Marktflecken in der oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft
Gmunden, im
Salzkammergut,
[* 2] 500 m ü. M., am
westlichen Ufersaum des 125 m tiefen, 8,7 qkm großen
HallstätterSees, welcher ringsum von 1800-2100 m hohen Gebirgsmauern
eingeschlossen ist und hierdurch sowie durch seine dunkle Färbung einen ernsten, beinahe düstern
Charakter erhält, ist
dicht an die
Felsen gebaut, hat 4
Kirchen (darunter eine katholische aus dem Jahr 1320 mit schönem
Flügel-
und Schnitzaltar und eine neue schöne protestantische), eine
Fachschule für
Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung, ein
Museum
von
Naturalien und Altertümern, eine höchst interessante, 1846 entdeckte keltische Begräbnisstätte mit
ca. 1000
Gräbern
und zahlreichen Bronzegegenständen,
Holzschnitzerei und (1880) 740 meist arme, vielfach auch durch frühzeitige körperliche
Arbeit herabgekommene Einwohner. Hallstatt ist berühmt durch sein Salzberg- und Salzsudwerk.
Die
Produktion an
Salzsole betrug 1884: 1,47 Mill.
hl, wovon in Hallstatt selbst 253,000
hl zu 81,581 metr. Ztr.
Salz
[* 3] versotten wurden.
Auch die
SalinenEbensee und
Ischl
[* 4] empfangen ihre
Sole großenteils von Hallstatt. Die Umgegend ist an Naturschönheiten sehr reich.
Mitten im
Ort stürzt der
Mühlbach wildschäumend über
Felsen herab. Ein zweiter, bedeutenderer
Wasserfall
ist der fast 100 m hohe Waldbachstrub.
Von aus befährt ein
Dampfboot den
See. Am jenseitigen östlichen
Ufer desselben zieht
die Salzkammergutbahn vorüber. An diesem
Ufer, gegenüber von Hallstatt, steht das freundliche
SchloßGrub. - Die
Salzminen von Hallstatt wurden ohne
Zweifel schon in grauer Vorzeit bearbeitet, wofür das berühmte »Totenfeld«
im
Hallstätter Salzberg das sprechendste
Zeugnis liefert. Hallstatt lag im Gebiet der keltischen Halaunen. Die
hier gefundenen
Objekte
besitzen große Bedeutung für die
Prähistorie, insofern sie einen besondern
Typus repräsentieren (vgl.
Metallzeit).
[* 5]
Unter den Habsburgern erscheint Hallstatt im Gebiet des
Kammerguts oder der
ProvinzIschl als ein Hauptort des
Salzkammerguts, dessen Salzbetrieb
HerzogAlbrecht I. emporbrachte. Der
Erzbischof von
Salzburg,
[* 6]
Konrad IV. von Vonstorf, der das
mit
Hallein rivalisierende Werk an seinen
Grenzen
[* 7] mit Widerwillen bemerkte, überfiel 1295 und zerstörte die Werke vonGrund
aus. 1311 begann der Betrieb derselben von neuem. Das
Recht des
Handelns mit dem zu Hallstatt erzeugten
Salz besaßen ursprünglich
zwölf
Bürger des
Ortes.
Ferdinand I. brachte dasselbe 1563
an sich und erhob das Sudwesen zu einem
Regal.
Marktflecken im Gerichtsbezirk Ischl der österr. Bezirkshauptmannschaft Gmunden in
Oberösterreich, liegt in 494 m Höhe an dem südwestl. Ende des von der Traun durchflossenen Hallstättersees (s. d.), am
Fuße des Hallstätter Salzbergs, über den man zum Plassenstein (1952 m) gelangt, und an der Linie Steinach-Irdning-Attnang
der Österr. Staatsbahnen,
[* 9] die am steilen östl. Ufer des Sees hinführt, ist
Sitz einer Salinen- und Forstverwaltung und hat (1890) 789, als Gemeinde 1660 E., darunter ein Drittel Evangelische, zwei
kath. Kirchen, unter welchen die alte Pfarrkirche einen altertümlichen Schnitz-und Bilderaltar enthält, eine evang. Pfarrkirche
und eine Fachschule für Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung.
Die Häuser sind amphitheatralisch an dem Berge hinangebaut und statt der Straßen durch Treppen
[* 10] verbunden.
Mitten im Orte bildet der Mühlbach, der durch 1890 vollendete Verbauungen unschädlich gemacht ist, einen kleinen Wasserfall.
