Handelspfl
anzen,
landwirtschaftliche
Kulturpflanzen, welche in ihren wertvollern
Bestandteilen von dem Landwirt im eignen
Betrieb nicht verwendet, sondern entweder direkt verkauft, oder zu technischer Verarbeitung bestimmt werden und in der
Regel
auch nur wenige für Wirtschaftszwecke verwendbare
Bestandteile liefern. Man baut dieselben also lediglich zu dem
Zweck an,
eine Verkaufsware zu produzieren, und schließt
Getreide
[* 2] und Futterpflanzen von diesem
Begriff aus, wenn schon unter Umständen
auch diese nur zum Verkauf angebaut werden können. Zu den Handelspfl
anzen gehören zahlreiche
Gewürz-,
Fabrik-, Gespinst-,
Öl-,
Farbe- und
Arzneipflanzen.
[* 3]
Der
Bau der Handelspfl
anzen kennzeichnet die intensive
Landwirtschaft, die
Emanzipation von der
Anschauung, daß der landwirtschaftliche Betrieb
sich aus sich selbst erhalten müsse; er ist daher auch an die
Bedingungen der intensiven
Wirtschaft gebunden und kann in einiger
Ausdehnung
[* 4] nur da betrieben werden, wo diese vereinigt zusammentreffen. Die
Mehrzahl der Handelspfl
anzen liefert nur
wenig zu Düngungszwecken geeignete Rückstände; ihr Anbau setzt daher, da sie fast alle reiches, dungkräftiges Land verlangen,
einen starken Viehstand und lebhaften Düngerhandel voraus.
Fast sämtliche in ihnen enthaltene Pflanzennährstoffe werden mit dem Ernteprodukt auf dem
Markt verkauft, der
Ersatz muß
also anderweitig beschafft werden. Sie setzen ferner gutes, wohl melioriertes und sorgfältig bearbeitetes
Land voraus und verlangen während ihres Wachstums sorgsame
Pflege und unausgesetzte Bearbeitung. Durch ihren Anbau wird allerdings
dem Getreidebau ein Teil des
Areals entzogen, deshalb aber nicht dessen
Produktion verringert. Die reichliche Düngung und
vorzügliche Bearbeitung des
Bodens, welche sie vollauf lohnen, machen den
Boden in hohem
Grad produktionsfähig,
so daß da, wo ausgedehnter Anbau von Handelspfl
anzen sich findet und dieser rationell betrieben wird, auf kleinerer
Fläche mehr
Getreide als
vorher geerntet wird und dieses die besten
Bedingungen des Wachstums findet. Je teurer (seltener)
das Land wird und je (relativ) billiger das
Getreide durch auswärtige Zufuhren im
Preise sich stellt,
um so mehr muß der Landwirt den
Bau der Handelspfl
anzen forcieren.
Letzterer verlangt aber eine größere
Fülle von Kenntnissen, mehr Geschicklichkeit und Umsicht, unausgesetzte Thätigkeit,
reichlich vorhandene Arbeitskräfte und erhöhte Brauchbarkeit der
Arbeiter, sichern
Absatz, genügendes
Kapital und leichten
Bezug von Dungmitteln aller Art.
Manche Handelspfl
anzen setzen außerdem noch das Vorhandensein oder die Einrichtung von technischen Etablissements
zur Verarbeitung voraus. Am ausgedehntesten ist ihr Anbau in
Baden,
[* 5] der
Pfalz, den
Rheinprovinzen, in
Belgien
[* 6] und vielen Teilen
von
Frankreich. Nur selten ist demselben jedoch mehr als 15 Proz. des landwirtschaftlich
benutzten
Bodens eingeräumt; im Nordosten von
Deutschland,
[* 7] Rußland und anderwärts erreicht er kaum einige
Prozente.
Vgl. Löbe, Anleitung zum rationellen Anbau der Handelsgewächse (Stuttg. 1868-70, 7 Tle.);
Langethal, Landwirtschaftliche Pflanzenkunde, Bd. 3 (5. Aufl., Berl. 1874).