Hallstätter
Zeit
bedeutet die Zeit
des Hallstätter
(s.
Hallstatt) Gräberfeldes (etwa vom 7. bis 4. Jahrh.
v. Chr.)
und ist allgemeiner wissenschaftlicher
Ausdruck geworden für die ganze Kulturperiode, die durch das Hallstätter
Gräberfeld
am hervorragendsten repräsentiert wird;
Hallstatt ist also keineswegs der Ausgangspunkt dieser Kultur. Diese Zeit
ist eigentlich
die
Periode des Überganges von der Bronzekultur zur Eisenkultur, da aber die
Bronze
[* 2] auch in
Hallstatt selbst,
ferner auch im übrigen
Österreich
[* 3] und in Süddeutschland während dieser Zeit
noch in vieler
Beziehung überwiegt, in vielen
Teilen Norddeutschlands sogar noch allein herrschend ist, hat man sich daran gewöhnt, den
Ausdruck Hallstätter Zeit
meist synonym
mit der jüngern
Bronzezeit zu gebrauchen.
Die zahlreichen
Bronzen dieser Zeit
sind teils Importartikel von den Völkern am Mittelmeer, besonders den
Etruskern und den
griech.
Kolonien, zum
Teil aber auch schon einheimische
Arbeiten, denen allerdings fremde
Muster vorgelegen haben. Es sind zum
großen
Teil Gräberfunde aus Hügel- und Flachgräbern, in Norddeutschland meist mit Leichenbrand in
Urnen und Steinsetzungen, im
Süden sehr oft auch mit
Leichenbestattungen, zum
Teil aber auch sog. Depotfunde oder Schatzfunde
oder Votivfunde, die gerade für diese Zeit
sehr charakteristisch sind.
Man findet nämlich häufig entweder tief in der Erde in großen Steinsetzungen oder ohne solche, oder auch in Seen oder Sümpfen oder kleinen Pfützen versenkt größere, aus vielen Stücken bestehende Bronzefunde, die keine Gräberfunde sind, weil keine Knochen [* 4] eines bestatteten oder verbrannten Körpers dabei gefunden sind. Sie werden als Weihgaben an die Götter aufgefaßt, die vielleicht auch dem Spender selbst dereinst zu gute kommen sollten. Merkwürdigerweise bemerkt man bei solchen Funden oft die absichtliche Zerstörung vieler Stücke, ehe sie versenkt sind, was wohl mit irgend einem unbekannten Aberglauben zusammenhängen mag, wenn man nicht vielleicht nur damit jeden fernern praktischen und profanen Gebrauch dieser der Gottheit geweihten Stücke verhindern wollte.
Unter den
Bronzen finden sich
Gefäße in den verschiedensten Formen, Zierate, wie Gürtel,
[* 5]
Fibeln,
[* 6]
Beschläge
u. s. w. aus dünnem Bronzeblech mit getriebenen Verzierungen, ferner Halsringe und
Armringe, die oft aus einem vierkantig
ausgehämmerten
Stab
[* 7] hergestellt und dann nach verschiedenen
Richtungen gewunden sind (torques, Wendelringe, s.
Tafel:
Urgeschichte
III,
[* 1]
Fig. 9), andere massive
Ringe mit linearen eingeritzten Ornamenten oder ohne solche,
Fibeln mit Scheibenspiralen
an beiden Seiten oder kleine Bügelfibeln mit zurückgebogenem Fuß,
Celte mit Schaftlappen und
Hohlcelte,
Messer
[* 8] in den verschiedensten
Formen, Lanzenspitzen und Schwerter.
[* 9] In Norddeutschland sind die Metallbeigaben in den Gräbern dieser Zeit
oft ziemlich
spärlich, selbst die an
Thongefäßen so unendlich reichen Gräberfelder der
Lausitz enthalten immer nur
wenige primitive
¶
mehr
Nadeln [* 11] und Ringe von Bronze und andere kleine unbedeutende Zierate. Reicher sind die Urnenfelder des östl. Deutschlands, [* 12] besonders in Posen [* 13] und Schlesien, [* 14] dann die von Böhmen, [* 15] Mähren, Österreich und Ungarn, [* 16] die zum Teil schon viel Eisen [* 17] und auch Glas [* 18] enthalten, ebenso die Hügelgräber in Süddeutschland, die oft sehr reich mit Armringen und Fibeln und allen möglichen Schmucksachen [* 19] ausgestattet sind. Die Bevölkerung war im nördl. Deutschland [* 20] eine germanische, in Österreich, Süddeutschland und der Schweiz [* 21] sowie in Frankreich eine keltische. (S. Urgeschichte.)