Die Sole des Salzbergs, dessen Stollenmundloch 1120 m hoch liegt, wird großenteils nach Ischl und Ebensee geleitet und auch
in Hallstatt selbst im Sudhaus versotten. Der Salzbergbau ist einer der ältesten und wurde schon von den Kelten
betrieben, im 14. Jahrh. aber wieder aufgefunden. Es wurden (1891) von 383 Arbeitern 276,8 t Stein-, 8171,4 t Sud- und 720 t
Düngesalz im Werte von 926 028 Fl., außerdem an Salzsole 1979,403 hl gewonnen. Altertümer aus röm. und vorröm. Zeit
wurden schon früher bei Hallstatt aufgefunden; eine Merkwürdigkeit ist das in der Nähe des in 853 m Höhe von HerzogAlbrecht I.
von Österreich
[* 11] erbauten Rudolfsturms 1846 aufgedeckte große Gräberfeld durch den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der
Fundgegenstände. Seitdem
¶
mehr
sind schon über 1000 Gräber geöffnet, die fast ohne Ausnahme ein reiches archäol. Material geliefert haben. Das Merkwürdige
ist, daß hier Leichenbrand, Leichenbestattung und beides zusammen, d. h. teilweise Verbrennung und teilweise Bestattung, nebeneinander
vorkommen. Von den Metallen sind Bronze
[* 13] und Eisen
[* 14] am meisten vertreten, mehrfach kommt auch Gold
[* 15] vor, Silber
gar nicht; dann finden sich Thongefäße der verschiedensten Art, ganz roh, sowie fein und geschmackvoll ornamentiert, aber
noch ohne Scheibe hergestellt, ferner Glas,
[* 16] Bernstein,
[* 17] Elfenbein; Waffen
[* 18] sind nicht zahlreich, die bronzenen und die noch häufigern
eisernen Schwerter
[* 19] sind ziemlich lang, ganz gerade, zweischneidig und unten in einem stumpfen Winkel
[* 20] als
spitze endend.
Mehrere scheinen absichtlich zerbrochen ins Grab gelegt worden zu sein. Lanzenspitzen und Celte kommen ebenfalls sowohl von
Eisen wie von Bronze vor. Bei weitem häufiger sind in den Gräbern aber die Schmucksachen,
[* 21] prachtvolle Gürtel
[* 22] aus ganz dünn
getriebenem Bronzeblech, zum Teil mit phantastischen Tier- und Menschenfiguren, Fibeln,
[* 23] meist aus zwei durch
eine Schleife verbundenen Scheibenspiralen von Bronzedraht bestehend, Armringe, Fußringe, Haar- und Gewandnadeln und alle möglichen
andern Zierate mit Klapperblechen von Bronze, Halsketten von Bernstein- und Glasperlen.
Von hervorragendster Bedeutung sind auch die Bronzegefäße, die in allen Formen und Größen als Näpfe, Eimer, Kessel, Schöpfgefäße
u. s. w. vorhanden sind. Sie sind getrieben oder aus mehrern Platten
zusammengenietet. Das Löten scheint damals noch unbekannt gewesen zu sein. Alle diese verschiedenen Fundstücke sind zum
Teil entschieden einheimische Arbeit, teilweise aber auch Importartikel von fremden Völkern; so weist z. B. der Bernstein zu
den Völkern an der Ostsee hin und manche Bronzen verraten deutlich die altetrusk. Herkunft; auch das
häufige Vorkommen von Glas und das Elfenbein, das zu Einlagen benutzt wurde, bezeugt den regen Handelsverkehr der alten Hallstätter
mit den alten Kulturvölkern am Mittelmeer.
Über das ungefähre Alter dieses Gräberfeldes ist man ziemlich einig, nämlich daß etwa die Blüte
[* 24] desselben von 700 bis 400 v. Chr.
gewesen sein muß (s. Hallstätter Zeit). Gleichwohl glaubt Freiherr von Sacken (Das Gräberfeld von Hallstatt) den Anfang desselben
noch um einige Jahrhunderte herausrücken und es ziemlich bis in die röm. Zeit ausdehnen zu müssen. Die Bevölkerung war
sicher eine keltische, deren Vorliebe für Schmuck und Putz ja auch oft im Altertum erwähnt wird. Die
Funde sind dem Wiener Hofmuseum einverleibt. -
Vgl. Meyer, Das Gräberfeld von Hallstatt (Dresd. 1885).