4,25 kg. Das Geschoß hat 560 m Anfangsgeschwindigkeit, mit einem im Versuch befindlichen rauchlosen Pulver 640 m. Das in England eingeführte Gewehr (System Lee-Metford) hat 7,7 mm Kaliber und ein Kastenmagazin nach Lee, welches erst im entscheidenden Moment in das Gewehr eingesetzt und bis dahin in der Patronentasche bereit gehalten wird.
Der Soldat führt 2 solche mit je 8 in zwei Reihen nebeneinander liegender Patronen gefüllte Magazine bei sich. Für gewöhnlich feuert das Gewehr nach Einstellen der Magazinsperre als Einlader. Die Zubringervorrichtung sitzt daher auch nicht im Gewehr, sondern im Magazin. Der Verschluß ist ein abgeändertes Mannlicher-System mit Drehbewegung der Kammer, aber Gradzugsbewegung des Verschlußkopfes und Spannstückes. Der Lauf hat sieben bogenförmige Metfordzüge von 0,1 mm Tiefe, 0,5 mm Breite [* 48] und 25,4 cm Dralllänge.
Diese Züge haben vor den sonst gebräuchlichen keine nachweisbaren Vorzüge, sind aber sehr viel schwieriger herzustellen. Das Stahlmantelgeschoß wiegt 14 g. Man erreichte früher mit gepreßtem Schwarzpulver (Rubinpatrone) 564 m Anfangsgeschwindigkeit, sodann mit einem Kordite genannten rauchlosen Pulver 685 m, will aber diese Geschwindigkeit unter Anwendung des Nobelschen Pulvers auf 670 m beschränken. Italien setzt die Umänderung seines Vetterli-Gewehrs nach dem System Vitali bis zu 1,5 Mill. Gewehren fort; die Versuche mit Gewehren kleinsten Kalibers für eine künftige Neubewaffnung werden deshalb jedoch nicht unterbrochen.
In dem Magazinkasten der nach Vitali umgeänderten Gewehre liegt eine Zubringerplatte, welche durch eine Spiralfeder gehoben wird. Die durch einen Klapprahmen zusammengehaltenen vier Patronen werden in das Magazin eingesetzt und dann der leere Rahmen nach seiner Auslösung herausgezogen. Die Patronenpakete werden für das Schnellfeuer aufgespart, inzwischen wird mit Einzelladen gefeuert. Durch Einführung einer neuen Patrone mit Kupfermantelgeschoß und einer Ladung von 4 g verbesserten Fossanopulvers erreichte man 490 m Anfangsgeschwindigkeit, hat dieselbe aber durch Annahme des Nobelschen Ballistit auf 620 m gesteigert.
Das Beaumont-Gewehr der Niederlande ist nach dem System Vitali, gleich dem italienischen, umgeändert worden. In Schweden hat die Militärverwaltung endlich einen Ausgleich mit der Landesvertretung, welche die Geldbewilligung für eine Neubewaffnung beharrlich ablehnte, gefunden und zwar derart, daß der Lauf des Remington-Gewehrs gegen einen solchen von 8 mm Kaliber ausgewechselt wird und an dem Remingtonverschluß einige kleine zweckmäßige Änderungen vorgenommen werden.
Dieses Gewehr gelangte Ende 1889 zur Annahme. Die anfänglich mit 4,7 g Schwarzpulver gefüllte Patrone wurde schließlich doch durch eine andre ersetzt, nachdem sich das von Skoglund erfundene Graupulver bewährt und 605 m Geschoßgeschwindigkeit ergeben hatte. Der Reichstag bewilligte die Umänderung von 100,000 Gewehren. In der Schweiz ist nunmehr das Gewehr des Obersten R. Schmidt, Direktors der eidgenössischen Waffenfabrik in Bern, [* 49] als Repetiergewehr M/89 zur Einführung gelangt.
Dasselbe hat 7,5 mm Kaliber, 3 Züge von 0,1 mm Tiefe und 27 cm Dralllänge, einen Gradezugverschluß mit Drehbewegung der Verriegelung, und ist für die Paketfüllung von 12 randlosen Patronen eingerichtet. Um die zum Spannen und Verriegeln des Verschlusses erforderliche Achsendrehung bei geradlinigem Vorschieben und Zurückziehen (Schließen und Öffnen) des Verschlußcylinders zu bewirken, hat der Verschluß ein rechtsseitlich des Verschlußcylinders a [* 47] (Fig. 4) in einer besondern Abteilung der Verschlußhülse gelagertes Griffstück g erhalten, an welchem ein Spannsteller e sitzt, der in eine spiralförmig in den Verschlußcylinder eingeschnittene Nute c eingreift.
