Hallwil
(Schloss) (Kt. Aargau, Bez. Lenzburg, Gem. Seengen). 448 m. Schloss, am linken Ufer der Hallwiler Aa, 1 km vom untern Ende des Hallwilersees und an der Strasse Boniswil-Seengen. 2 Gebäude, 17 reform. Ew. Wiege eines der berühmtesten Geschlechter der Schweiz. Im 11. Jahrhundert erbaut, aus welcher Zeit noch die nach W. gelegenen Teile des Schlosses stammen. Besteht eigentlich aus zwei Schlössern und stand einst auf einer kleinen Insel im See, die jetzt landfest geworden ist. Bis 1798 bildete Hallwil eine eigene Baronie mit ausgedehnten Hoheitsrechten. In einem der Säle sieht man heute noch den gemalten Stammbaum des Geschlechtes von Hallwil; ferner zeigt man das Schwert, mit dem der Ueberlieferung nach vor dem Schloss Fahrwangen 63 Mitverschworene gegen Kaiser Albrecht enthauptet worden sein sollen. Als im 10. Jahrhundert ein Hallwil nach langjähriger Abwesenheit aus dem Heiligen Lande zurückkehrte, musste er seine Stammburg zuerst wieder von den Mönchen säubern, die sich unterdessen darin häuslich eingerichtet hatten. Nach dem Erlöschen der Grafen von Lenzburg nahmen die Hallwil Partei für die Grafen von Kiburg und seit 1273 für die Grafen von Habsburg und kämpften bei Morgarten, Sempach und in den Appenzellerkriegen mit. Zur Belohnung für ihre Treue erhielten sie von den Herzogen von Oesterreich die Marschallswürde.
Als die Berner 1415 den Aargau eroberten, bemächtigten sie sich auch der den Hallwil gehörenden Schlösser, nämlich der beiden Wartburgen bei Olten, des Schlosses Hallwil und der Burg Wildegg, wo gerade Thüring, der Schlossherr von Hallwil, bei seinen Vettern Rudolf und Walther auf Besuch weilte. Schloss Hallwil ging damals in Flammen auf, wurde aber 1419 wieder aufgebaut. Die Herren von Hallwil leisteten Bern den Treueid, worauf ihnen alle ihre Rechte und ihr Besitz unter der Bedingung gewahrt blieben, dass sie und ihre Leute im Kriegsfall mit den Bernern zu marschieren verpflichtet waren. Im August 1415 schlossen die Hallwil mit Bern und Solothurn ein Burgrecht, das sie zu Aussenburgern dieser beiden Städte machte und unter deren unmittelbaren Schutz stellte. Trotzdem nahm Thüring von Hallwil im alten Zürichkrieg Partei für Zürich und gegen die Eidgenossen. Später kauften die Hallwil das Burgerrecht von Bern und Solothurn, und von dieser Zeit an findet man sie in allen Kämpfen stets wacker auf Seite der Eidgenossen stehen. Hans von Hallwil befehligte am Tage von Murten die Vorhut der Eidgenossen und trug sowohl durch seine persönliche Tapferkeit wie durch seine weisen Ratschläge wesentlich zur Niederlage Karls des Kühnen mit bei. Ein Zweig der Familie lebt heute in Oesterreich, wo er den Grafentitel erlangt hat, ein anderer in Schweden. Im Mittelalter und vor der Reformation war die Burgherrschaft Hallwil das politische Zentrum für einen weiten Umkreis von Landschaften; ihr Besitz und ihre Rechte erstreckten sich auf das ganze Gebiet rund um den Hallwilersee, auf die Trostburg und Wartburg, sowie auf zahlreiche Ortschaften der Bezirke Aarau, Kulm, Lenzburg und Brugg. Später verlor das Geschlecht viel von seinem Ansehen durch innere Streitigkeiten und Ausschreitungen von Seiten einzelner seiner Angehörigen. Das Schloss wird trotz seiner einstigen Wiederherstellung heute nicht mehr unterhalten und zerfällt allmählig zur Ruine. Der Name Hallwil vom Personennamen Halo (hal = Mann, Held).