Handarbeit
,
weibliche, im weitesten
Sinne, den Verhältnissen früherer Kulturperioden entsprechend, die Gesamtheit
der häuslichen Verrichtungen zur Herstellung und Verzierung von
Wäsche und Kleidungsstücken, als
Spinnen,
[* 3] Weben,
[* 4] Nähen,
Sticken,
Stricken, Häkeln, Filetarbeit u. s. w. Nachdem seit dem Anfang des 19. Jahrh.
die auf Massenproduktion berechnete Maschinenarbeit sich immer mehr dieser Thätigkeiten bemächtigt
und dieselben zu selbständigen Industriezweigen entwickelt hat, sind unter Handarbeit
nur noch diejenigen Thätigkeiten
zu ver-
stehen, die noch jetzt der Frau eigentümlich sind und von ihr im Hause ohne Zuhilfenahme von
Maschinen ausgeführt werden
können. Es sind dies ausschließlich solche
Arbeiten, in denen, unbeschadet der Rücksicht auf technische
Vollendung, das künstlerische Element, d. h. die Geschmacksbildung in Form,
Farbe und
Anordnung, zum
Ausdruck kommt. In neuerer
Zeit ist der weiblichen Handarbeit
sowohl vom volkswirtschaftlichen als vom rein ästhetischen Standpunkt erhöhte
Aufmerksamkeit geschenkt und durch die Gründung von
Vereinen, Zeitschriften sowie von Schulen (s.
Handarbeitsunterricht) in
Verbindung mit Museen oder Kunstateliers auf die Förderung derselben hingewirkt worden.
Einen belebenden und veredelnden Einfluß hat auch auf diesem Gebiet die in der neuesten Zeit erstrebte
Hebung
[* 5] des Kunstgewerbes
durch das Bekanntwerden älterer Kunstleistungen, besonders der stilvollen
Arbeiten des deutschen Mittelalters und der aus
tausendjährigen Überlieferungen hervorgegangenen farbenreichen Schöpfungen des
Orients, ausgeübt.
Über die einzelnen Zweige der Handarbeit
s. Häkeln, Nähen,
Stricken,
Spitzenklöppeln,
Sticken u. s. w.