Hinter derselben trägt der Verschlußcylinder zwei diametral gegenüberstehende Stützwarzen w, deren Kanten gleichfalls spiralförmig laufen und die in entsprechende Ausschnitte der Verschlußhülse eingreifen. Durch das Vor- und Zurückschieben des Griffstückes muß daher der Verschlußcylinder eine Drehbewegung ausführen; beim Zurückziehen treten hierbei die Stützwarzen aus ihren als Widerlager dienenden Nuten heraus und wird der Schlagbolzen r mit Spiralfeder gespannt.
Beim Vorschieben nimmt der Verschlußcylinder eine Patrone aus dem Magazin mit und treten die Stützwarzen zur Verriegelung in ihre Nuten. Das Magazin ist ein unter dem Verschluß angebrachter Blechkasten für 12 Patronen in zwei Reihen nebeneinander, welcher leicht abgenommen und eingefügt werden kann. In denselben werden die Patronenpakete aus Karton entleert, eine 13. Patrone wird in den Lauf gelegt. Das Füllen dauert 8 Sekunden. Weil das Gewehr in der Regel als Einlader benutzt und die Magazinfüllung für entscheidende Momente aufgehoben werden soll, so ist eine Magazinsperre angebracht. Die Patrone ist 78,5 mm lang und wiegt 36 g. Das 14 g schwere Kupfermantelgeschoß erhält durch 1,9 g hellbraunen Blättchenpulvers 590 m Geschwindigkeit.
Das Gasgewehr des Franzosen Paul Giffard benutzt als Triebkraft flüssige Kohlensäure, von welcher in einem Magazin des Gewehrs ein Vorrat für
[* 47] ^[Abb.: Fig. 4. Verschluß des schweizerischen Repetiergewehrs M/89, System Schmidt.] ¶
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angeblich 300 Schuß sich befindet. Durch Öffnen eines Ventils mittels des Abzugs tritt ein Tropfen Kohlensäure hinter das Geschoß, verwandelt sich in Gas und treibt das Geschoß aus dem Laufe, welches durch einen Hinterladverschluß eingesetzt wird. Bei einem von der Pariser Handelskammer veranstalteten Schießversuch wurde eine Schußweite von 30 m erzielt. Eine englische Militärkommission hat das Gasgewehr nach stattgehabten Versuchen als ungeeignet für Kriegszwecke befunden. Oberst R. Wille führt in seiner Druckschrift »Wolfram-Geschosse« (Berl. 1890) den Nachweis, daß in Zukunft unter das jetzt kleinste Kaliber von 7,5 mm aus technischen Gründen noch heruntergegangen werden kann und aus ballistischen Gründen bis auf etwa 6 mm heruntergegangen werden muß, unter der Voraussetzung, daß man ein spezifisch schwereres Metall als Blei [* 51] verwendet.
Vom Major Meng ist seiner Zeit Wolfram (spez. Gew. 19,129, Blei 11,25-11,39) hierfür vorgeschlagen worden, durch das schwerere Metall wird eine größere Querschnittsbelastung bei kürzerm Geschoß, also ein ballistischer Vorteil gewonnen, den Wille durch Schießversuche nachgewiesen hat. In gleicher Weise hat er die Formfestigkeit und Durchschlagskraft der Wolframgeschosse festgestellt. Wille sagt: »Gewiß gibt es eine unterste Kalibergrenze, deren Überschreitung nicht möglich ist, ohne die Wirkung der Waffe zu verschlechtern, statt zu verbessern. Welcher kleinste Seelendurchmesser aber diese Grenze bildet, wissen wir noch nicht.« Oberst Wille, nacheinander Direktor der Pulver- und Schießwollfabrik Hanau [* 52] und der Artilleriewerkstatt Spandau, [* 53] behauptet, daß technische Schwierigkeiten der Verwendung des Wolframs zu diesem Zwecke nicht entgegenstehen, und daß sein hoher Preis herabsinken wird, sobald die Nachfrage steigt.
Vgl. Holzner, Moderne Kriegsgewehre (in »Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens«, Heft 3-5, Wien 1890);
Weigener, Die 8 mm-Handfeuerwaffen in Österreich (ebenda 1889, auch Sonderausgabe);
v. Loebells »Jahresberichte über die Veränderungen etc. des Militärwesens«, 1890.